Digitalisierungsstrategie: Rheinmetall übernimmt Aktivitäten des Drohnenherstellers EMT
Der Düsseldorfer Rheinmetall-Konzern übernimmt im Zuge seiner Digitalisierungs-strategie die Aktivitäten des renommierten Drohnenherstellers EMT. Eine entsprechende Vereinbarung haben beide Seiten nun unterzeichnet. Die in Penzberg, Bayern, ansässige EMT Ingenieurgesellschaft Dipl.-Ing. Hartmut Euer mbH engagiert sich auf dem Feld der Entwicklung, Produktion und Instandhaltung von unbewaffneten, taktischen Flugsystemen zur Aufklärung. Wichtigster EMT-Kunde ist die Bundeswehr, die derzeit das neuentwickelte Aufklärungssystem LUNA NG einführt. LUNA NG ist ein Schlüsselelement in der vernetzten Kommunikation und Aufklärung (C4ISTAR) und Kernstück der taktischen Datenübertragung.
Die Übernahme, die in Form eines Asset-Deals erfolgt, soll voraussichtlich zum Jahreswechsel 2021/22 wirksam werden und steht neben den üblichen Gremien-zustimmungen auch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Genehmigung. Über den Kaufpreis haben die Vertragspartner Stillschweigen vereinbart.
Das unbemannte Aufklärungssystem LUNA NG verleiht der Bundeswehr eine Schlüsselfähigkeit und gilt als wichtiger Baustein auf dem Weg der Digitalisierung der Streitkräfte. So ist das System die Basis für neue Anwendungen und Entwicklungstätigkeiten wie z.B. das Manned-Unmanned Teaming. Zudem können KI-Fähigkeiten und Anwendungen (z.B. zur automatisierten Datenauswertung) weiter ausgebaut sowie direkt getestet und integriert werden.
Für den militärischen Kunden verbindet sich mit der jetzt vereinbarten Übernahme durch Rheinmetall ein Höchstmaß an Sicherheit und Verlässlichkeit, was die langfristige Betreuung, Wartung und auch die Weiterentwicklung dieses leistungsvollen Systems sowie den Service für weitere in der Nutzung befindlicher unbemannter Flugsysteme bei den Streitkräften anbetrifft. Mit der LUNA Familie wird den internationalen Kunden von Rheinmetall eine Fähigkeit gegeben, im Rahmen von Einsätzen die militärische Lage optimal zu beurteilen und anhand dieser Informationen ein hohes Maß an Schutz für die Kräfte vor Ort entstehen zu lassen.
Strategische Orientierung: Komplettanbieter für die Streitkräfte – Treiber der Digitalisierung
In der Transaktion kommt auch der strategische Ansatz des Rheinmetall-Konzerns zum Ausdruck, seine Position als Systemanbieter für die Streitkräfte entlang des militärischen Bedarfs auszubauen und das Portfolio entsprechend zu komplettieren. Gleichzeitig werden wichtige wehrtechnische Kompetenzen in Deutschland erhalten.
Als Treiber der Digitalisierung der Streitkräfte stärkt Rheinmetall mit dem Schritt seine Stellung im militärischen Geschäft. In der Zusammenführung eigener Kompetenzen mit den Fähigkeiten der EMT erweitert Rheinmetall seine technologische Verantwortung für zentrale Elemente der vernetzten, digitalen Kommunikation und Aufklärung der Streitkräfte.
Informationen, die anhand von unbemannten Flugsystemen gewonnen und verteilt werden, tragen beim militärischen Nutzer im Wirkverbund mit vorhandenen Rheinmetall-Systemen des digitalen Gefechtsfelds wesentlich zur Entscheidungsfindung auf strategischer und taktischer Ebene bei.
Erhalt der Standorte – Integration in die Konzernstruktur
Rheinmetall will die hochentwickelten Fähigkeiten und Kompetenzen der EMT vollumfänglich übernehmen. Der Konzern beabsichtigt, die vier Standorte des Drohnenspezialisten in Bayern und Schleswig-Holstein zu erhalten und sie mit dem vorhandenen Personal in die Konzernstruktur zu integrieren.
Dazu werden die Aktivitäten der EMT künftig bei der Tochtergesellschaft Rheinmetall Technical Publications, Bremen, angesiedelt sein. Als genehmigter luftfahrttechnischer Betrieb nimmt Rheinmetall Technical Publications bereits seit über zehn Jahren die Rolle als systembetreuende Firma für das Kleinfluggerät Zielortung (KZO) wahr und stellt dabei die Einsatzbereitschaft des Systems sowie die Erfüllung seiner spezifizierten Leistungen sicher.
EMT: Ein führender Hersteller unbemannter Flugsysteme in Deutschland
EMT ist ein deutsches Unternehmen, das 1978 in Gauting bei München als „Elektro-Mechanische Technologien GmbH“ gegründet wurde. Kunden des zugelassenen Luftfahrtbetriebs für taktische unbemannte Flugsysteme sind die Bundeswehr sowie Streitkräfte ausländischer Staaten. An den vier Standorten Penzberg (Oberbayern, Hauptsitz seit 1987), Iffeldorf (ebenfalls Oberbayern), Abenberg (Mittelfranken) sowie Osterrönfeld in Schleswig-Holstein beschäftigt das Unternehmen knapp 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Unternehmen befindet sich seit Dezember 2020 in Insolvenz in Eigenverwaltung.
Unbemannte Flugsysteme von EMT sind mit verschiedenen Nutzlasten für kurze und mittlere Reichweiten (bis zu 100 km) ausgelegt. Bekannteste Produkte sind die Nächstbereichsdrohne ALADIN sowie das – ebenfalls unbewaffnete – taktische Aufklärungssystem LUNA, das die Bundeswehr seit 2000 zur luftgestützten Aufklärung im Kosovo, in Mazedonien und Afghanistan sowie seit 2016 auch in Mali nutzt. Mittlerweile befindet sich bei der Bundeswehr das leistungsfähigere Nachfolgesystem LUNA NG in Einführung, das dort gleichzeitig auch das von Rheinmetall in den neunziger Jahren entwickelte Kleinfluggerät Zielortung (KZO) ablöst.
EMT bietet mit seiner Produktpalette bei unbemannten Flugsystemen Lösungen für den militärischen Bereich ebenso wie für zivile und polizeiliche Anwendungen. Zum jeweiligen Flugsystem ist auch die dazugehörige Auswerte- und Flugsteuerungssoftware verfügbar, bis hin zur maßgeschneiderten Peripherie für die verschiedensten Einsatzszenarien von Aufklärung, Rettung sowie Objekt- und Infrastruktursicherung.