IG Metall: In nächster Tarifrunde geht es vor allem ums Geld

Christiane Benner Foto: Thomas Pirot

Die IG Metall strebt in der kommenden Tarifrunde Gehaltserhöhungen an und möchte den Fokus auf die finanzielle Situation der Beschäftigten legen. Die Gewerkschaftsvorsitzende Christiane Benner erklärte gegenüber der „Rheinischen Post“, dass sie keine generelle Verkürzung der Wochenarbeitszeit fordern werde, jedoch mehr Flexibilität für die Arbeitnehmer in Bezug auf Geld und Freizeit anstrebt. Benner betonte, dass die Gewerkschaft bereits jetzt Möglichkeiten wie freie Tage für Erziehung und Pflege oder für Schichtarbeiter unterstützt und diese Optionen ausweiten möchte. Unsere Redaktion hat das RP-Interview nachfolgend unkommentiert zusammengefasst.

Die IG Metall führt derzeit Umfragen in den Betrieben durch, um die Stimmungslage zu erfassen, und wird im Sommer ihre Forderungen für Lohnerhöhungen präsentieren. Benner deutet an, dass der Fokus in dieser Tarifrunde vor allem auf finanziellen Verbesserungen für die Arbeitnehmer liegen wird.

Angesichts der Herausforderungen in der deutschen Wirtschaft, einschließlich geringem Wachstum und Unternehmensabwanderungen, sieht Benner die kritische Phase, in der sich die Wirtschaft befindet. Sie verweist jedoch auch auf neue Investitionen, wie beispielsweise durch Tesla, Northvolt, Intel und Microsoft, auch wenn viele dieser Unternehmen staatliche Subventionen erhalten. Benner sieht die deutsche Wirtschaft vor der Herausforderung, sich auf exogene Schocks, die Transformation zur Klimaneutralität und die Digitalisierung einzustellen.

Die Gewerkschaftsvorsitzende identifiziert Managementfehler in vielen Unternehmen, die sich zu spät auf Innovationen eingelassen haben und zu behäbige Entscheidungsstrukturen aufweisen. Sie fordert mehr Mitbestimmung bei strategischen Fragen und betont, dass einige Geschäftsmodelle veraltet sind. Benner mahnt auch an, dass Deutschland zu wenig Wachstum in Bereichen wie autonomes Fahren verzeichnet.

Benner spricht sich für eine Lockerung der Schuldenbremse aus, um staatliche Investitionen in Infrastruktur, Bildung, Wohnungsbau und Klimaschutz zu fördern. Sie betont die Notwendigkeit von Reformen im Sozialstaat und plädiert für eine Stabilisierung des Rentenniveaus sowie für eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes.

In Bezug auf die Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie kündigt Benner an, dass die Gewerkschaft keine pauschale Verkürzung der Wochenarbeitszeit fordern werde, jedoch die Möglichkeit für Arbeitnehmer, zwischen mehr Geld und mehr Freizeit zu wählen, ausweiten möchte.

Benner warnt vor Jobverlusten im Stahlsektor aufgrund der Umstellung auf klimaneutrale Produktion und unterstützt Instrumente wie flexible Arbeitszeiten.

Zur Debatte um den Mindestlohn und den Umgang mit der AfD erklärt Benner, dass die EU-Richtlinie einen Mindestlohn von etwa 14 Euro vorsieht. Sie fordert eine stärkere Einbindung der Gewerkschaften bei solchen Entscheidungen und betont die klare Ablehnung rassistischer Ideologien innerhalb der IG Metall.

Abschließend betont Benner die Notwendigkeit eines klaren Bekenntnisses gegen Rassismus und Rechtsextremismus und lehnt einen formalen Unvereinbarkeitsbeschluss zwischen der IG Metall und der AfD ab, während sie auf die Bedeutung von Vielfalt und Demokratie in der Arbeitswelt hinweist.

Für diesen Artikel haben wir das Interview in der Rheinischen Post vom 02.02.2024 umkommentiert dokumentiert.