Digitalisierung in Deutschland: Fortschritt, Herausforderungen und Potenziale

(cs) Die Digitalisierung hat in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren spürbare Fortschritte gemacht. Ein wichtiger Treiber war die Corona-Pandemie, die in vielen Bereichen einen Digital-Schub auslöste. Doch was ist davon geblieben? Eine neue Analyse des Cisco Digital Kompass 2025 zeigt ein gemischtes Bild: Einerseits sind viele Verbesserungen sichtbar, andererseits wird nicht überall das volle Potenzial der Digitalisierung genutzt. Eine gewisse „Digitalmüdigkeit“ scheint sich breitgemacht zu haben.

Fortschritte und Hemmnisse der Digitalisierung

Laut dem Cisco Digital Kompass 2025 gibt es in Deutschland zahlreiche digitale Fortschritte. Dennoch fehlt in manchen Bereichen der Wille, die Technologien konsequent auszubauen und zu nutzen. Uwe Peter, Chef von Cisco Deutschland, bringt es auf den Punkt:

„Wir haben in den letzten fünf Jahren viel erreicht, Deutschlands Digitalisierung ist besser als ihr Ruf. Aber Deutschland kann mehr. Eine Digitalmüdigkeit können wir uns 2025 nicht leisten.“

Ein Blick auf zentrale Aspekte der Digitalisierung zeigt sowohl Licht als auch Schatten:

Verwaltung und Staat: E-Government und Bildung

Die Nutzung digitaler Verwaltungsdienste stieg von 40 Prozent (2018) auf 54 Prozent (2020), blieb danach jedoch nahezu unverändert bei 56 Prozent (2024). Deutschland liegt damit hinter der Schweiz (66 %) und Österreich (75 %).

Ein klarer Fortschritt ist hingegen in Schulen sichtbar: 2020 verfügten nur 37 Prozent der Schulen über digitale Endgeräte wie Tablets oder Laptops, 2023 waren es bereits 90 Prozent.

Digitalisierung im Alltag: Wandel des Nutzerverhaltens

Die Deutschen haben sich zunehmend an digitale Services gewöhnt. Der Anteil der Online-Banking-Nutzer stieg von 52 Prozent (2019) auf 84 Prozent (2024). Auch die Nutzung von Fitness-Trackern nahm von drei auf 4,2 Millionen Menschen zu.

Streaming-Dienste verzeichnen ebenfalls ein kontinuierliches Wachstum: Die Anzahl der Pay-TV- und Streaming-Abonnenten stieg von 15 Millionen (2019) auf 21,1 Millionen (2024), während sich die jährlichen Musikstreams von 109 auf 213 Milliarden fast verdoppelten.

Ein Wandel zeigt sich auch in der Telemedizin: Während 2019 nur wenige Hundert Videosprechstunden pro Jahr registriert wurden, waren es 2021 rund 956.000. Doch das Interesse nahm wieder ab, sodass 2023 noch 576.000 virtuelle Arzttermine verzeichnet wurden – immer noch ein deutliches Plus im Vergleich zu vor der Pandemie.

Wirtschaft: Investitionen steigen, Nutzung bleibt hinter den Erwartungen

Die IT-Ausgaben deutscher Unternehmen stiegen von 9,3 Milliarden US-Dollar (2019) auf 14 Milliarden US-Dollar (2024). Mobiles Arbeiten war ein wesentlicher Treiber: Die Homeoffice-Quote kletterte von 13 auf 23 Prozent.

Ein weiteres Beispiel ist der Ausbau schneller Internetverbindungen: Gigabit-Anschlüsse (1.000 Mbit/s) stehen mittlerweile 75 Prozent der Haushalte zur Verfügung (2019: 43 Prozent). Der Anteil reiner Glasfaseranschlüsse (FTTH/B) wuchs von 12 auf 32 Prozent. Dennoch nutzen nur 11 Prozent der deutschen Haushalte aktiv Glasfaser.

Cybersecurity und Künstliche Intelligenz: Herausforderungen bleiben

Der Cisco AI Readiness Index 2024 zeigt, dass 98 Prozent der Unternehmen die Dringlichkeit von KI-Technologien erkennen. Doch nur sechs Prozent sehen sich als bestmöglich vorbereitet. Auch in der Cybersicherheit gibt es Handlungsbedarf: Laut dem Cisco Cybersecurity Readiness Index 2024 sind nur zwei Prozent der Unternehmen in Deutschland optimal gegen Cyberangriffe gewappnet – ein deutlicher Rückgang gegenüber elf Prozent im Vorjahr.

Die Kosten durch Cyberangriffe steigen rasant: Zwischen 2019 und 2024 wuchs der jährliche Gesamtschaden von 103 Milliarden auf 267 Milliarden Euro.

Fazit: Was muss Deutschland tun?

Die Digitalisierung in Deutschland hat Fortschritte gemacht, aber das volle Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Die Cisco-Studie zeigt klare Handlungsfelder:

  • Mehr Investitionen in Cybersicherheit: 43 Prozent der Befragten sehen hierin die wichtigste Zukunftsaufgabe.
  • Ausbau der digitalen Verwaltung: 36 Prozent halten dies für notwendig, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.
  • Verbesserung der IT-Infrastruktur: 35 Prozent fordern eine konsequentere Umsetzung.

Deutschland kann mehr in der Digitalisierung erreichen – die Weichen für eine digitale Zukunft müssen jetzt gestellt werden.

Über die Studie

Der Cisco Digital Kompass 2025 basiert auf umfassenden Analysen und Umfragen zur digitalen Entwicklung in Deutschland und international. Er beleuchtet Trends, Chancen und Herausforderungen in Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft.

Quelle: cisco