Verbände: IG Metall agiert wirklichkeitsfern

Die M+E-Verbände werfen der IG Metall angesichts ihrer Forderungsempfehlungen unisono eine Verkennung der wirtschaftlichen Lage vor. ME Saar Hauptgeschäftsführer Malter bezeichnete die Höhe der Lohnforderung der IG Metall Mitte als überzogen und unangemessen: „Gerade erst haben alle Wirtschaftsforscher einschließlich des Sachverständigenrates ihre Wachstumsprognosen für 2014 und 2015 dramatisch nach unten korrigiert. Aber das hat die IG Metall in ihrer Forderungshöhe von 5,5 Prozent völlig ausgeblendet, sie verkennt vollkommen die heterogene Lage in unseren Teilbranchen und Unternehmen.“ Der VMET-Vorsitzende Bruhn warf der Gewerkschaft vor, sie schüre „Illusionen bei Beschäftigten und in der Öffentlichkeit über Spielräume in der Tarifrunde 2015“ und habe angesichts rückläufiger Umsätze in der M+E-Branche „die Forderungen, der Realität nicht angepasst“. „Rückläufige Konjunkturprognosen und steigende Lohnstückkosten zeigen, auf welch dünnem Eis wir uns bewegen“, so Bruhn weiter.

Auch die geforderte Teilzeit für persönliche Weiterbildung, die vom Arbeitgeber bezuschusst werden soll, lehnen die ME-Arbeitgeber entschieden ab. Die M+E-Unternehmen gäben bereits „aus Eigeninteresse um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern“ acht Milliarden Euro für Ausbildung und betriebsnotwendige Weiterbildung aus, merkte Malter an: „Dafür brauchen wir keinen tariflichen Zwang.“ Der Gewerkschaftsvorschlag werde letztlich darin münden, dass etwa „die Weiterbildung eines Ingenieurs durch den Lohnverzicht eines Schichtarbeiters finanziert“ werde, und zwar „auch dann, wenn der Ingenieur anschließend kündigt und bei der Konkurrenz Karriere macht. Das ist kein fairer Lösungsansatz“, so Malter und Bruhn ergänzte: „Bei der Altersteilzeit wollen wir eine faire und freiwillige Lösung finden. Altersteilzeit soll gerechter gestaltet werden. Wenn die Solidarität aller in Anspruch genommen wird, muss es einen Unterschied machen, ob jemand nicht mehr kann oder vorher aussteigen will.“

NiedersachsenMetall-Hauptgeschäftsführer Schmidt warf der IG Metall vor, den Bogen zu überspannen: „Was hier so schön klingt, kostet die Betriebe aber noch einmal richtig Geld. Das gibt die aktuelle wirtschaftliche Lage und insbesondere der Ausblick auf das Jahr 2015 nicht her. Irgendwann bricht auch der flexibelste Bogen.“ Zur „ohnehin angespannten Gesamtlage“ kämen „so noch nicht gekannte wirtschaftliche Unterschiede“ innerhalb der Branchen, erklärte Schmidt: „Eine Grundvoraussetzung verantwortlicher Tarifpolitik ist es, diese Unterschiede zu erkennen und bei den Tarifverhandlungen zu berücksichtigen. Unsere Unternehmen brauchen mehr Differenzierung bei den Tarifverträgen – alles andere passt so nicht mehr in die Zeit.“ Differenzierung könne etwa über betriebliche Öffnungsklauseln und die Möglichkeit der Verschiebung von Entgelterhöhungen je nach Ertragslage vereinbart werden, sagte der Hauptgeschäftsführer und warnte, wer „alle Betriebe über einen Kamm scheren“ wolle, sorge „für eine Flucht der Betriebe aus dem Flächentarifvertrag. Dann geht die Tarifbindung den Bach runter und das Ende des Flächentarifvertrages in Deutschland ist vorprogrammiert.“

Die Gewerkschaft gibt sich unterdessen unbeeindruckt und kündigt in Person des baden-württem­bergischen Bezirksleiters Zitzelsberger bereits eine „harte Auseinandersetzung“ um das gesamte Forderungspaket an. Auch Bayerns Bezirksleiter Wechsler sagte, alle drei Forderungen seien gleichberechtigt: „Wir werden uns dieses Gesamtpaket nicht aufschnüren lassen.“