Arbeitszeitdebatte: Vier-Tage-Woche aktuell kein Ziel der Gewerkschaften

Christoph Schröder Foto: IW Köln

(cs) Laut eines Artikels in der BILD-Zeitung sorgt die Forderung von Bundeskanzler Friedrich Merz, die Menschen in Deutschland müssten „wieder mehr und effizienter arbeiten“, für kontroverse Diskussionen. Dabei rückt auch das Modell der Vier-Tage-Woche erneut in den Fokus – allerdings mit klarer Zurückhaltung seitens der Gewerkschaften. Fazit laut BILD-Zeitung: Die Vier-Tage-Woche mit vollem Lohnausgleich ist aktuell kein Ziel der Gewerkschaften. Stattdessen steht der Wunsch nach mehr Flexibilität und spürbarer Entlastung im Vordergrund der tarifpolitischen Diskussion.

IG-Metall-Chefin Christiane Benner wird in dem Artikel mit den Worten zitiert: „Eine Vier-Tage-Woche mit vollem Lohnausgleich steht aktuell nicht auf der gewerkschaftlichen Forderungsliste.“ Dennoch halte sie das Modell weiterhin für sinnvoll. Derzeit sei die wirtschaftliche Lage in vielen Betrieben jedoch angespannt – was dazu führe, dass Arbeitgeber aus wirtschaftlichen Gründen die Arbeitszeit verkürzten, jedoch auf Kosten der Beschäftigten. Um dem entgegenzuwirken, brauche es laut Benner politische Investitionen, eine Entlastung der Bürger sowie Standorttreue der Unternehmen.

Auch Christoph Schröder vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft bestätigt gegenüber BILD, dass die Gewerkschaften offenbar verstanden hätten, wie wichtig es sei, Standorte für Investoren attraktiv zu halten. Eine pauschale Forderung nach einer Vier-Tage-Woche bei gleichzeitig steigenden Arbeitskosten und Sozialabgaben sei seiner Meinung nach wirtschaftlich problematisch.

Laut BILD hatte die IG Metall 2023 in der Stahlindustrie mit der Vier-Tage-Woche verhandelt, diese Forderung jedoch wieder verworfen.

Thorsten Schulten vom gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut beobachtet laut dem Artikel, dass aktuell flexible Arbeitszeiten und zusätzliche freie Tage den Beschäftigten wichtiger seien als starre Modelle wie die Vier-Tage-Woche. Die Gewerkschaften hätten erkannt, dass Flexibilität das Gebot der Stunde sei.

Verdi-Chef Frank Werneke unterstreicht in dem Beitrag die hohe physische und psychische Belastung in Berufen wie Pflege oder Kita-Arbeit. Deshalb bleibe der Ruf nach mehr Entlastung, insbesondere durch freie Tage, bestehen. Die Debatte um Arbeitszeit habe aus seiner Sicht inzwischen „absurde Züge“ angenommen – insbesondere, weil die Realität vieler Beschäftigter im öffentlichen Dienst von überdurchschnittlich langen Arbeitszeiten geprägt sei.

Quelle: BILD-Zeitung