Krise in der deutschen Industrie: 100.000 Jobs weg – Autobranche besonders hart getroffen

(cs) Die deutsche Industrie steckt in der Krise – und mit ihr hunderttausende Beschäftigte. Binnen eines Jahres sind laut einer aktuellen Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (das Unternehmen hat seinen Düsseldorfer Sitz im GAP 15; Foto) über 114.000 Stellen in der Industrie verloren gegangen – das entspricht einem Rückgang von 2,1 Prozent. Besonders dramatisch ist die Entwicklung in der Autoindustrie, wo allein 51.500 Jobs gestrichen wurden. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Die EY-Studie macht deutlich: Der industrielle Kern Deutschlands, einst Garant für Wohlstand und Beschäftigung, steht unter massivem Druck. Und noch ist unklar, wann – und ob – eine nachhaltige Erholung einsetzen wird. Warum das so ist:

Die Zahlen, die auf Daten des Statistischen Bundesamts und der Bundesagentur für Arbeit basieren, zeichnen ein deutliches Bild: Zum 30. Juni 2025 lag die Zahl der Industriebeschäftigten in Deutschland bei nur noch 5,42 Millionen. Gegenüber dem Vor-Corona-Niveau von 2019 ist das ein Minus von 245.000 Arbeitsplätzen – ein Rückgang von 4,3 Prozent. Besonders betroffen ist die Automobilbranche, die unter Absatzproblemen, einer schleppenden Nachfrage nach E-Autos und wachsendem Konkurrenzdruck aus China leidet.

E-Mobilität kommt nicht in Fahrt

Zwar wurde die Elektromobilität lange als Zukunftslösung gefeiert, doch die Realität sieht anders aus: Die Nachfrage nach E-Autos in Deutschland stockt, während chinesische Hersteller mit günstigen Modellen den Markt aufrollen. Die Umsätze der deutschen Autohersteller gingen 2024 um fünf Prozent zurück, auf 536 Milliarden Euro. Parallel dazu sank die Zahl der Beschäftigten zum Jahresende 2024 um 2,4 Prozent – das entspricht fast 19.000 verlorenen Arbeitsplätzenallein in einem Jahr.

Zulieferer besonders stark betroffen

Noch härter trifft es die Automobilzulieferer: Ihr Umsatz brach im Jahresvergleich um acht Prozent ein – doppelt so stark wie bei den Herstellern selbst. Der Beschäftigungsabbau fiel ebenfalls deutlich drastischer aus: Mit einem Rückgang von 2,4 Prozent sank die Mitarbeiterzahl auf den tiefsten Stand seit mindestens 18 Jahren. Im Gegensatz dazu kamen die Hersteller mit einem leichten Rückgang von nur 0,1 Prozent noch relativ glimpflich davon.

Strukturwandel ohne Netz und doppelten Boden?

Während die Bundesregierung den ökologischen Umbau der Industrie weiter vorantreibt, zeigt die Realität auf dem Arbeitsmarkt eine andere Seite des Wandels: Unternehmen, insbesondere im industriellen Kern, verlieren Beschäftigte – und Perspektiven. Der Strukturwandel wird spürbar, doch viele Betriebe scheinen unvorbereitet auf den schnellen Takt der Veränderung.

Ausblick bleibt trüb

Auch für die kommenden Monate zeichnet sich keine Entspannung ab. Der Umsatz der deutschen Industrie ist im zweiten Quartal 2025 erneut um 2,1 Prozent gesunken – das achte Quartal in Folge mit einem Minus. Nur die Elektroindustrie konnte zuletzt gegen den Trend wachsen, alle anderen Branchen verzeichneten Rückgänge.