Fachkräftemangel: Düsseldorfer Impulspapier fordert neuen Blickwinkel
Der Mangel an Fach- und Arbeitskräften stellt eine der größten Herausforderungen für die Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland dar. Prognosen des Instituts für Arbeits- und Berufsforschung (IAB) zeigen, dass das Erwerbspersonenpotenzial bis 2035 um 3 bis 7,2 Millionen Menschen sinken könnte. Bereits heute sind etwa 35 % der Unternehmen durch den Fachkräftemangel in ihrer Geschäftstätigkeit eingeschränkt (laut KfW-ifo-Fachkräftebarometer).
Dr. Frank Lennings, Leiter des Bereichs Unternehmensexzellenz am Düsseldorfer ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft, erklärt: „Wir müssen über den Tellerrand schauen und auch die Nachfrageseite analysieren. Unser Ziel sollte es sein, den Personalbedarf bei gleicher oder höherer Wirtschaftsleistung zu reduzieren und so die Arbeitsproduktivität zu steigern.“ Die Lösungsansätze sind klar: eine effizientere Arbeitsgestaltung, technischer Fortschritt und der Abbau von Bürokratie.
Zum Impulspapier: ifaa Impulspapier Fachkräftemangel
Fokus auf Nachfrageseite: Drei zentrale Lösungsansätze
1. Effiziente Arbeits- und Prozessgestaltung
Durch die Optimierung von Arbeits- und Prozessabläufen lässt sich die Produktivität spürbar steigern. Industrial Engineering und Lean Production bieten hier praxiserprobte Methoden, deren Potenzial in vielen Unternehmen jedoch noch nicht vollständig ausgeschöpft wird. Ein gut gestalteter Arbeitsprozess kann den Personalbedarf bei gleichbleibender Leistung deutlich senken.
2. Technikeinsatz, Robotik und Digitalisierung
Moderne Technologien wie Robotik und digitale Prozesse können Mitarbeitende entlasten und repetitive Aufgaben teilweise oder sogar vollständig übernehmen. So wird nicht nur die Produktivität gesteigert, sondern auch der Fachkräftebedarf reduziert.
3. Bürokratieabbau
Bürokratische Vorgaben und Berichtspflichten binden wertvolle Arbeitskapazitäten – nicht nur in der freien Wirtschaft, sondern auch in der Verwaltung. Durch die Digitalisierung und Verschlankung von Prozessen kann die notwendige Arbeitskraft effektiver genutzt werden.
Ein Perspektivwechsel ist nötig
Das Impulspapier, das von Frank Lennings und seinem Team verfasst wurde, zeigt auf, wie viel menschliche Arbeitskraft aktuell ineffizient gebunden ist und welche Entlastung durch die Umsetzung dieser drei Ansätze möglich wäre. Damit soll das ifaa das Bewusstsein für die Bedeutung der zunehmend knappen Ressource Arbeitskraft stärken und zu einem wertschätzenden Umgang damit anregen.
CHRISTOPH SOCHART