Hohe Krankenstände drücken auf Düsseldorfer Betriebe – Ursachen und Lösungen im Überblick

(cs) In vielen Betrieben in Düsseldorf berichten Personalverantwortliche seit Monaten von dauerhaft hohen Krankenständen – stabil auf einem Niveau, das weit über dem langjährigen Durchschnitt liegt. Die Situation ist besorgniserregend: Ausfälle durch Krankheit führen nicht nur zu personellen Engpässen, sondern erzeugen auch erheblichen wirtschaftlichen Druck, gerade in Zeiten von Fachkräftemangel und steigenden Anforderungen an Unternehmen.


Aktuelle Rahmenbedingungen

Die Datenlage auf Bundesebene zeigt, dass die Fehlzeiten weiterhin auf einem hohen Niveau sind. Laut dem Techniker Krankenkasse ­(TK) betrug der Krankenstand im Jahr 2024 im Durchschnitt 5,23 % der Arbeitszeit – was einer durchschnittlichen Fehltagezahl von 19,1 Tagen je Erwerbstätigem entspricht.

Die Ursachenverteilung bestätigt bekannte Muster: Erkrankungen des Atmungssystems liegen weiter vorne, psychische Erkrankungen nehmen deutlich an Bedeutung zu.

Auch bundesweit steigen die Kosten: Arbeitgeber zahlten im Jahr 2023 schätzungsweise über 76 Milliarden Euro für die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall.
Für Düsseldorf bedeutet das: Betriebe haben nicht nur mit hohen Fehlzeiten zu kämpfen, sondern mit all den indirekten Folgen– von vermehrtem organisatorischem Aufwand bis hin zu Einbußen bei Produktivität.


„Die dauerhaft hohen Krankenstände bereiten vielen Betrieben große Sorgen. Die Ausfälle belasten nicht nur die Produktivität, sondern auch die Beschäftigten, die kurzfristig einspringen müssen. Wichtig ist, dass die Unternehmen und auch die Mitarbeitenden Prävention und Gesundheitsförderung noch stärker in den Fokus rücken. Die Unternehmerschaft kann hier gerne unterstützen“.
– Michael Grütering, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerschaft Düsseldorf


Mögliche Gründe für hohe Krankenstände in den Betrieben

Auf Basis der Studienlage und Gesprächen mit Personalverantwortlichen lassen sich mehrere Ursachen systematisch beschreiben:

  1. Erkältungs- und Infektionswellen
    Besonders Erkrankungen des Atmungssystems führen weiterhin zu vielen Ausfalltagen. Laut TK 2024 entfielen 22,4 % der Fehlzeiten auf solche Diagnosen.
    In Zeiten, in denen viele Menschen wieder verstärkt infektanfälliger sind (z. B. nach Corona-Phase und reduzierter Immunität), trifft dies die Betriebe. Bundesweit wurde etwa aufgezeigt, dass ein Drittel der zusätzlichen Fehltage seit 2022 auf Infektionswellen zurückzuführen ist.

  2. Muskel- und Skelett-Erkrankungen
    Rückenschmerzen, Gelenkbeschwerden und andere Belastungsfolgen machen weiterhin einen großen Anteil aus. So zeigte eine WIdO-Auswertung, dass Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems eines der führenden Krankheitsbilder sind.
    Gerade in Betrieben mit körperlicher Arbeit – etwa Industrie, Handwerk oder Logistik – könnten solche Erkrankungen häufiger auftreten.

  3. Psychische Erkrankungen / Langzeitausfälle
    Zwar stellen sie nicht die größte Fallzahlgruppe dar, aber sie sind durch lange Ausfallzeiten und zunehmende Häufigkeit sehr relevant. Im Gesundheitsreport 2024 der DAK wurden psychische Erkrankungen mit einem deutlichen Anstieg verzeichnet.
    Der Einfluss von Arbeitsbedingungen, Belastung, Führungsklima und fehlender Erholung spielt hier eine zunehmend große Rolle.

  4. Strukturelle und organisatorische Belastungen
    Betriebe berichten über erhöhte Anforderungen: Fachkräftemangel, dichte Arbeitspläne, Multitasking, steigende administrative Belastung. In Kombination mit Gesundheitsthemen kann dies zu höherer Ausfallrate führen. Studien betonen, dass Arbeitszufriedenheit, Führungskultur und Betriebsklima Einfluss auf Fehlzeiten haben.
    Auch die bessere Daten- und Meldeerfassung spielt mit rein: So führte die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) zu einer vollständigeren Erfassung – was Teile des Anstiegs erklärt.

  5. Fehlzeitenarten und „Minusstunden“
    Neben den klassischen krankheitsbedingten Fehlzeiten gibt es noch andere Formen wie Abwesenheiten durch Weiterbildung, „motivationsbedingte“ Ausfälle und Zusatzurlaub – diese werden aber statistisch oft nicht in denselben Erhebungen berücksichtigt. Die Differenzierung zeigt: Betriebe müssen das Gesamtbild sehen, nicht nur die Krankmeldungen.


Stimmen aus Düsseldorfer Betrieben

Um die Situation greifbarer zu machen, haben wir eine kurze Umfrage in einigen unserer Mitgliedsbetriebe durchgeführt. Hier fünf anonymisierte Aussagen von Personalverantwortlichen aus Düsseldorf-Betrieben, ohne Namen oder Firmen:

  1. „In unserem Betrieb liegt der Krankenstand seit rund sechs Monaten konstant bei über 6 %. Wir haben bemerkt, dass gerade nach der Sommerphase viele Mitarbeitende mit Muskeln und Gelenken ausfallen – Rücken, Schultern. Wir überlegen gerade, verstärkt Bewegungsprogramme und ergonomische Arbeitsplätze einzuführen.“

  2. „Wir sind ein mittelständisches Produktionsunternehmen in Düsseldorf: Die Fehlzeiten sind nicht nur wegen klassischer Atemwegsinfekte gestiegen – psychische Ausfälle spielen bei uns eine wachsende Rolle. Mitarbeitende melden sich mehrfach für einige Wochen krank, dann kommen sie zurück, aber mit reduzierter Leistungsfähigkeit.“

  3. „In der Verwaltung haben wir festgestellt, dass die Arbeitszufriedenheit in einem unserer Teams spürbar gesunken ist – seitdem steigen die Fehlzeiten im Team. Gespräche zeigen: Die Mitarbeitenden fühlen sich überlastet, haben wenig Gestaltungsspielraum. Wir prüfen nun, ob Coaching- und Feedback-Strukturen helfen können.“

  4. „Wir haben bereits ein Fehlzeiten-Monitoring – wir tracken Abwesenheiten pro Woche und schauen uns Muster an. Dabei fiel auf: Mitarbeitende im ersten Jahr nach Einstellung haben besonders viele Fehltage. Unser Ansatz: Mentorensystem und frühzeitige Gespräche mit neuen Mitarbeitenden, bevor die Erkrankung länger wird.“

  5. „Die Erkältungs- und Infektionswellen haben uns in diesem Winter stark erwischt. Großer Personalausfall, kurzfristige Vertretungen, das setzt das Team unter Druck. Jetzt überlegen wir, ob wir im nächsten Jahr gezielt Impf- und Präventionskampagnen starten – und bessere Lüftungs- und Hygienekonzepte im Betrieb verankern.“


Lösungsansätze: Was Betriebe tun können

Auf Basis der Forschung und Praxis lassen sich verschiedene Ansätze zusammenfassen, mit denen Unternehmen dem hohen Krankenstand aktiv begegnen können:

  • Datenbasiertes Fehlzeitenmanagement: Durch Erfassung von Fehlzeiten über längere Zeiträume, Analyse von Mustern (z. B. Häufung von Ausfällen in einem Team, Langzeiterkrankungen) können gezielte Maßnahmeschwerpunkte gesetzt werden. Studien zeigen: Nur wenige Fälle (z. B. Langzeiterkrankungen) verursachen einen großen Anteil der Ausfalltage.

  • Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM): Dazu gehören Angebote zur Prävention (z. B. Rückentraining, Bewegungsprogramme, Stressbewältigung), aber auch ein gesundheitsgerechtes Verhalten der Mitarbeitenden fördern.

  • Gesunde Führung und Betriebsklima: Mitarbeitende, die sich anerkannt, eingebunden und wertgeschätzt fühlen, zeigen geringere Fehlzeiten. Ein offenes Klima, gute Führung, dialogorientierte Gespräche helfen.

  • Ergonomie und Arbeitsorganisation: In Produktions- oder körperlich belastenden Betrieben sind ergonomische Arbeitsplätze, regelmäßige Pausen, passende Hilfsmittel wichtige Stellhebel.

  • Prävention von Infektionen: Gerade bei hohen Ausfällen durch Atemwegserkrankungen lohnt sich der Blick auf Lüftung, Hygiene, Impfangebote, Homeoffice oder flexible Arbeitsmodelle in Risikophasen.

  • Frühintervention bei neuen Mitarbeitenden: Neuzugänge sollten besonders beobachtet werden – häufen sich Ausfälle frühzeitig, kann rechtzeitig interveniert werden (Mentoring, Coaching, Arbeitsanpassung).

  • Motivation & Arbeitszufriedenheit: Eine Umfrage zur Arbeitszufriedenheit oder qualitative Einzelgespräche können helfen, motivational bedingte Abwesenheiten zu erkennen und strukturelle Ursachen zu beheben.


Ausblick für Düsseldorf

Für Düsseldorfer Betriebe heißt das: Der stabile hohe Krankenstand ist zwar kein kurzfristiger Reflex, sondern signalisiert strukturelle Themen – von gesundheitlichen Risiken bis hin zur Arbeitsorganisation und Führungskultur. Ein „Weiter so“ wäre riskant: Personalausfälle verursachen nicht nur Kosten, sondern gefährden die Wettbewerbsfähigkeit und die Belastbarkeit der verbleibenden Mitarbeitenden.

Wichtig ist, dass Unternehmen nicht nur reaktiv handeln (wenn Fehlzeiten schon da sind), sondern proaktiv ein Gesundheits- und Fehlzeitenkonzept entwickeln. Gerade im städtischen Umfeld mit vielerlei Branchen. Hier sind die Anforderungen vielfältig. Maßgeschneiderte Lösungen sind gefragt. Die Unternehmerschaft Düsseldorf kann hier Verbindungen zur – beispielsweise – AOK herstellen. Zudem verfügt die Unternehmerschaft über einen Pool mit Coaches, Mediatoren und Teamentwicklern, die in den Betrieben, bzw. in Teams, auch lösungsorientiert arbeiten können. Fragen Sie uns gerne an.