Studie zur Digitalisierung: Bis zu 40 Prozent der Erwerbstätigen haben Sprachdefizite
Immer mehr Erwerbstätige haben Sprachdefizite und andere Lücken in der Grundbildung. Das zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Die Gründe für die Zunahme liegen im starken Beschäftigungsaufbau der vergangenen Jahre und in der Zuwanderung. Um die Jobs der Betroffenen langfristig zu sichern, muss die Grundbildung am Arbeitsplatz gefördert werden.
Der deutsche Arbeitsmarkt boomt. Das gilt auch für die sogenannten Helferberufe – also Tätigkeiten, die in der Regel keinen Berufsabschluss voraussetzen. Zwischen 2013 und 2017 ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in diesen Jobs von 4,1 Millionen auf 5 Millionen gestiegen. Viele von ihnen haben Lücken in der Grundbildung. Nach einer aktuellen Auswertung des IW von OECD-Daten aus dem Jahr 2012 verfügen rund 39 Prozent der Helfer nur über sehr geringe Lesekompetenzen, können also nur kurze Texte zu vertrauten Themen lesen und verstehen. Schlecht steht es auch um die mathematischen Kenntnisse: Knapp 44 Prozent der Beschäftigten in Helfertätigkeiten beherrschen nur einfachste mathematische Vorgänge wie Zählen oder Sortieren.
Die Sprachdefizite kommen besonders häufig bei ausländischen Beschäftigten vor. Eine weitere IW-Untersuchung auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) mit Daten aus dem Jahr 2015 zeigt, dass knapp 16 Prozent der ausländischen Erwerbstätigen laut eigenen Angaben Defizite beim Sprechen, Lesen oder Schreiben haben. Von denen, die seit mindestens vier Jahren in Deutschland leben, sind es immer noch gut 13 Prozent. Beide Werte sind im Vergleich zum Jahr 2011 gestiegen. Besonders groß sind die Sprachdefizite wiederum im Helferbereich, wo 28 Prozent der ausländischen Beschäftigten Schwierigkeiten beim Sprechen, Lesen oder Schreiben haben.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ausländer in qualifizierten Tätigkeiten ist zwischen 2013 und 2017 von 1,5 Millionen auf 2,1 Millionen gestiegen, in Helfertätigkeiten von 800.000 auf 1,3 Millionen. Dementsprechend dürften auch die migrationsspezifischen Defizite im Vergleich zur SOEP-Erhebung 2015 weiter zugenommen haben. „Insbesondere im Hinblick auf die Digitalisierung, die auch an Geringqualifizierte neue Anforderungen stellt, müssen Unternehmen mit Unterstützung der Politik mehr für die Grundbildung der Beschäftigten tun“, sagt IW-Experte Wido Geis. Das betreffe besonders die Kommunikationsfähigkeit der Arbeitnehmer. „Auch im Helferbereich werden Sprachkompetenzen immer wichtiger. Arbeitsplatzbezogene Grundbildung ist deshalb entscheidend, um die Beschäftigung langfristig zu sichern.“
Quelle: Institut der Deutschen Wirtschaft, Köln