Hessen: Das Problem liegt im Bildungssystem – Welche Partei die Menschen in Hessen stärker von ihren Plänen überzeugen kann, wird sich heute an der Wahlurne zeigen
Roland Koch, Volker Bouffier, Boris Rhein – seit 1999 stellt die CDU die Ministerpräsidenten in Hessen. Das will die SPD mit Spitzenkandidatin Nancy Faeser ändern. Sie setzt dabei auf ein Thema, das den Hessen zurzeit Sorgen bereitet.
Heute wählen mehr als 4,4 Millionen Menschen in Hessen einen neuen Landtag. Wirtschaftlich geht es dem Bundesland gut. Die amtierende schwarz-grüne Koalition manövrierte die hessische Wirtschaft erfolgreich durch die krisenreichen vergangenen Jahre (Grafik):
Hessens Bruttoinlandsprodukt je Einwohner lag im Jahr 2022 rund 10 Prozent über dem bundesweiten Schnitt.
Ein wichtiger Faktor neben den Finanzdienstleistungen: die Chemie- und Pharmabranche. Der wichtigste Industriezweig des Landes setzte 2022 knapp 34,5 Milliarden Euro um – mehr als 8 Prozent als 2021.
Dementsprechend machen sich die Hessen wenig Sorgen um die wirtschaftliche Lage in ihrem Bundesland. Im HessenTrend des Hessischen Rundfunks schätzen nur 7 Prozent die Wirtschaft als dringlichstes Problemfeld ein.
Hessen steht vor der Landtagswahl wirtschaftlich gut da. Bildungspolitisch hinkt das Bundesland im deutschlandweiten Vergleich allerdings teilweise hinterher.
Was die Hessen viel mehr beschäftigt, ist die Bildungssituation im Land: Rund ein Drittel der hessischen Wähler sieht dort den größten Handlungsbedarf.
Dass die Sorge berechtigt ist, zeigen die Zahlen: Im bundesweiten Gesamtranking des INSM-Bildungsmonitors 2023 reicht es zwar noch für einen Platz im Mittelfeld (siehe: „INSM-Bildungsmonitor 2023: Die Qualität nimmt ab“), bei einzelnen Indikatoren fällt das hessische Bildungssystem allerdings ab. So belegt Hessen in puncto Internationalisierung, Schulqualität und Bildungsausgaben jeweils einen der letzten fünf Plätze. Im Jahr 2021 lagen die Ausgaben des Landes pro Schüler ab Klasse fünf an weiterführenden allgemeinbildenden Schulen im Vergleich zu den gesamten öffentlichen Ausgaben des Landes pro Einwohner rund 15 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt.
Mit einem umfangreichen Investitionsprogramm wollen die Sozialdemokraten um Nancy Faeser die Schulen nun sanieren und modernisieren. Außerdem sollen Studienplätze für das Lehramt aufgestockt und der Quereinstieg als Lehrer erleichtert werden. Das Ziel: Hessen zum Bildungsland Nummer eins machen.
Die CDU geht das Problem ebenfalls an und setzt auf Digitalisierung. Die Partei möchte jeden Schüler ab der siebten Klasse mit einem digitalen Endgerät ausstatten und virtuelle Räume in den Schulen schaffen. Außerdem auf dem Plan der Christdemokraten: der Bau einer komplett digitalen Pilotschule.
Welche Partei die Menschen in Hessen stärker von ihren Plänen überzeugen kann, wird sich an der Wahlurne zeigen.