Corona-Pandemie dämpft Konfliktfreude
Die Tarifverhandlungen standen im Jahr 2020 unter dem Einfluss der Pandemie. Die Lohnerhöhungen fielen moderat aus und die Konfliktintensität war die niedrigste seit dem Jahr 2005.
Die verschiedenen Konflikthandlungen in Tarifauseinandersetzungen, zum Beispiel Streikdrohungen, Warnstreiks, juristischer Streit oder Urabstimmungen, summierten sich im Durchschnitt auf 2,4 Punkte pro Verhandlung. Im Vorjahr fielen im Durschnitt noch 10,3 Punkte je Verhandlung an, 2015 sogar 17,8 Punkte. Einzige Ausnahme einer insgesamt harmonischen Sozialpartnerschaft war der Öffentliche Dienst. Ungeachtet der Corona-Pandemie riefen die Gewerkschaften dort unter der Federführung von ver.di mehrfach zu Warnstreiks auf. Die Pandemie wird die Tarifauseinandersetzungen auch im Jahr 2021 beeinflussen. Vor dem Hintergrund des monatelangen Lockdowns wäre in vielen Bereichen der Volkswirtschaft 2021 eine „tarifpolitische Diät“ angebracht. Die Frage ist, ob die Gewerkschaften nach dem „Maßhalten“ 2020 noch einmal dazu bereit sein werden. Die Lohnforderungen fallen bislang zwar moderater als in den Jahren vor der Pandemie. Insbesondere die IG Metall zeigt sich aber offensiver als zu Beginn der Tarifrunde 2020. Sie verweist darauf, dass die Konjunktur 2021 wieder Fahrt aufnehmen soll. Zudem haben die massiven Warnstreiks im Öffentlichen Dienst gezeigt, dass Arbeitskämpfe auch unter Pandemiebedingungen für die Gewerkschaften ein zentrales Druckmittel bleiben. Vor diesem Hintergrund ist eher nicht zu erwarten, dass das laufende Jahr noch einmal so harmonisch ablaufen wird wie 2020. Quelle: Dr. Hagen Lesch, IW Köln
Dr. Hagen Lesch