Konsumklima im Aufwind – Nur ein kurzzeitiges Aufflackern?

Konsumklima im Aufwind – Nur ein Kurzzeitiges Aufflackern? Foto: Unternehmerschaft Düsseldorf; KI-generiert

Die Verbraucherstimmung in Deutschland hat im Juli einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt. Besonders auffällig ist der deutliche Anstieg der Einkommenserwartungen, während auch die Konjunkturerwartung und die Anschaffungsneigung moderat zugenommen haben. Die Sparneigung bleibt hingegen nahezu unverändert. Vor diesem Hintergrund zeigt das Konsumklima eine deutliche Erholung: Der Indikator steigt in der Prognose für August um 3,2 Zähler auf -18,4 Punkte, verglichen mit -21,6 Punkten im Vormonat. Diese Ergebnisse stammen aus dem aktuellen GfK Konsumklima powered by NIM, das seit Oktober 2023 gemeinsam von GfK und dem Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM), dem Gründer der GfK, veröffentlicht wird.

Hauptfaktoren des Aufschwungs

Der Konsumklima-Index profitiert diesen Monat vor allem von einem signifikanten Anstieg der Einkommensaussichten und einem leichten Plus bei der Anschaffungsneigung. Die Sparneigung hingegen bleibt unverändert und trägt somit nicht zum Aufschwung des Konsumklimas bei.

„Die Verbesserung des Konsumklimas im Juli ist hauptsächlich auf die gestiegene Einkommenserwartung der Deutschen zurückzuführen. Wahrscheinlich spielt auch die Euphorie um die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland eine Rolle“, erklärt Rolf Bürkl, Konsumexperte beim NIM. „Es bleibt jedoch abzuwarten, ob dieser Effekt von Dauer ist oder nur ein kurzzeitiges Aufflackern darstellt. So schnell wie diese Hochstimmung entstanden ist, kann sie auch wieder verfliegen. Sollte dies der Fall sein, wird der Weg aus dem Konsumtief lang und mühsam. Für eine nachhaltige Verbesserung der Konsumstimmung sind neben den derzeitigen realen Einkommenszuwächsen auch eine stabile Planungssicherheit für die Verbraucher entscheidend, insbesondere für größere Anschaffungen.“

Einkommenserwartung erreicht höchsten Stand seit Oktober 2021

Nach einem kleinen Rückschlag im Vormonat bewerten die Deutschen ihre Einkommensaussichten für die kommenden 12 Monate wieder deutlich positiver: Der Indikator steigt um 11,5 Zähler auf 19,7 Punkte, den höchsten Wert seit Oktober 2021, als 23,3 Punkte gemessen wurden. Im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres verzeichnet der Indikator sogar einen Anstieg von knapp 25 Punkten.

Der leichte Rückgang der Inflationsrate in Deutschland im Juni auf 2,2 Prozent (nach 2,4 Prozent im Mai) sowie spürbare Lohn- und Gehaltssteigerungen und deutliche Rentenerhöhungen tragen zum wachsenden Einkommensoptimismus bei. Viele Haushalte in Deutschland erleben derzeit reale Einkommenszuwächse.

Anschaffungsneigung legt moderat zu

Im Zuge der deutlich verbesserten Einkommensaussichten nimmt auch die Anschaffungsneigung im Juli zu. Der Indikator steigt um 4,6 Punkte auf -8,4 Zähler. Ein besserer Wert wurde zuletzt im März 2022 mit -2,1 Punkten gemessen. Es ist zudem anzunehmen, dass die Euphorie während der Fußball-Europameisterschaft ebenfalls positiv zur Anschaffungsbereitschaft der Deutschen beigetragen hat.

Trotz des Anstiegs liegt die Anschaffungsneigung immer noch unter dem Niveau der beiden Lockdowns während der Pandemie im Frühjahr 2020 und Ende 2020/Anfang 2021.

Konjunkturerholung verläuft schleppend

Die Bundesbürger erwarten, dass sich die deutsche Wirtschaft in den kommenden 12 Monaten nur langsam erholen wird. Der Indikator für die Konjunkturerwartung steigt zwar um 7,3 Zähler, kann damit aber nur die Verluste des Vormonats ausgleichen. Aktuell liegt die Konjunkturstimmung bei 9,8 Punkten, was exakt dem Wert aus Mai 2024 entspricht.

Experten gehen davon aus, dass sich eine spürbare Belebung der Konjunktur erst im nächsten Jahr fortsetzen wird. Für das Jahr 2024 wird insgesamt nur ein schwacher Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erwartet.

Fazit

Die aktuelle Verbesserung des Konsumklimas in Deutschland zeigt vielversprechende Anzeichen, doch bleibt ungewiss, ob dieser Aufschwung von Dauer ist. Die Zukunft wird zeigen, ob die gestiegene Einkommensoptimierung und die moderate Zunahme der Anschaffungsneigung ausreichen, um das Konsumklima nachhaltig zu stabilisieren. Für eine langfristige Erholung sind neben realen Einkommenszuwächsen auch eine stabile Planungssicherheit für Verbraucher notwendig, insbesondere für größere Anschaffungen.

Quelle: GfK