Konjunktur in NRW: Hoffen und Bangen

Hohe Energiekosten und eine schwache Weltkonjunktur verzögern den Aufschwung in unserem Bundesland. Für das Jahr 2023 rechnet das RWI mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 1,1 Prozent. Zum Jahresende zeichnet sich eine Erholung ab. Foto: MWIKE NRW/Günther Ortmann

Es ist kein Geheimnis mehr – aber das RWI aus Essen hat es in einem Journalistengespräch in Düsseldorf nun erneut bestätigt: Unsere Industrie in NRW steckt in der Krise. Gründe sind die hohen Energiepreise, steigende Arbeitskosten und der deutliche Zinsanstieg. 58 Prozent der Betriebe sehen in einer Umfrage den Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko.

Professor Thorsten Schmidt steht zwischen Hoffen und Bangen. Im dritten Quartal sei die Wirtschaft in NRW im bundesweiten Vergleich schwächer. Zum Jahresende hofft Schmidt auf eine langsame Erholung. Für das kommende Jahr 2024 erwartet das RWI wieder Wachstum. Schmidt wörtlich: „Die Wirtschaftsaktivität in NRW dürfte nach unseren Berechnungen im dritten Quartal etwas schwächer sein als in Deutschland insgesamt. Zum Jahresende dürfte aber eine allmähliche Erholung einsetzen. Durch die anhaltend hohen Energiepreise wird der Druck zu strukturellen Anpassungen noch einige Zeit bestehen bleiben. Dies dürfte die wirtschaftliche Erholung belasten.“

Die Ergebnisse des RWI im Überblick:

  • Die nachlassende Inflation beflügelt den privaten Konsum. Die Lohnsteigerungen liegen inzwischen wieder über der Inflation.
  • Für das kommende Jahr 2024 erwartet das RWI wieder Wachstum. Die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen wird voraussichtlich um 0,8 Prozent wachsen (Bund 2023 -0,6 Prozent, 2024 +1,3 Prozent).
  • Der Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin robust, der hohe und weiter steigende Beschäftigungsstand stabilisiert die Konjunktur. Die Beschäftigung steigt 2023 bis Ende des Jahres um 22.000, im Verlauf des Jahres 2024 um weitere 18.000 Erwerbstätige auf einen neuen Höchststand.
  • Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung und des demografisch bedingten Arbeitskräftemangels dürfte die Arbeitslosigkeit im kommenden Jahr wieder leicht sinken.
  • Ein großes geopolitisches Risiko birgt eine weitere Eskalation der Krisen in der Ukraine oder im Nahen Osten.

Wirtschafts- und Klimaministerin Mona Neubaur sagte in dem Pressegespräch in Düsseldorf: „Die ersten Anzeichen für eine wirtschaftliche Erholung deuten sich bereits am Horizont an. Allerdings bleiben die Energiepreise auf absehbare Zeit auf hohem Niveau. Daher brauchen wir einen Ausbau der Erneuerbaren Energien in den nächsten Jahren und für die Übergangszeit eine Absenkung der Energiesteuer und einen Brückenstrompreis. Und zwar jetzt. Wir müssen der Industrie eine Perspektive geben. Nur wenn die Wirtschaft Planungssicherheit hat, können wir Investitionen im Land halten – darüber bin ich mit auch mit Bundeswirtschaftsminister Habeck einig. Mit dem kürzlich von mir vorgelegten 7-Punkte-Papier stellen wir zudem in Nordrhein-Westfalen die Weichen für eine erfolgreiche Industrie: Durch schnellere Verfahren und mehr Flächen werden wir die Erneuerbaren noch schneller ausbauen. Schon jetzt ist NRW bei den Genehmigungen für Windenergie Spitzenreiter in Deutschland. Dies wird helfen, den Energiepreis auf absehbare Zeit deutlich zu senken.“