Laut einer aktuellen ADAC-Befragung ist die Zufriedenheit mit der persönlichen Mobilität in Düsseldorf gesunken

Bei einer ADAC-Befragung von Einwohnern und Einpendlern/Besuchern zur Zufriedenheit mit der persönlichen Mobilität ist das Ergebnis für NRW ernüchternd. Von den fünf untersuchten NRW-Städten schaffte es keine Metropole unter die Top 5. Düsseldorf belegt als Achter einen Platz im Mittelfeld (+ 7).

Radfahrer kritisieren im ADAC Monitor vor allem das Verhalten von E-Scooter-Fahrern und Autofahrern, die fehlende Durchgängigkeit des Radwegenetzes und die Radverkehrsführung an Kreuzungen. Mit dem Zustand der Radwege sind in Düsseldorf deutlich mehr Radler unzufrieden als zufrieden. Foto: Unternehmerschaft Düsseldorf

Weitere Ergebnisse: Dortmund (11. Platz/ Gesamtindex: + 6) und Essen (12./ + 5) landeten ebenso im unteren Drittel wie Köln als Vorletzter (14./ – 4). In Essen sind Einpendler/Besucher deutlich zufriedener (+ 11) als Einwohner (- 1). Genau andersherum ist es in Duisburg. Hier sind die Einwohner noch unzufriedener mit ihrer Mobilität (- 12) als Einpendler/Besucher (- 3).

Der ADAC Indexwert gibt an, ob und um wieviel Prozentpunkte die zufriedenen Verkehrsteilnehmer die unzufriedenen überwiegen. Bei einem Wert von 0 wären gleich viele Einwohner und Pendler/Besucher mit der Mobilität in einer Stadt zufrieden bzw. unzufrieden. Im Vergleich zum ADAC Monitor 2017 hat die Zufriedenheit in allen fünf NRW-Städten deutlich abgenommen.

„Die zunehmende Flächenkonkurrenz sowie höhere Erwartungen an Verkehrssicherheit, Umwelt- und Gesundheitsschutz stellt die Städte vor große Herausforderungen. Der Verkehr ist stark gewachsen, der Platz auf der Straße aber derselbe geblieben. Die kommunalen Verkehrssysteme laufen am Limit. Das spiegelt sich in Staus, längeren Pendelzeiten oder vollen Bussen und Bahnen wider“, sagt Prof. Dr. Roman Suthold, Mobilitätsexperte des ADAC in NRW. „Die steigende Pkw-Dichte pro Einwohner aufgrund weiter wachsender Zulassungszahlen verstärkt zudem den Parkdruck in den Stadtvierteln.“

Zwar würden die Städte zunehmend versuchen, alternative Mobilitätslösungen zum Pkw-Verkehr zu stärken, doch die Umsetzung sei in der Regel langwierig und von kontroversen Debatten begleitet. „Das verstärkt erst einmal die Unzufriedenheit vieler Verkehrsteilnehmer mit der Mobilität in ihrer Stadt. Gerade der Rad- und Fußverkehr sind zu lange vernachlässigt worden. Und der ÖPNV leidet unter dem derzeitigen Fachkräftemangel. Dabei bräuchte es dringend mehr Zuverlässigkeit und Kapazitäten“, erklärt Suthold.

Hinzu käme auch noch ein psychologischer Effekt, denn während der Corona-Pandemie hatte das Verkehrsaufkommen vorübergehend deutlich abgenommen. „Einschränkungen der Mobilität während der Pandemie haben dazu geführt, dass Straßen meist frei von Stau sowie Busse und Bahnen leer waren. Die Rückkehr zur Normalität wird daher als Verschlechterung empfunden.“ Nicht zuletzt nehme angesichts der Vielzahl von Krisen die Zufriedenheit der Menschen mit den Lebensumständen insgesamt ab.

Der Zufriedenheits-Index und die Platzierung der NRW-Städte im Überblick

Rechenbeispiel ADAC Index-Wert Düsseldorf: 28 Prozent zufriedene Verkehrsteilnehmer minus 21 Prozent unzufriedene ergeben einen Indexwert von + 7.

1. Dresden: + 26 (2017: + 30)
2. Leipzig: + 16 (+ 30)
3. München: + 15 (+ 22)
4. Nürnberg: + 14 (+ 20)
5. Hannover: + 12 (+ 25)
6. Berlin: + 11 (+ 11)
7. Frankfurt a.M.: + 8 (+ 19)
8. Düsseldorf: + 7 (+ 17)
9. Bremen: + 6 (+ 23)
10. Hamburg: + 6 (+ 15)
11. Dortmund: + 6 (+ 20)
12. Essen: + 5 (+ 16)

13. Stuttgart: + 2 (+ 13)
14. Köln: – 4 (+ 8)
15. Duisburg: – 8 (+ 9)

Trotz hinterer Platzierungen überwiegt in Dortmund und Essen noch die Zufriedenheit mit der persönlichen Mobilität, genau wie in Düsseldorf. In Köln und Duisburg sind die Menschen hingegen überwiegend unzufrieden mit ihrer Mobilitätssituation. Betrachtet man die einzelnen Fortbewegungsarten genauer, wird deutlich, wo es nach Ansicht der Befragten in den Städten besonders hapert bzw. was gut läuft:

Autofahrer kritisieren in allen fünf untersuchten NRW-Städten besonders das Baustellenmanagement, das Parkraumangebot und die Höhe der Parkgebühren in der Innenstadt. Unzufriedenheit überwiegt auch beim Verhalten von E-Scooter-Fahrern und Radfahrern. Den Straßenzustand betrachten Pkw-Nutzer in Duisburg, Essen, Dortmund und Köln überwiegend kritisch. Besonders mit der Wegweisung an den Straßen, aber auch mit dem Parkleitsystem und dem Verhalten von Fußgängern sind in allen fünf Städten mehr Autofahrer zufrieden als unzufrieden.

Unter den ÖPNV-Nutzern herrscht in Duisburg, Köln, Essen, Dortmund und Düsseldorf verstärkt Unzufriedenheit mit den Informationen bei Störungen, dem Preis-/Leistungsverhältnis und den Pkw-Stellplätzen an Bahnhöfen und Haltestellen. Die Zuverlässigkeit bewerten ÖPNV-Nutzer in Duisburg und Köln besonders schlecht. Auch in Essen und Düsseldorf sind mehr ÖPNV-Fahrer mit der Pünktlichkeit unzufrieden als zufrieden. Besser schneiden die NRW-Städte in puncto Haltestellendichte, Länge der Wege beim Umsteigen und Beschilderung an Bahnhöfen und Haltestellen ab.

Radfahrer kritisieren im ADAC Monitor vor allem das Verhalten von E-Scooter-Fahrern und Autofahrern, die fehlende Durchgängigkeit des Radwegenetzes und die Radverkehrsführung an Kreuzungen. Zudem bemängeln Radler in den fünf NRW-Städten vermehrt die Verkehrssicherheit und haben Angst vor Unfällen. Mit dem Zustand der Radwege sind in Duisburg, Köln, Dortmund und Düsseldorf deutlich mehr Radler unzufrieden als zufrieden. Anders sieht es bei der Zuverlässigkeit der geplanten Zielerreichung, Direktheit der Wege und dem Verhalten von Fußgängern aus: Hier überwiegt in den untersuchten NRW-Städten die Zufriedenheit. Mit der Wartezeit an Ampeln sind in Duisburg, Essen, Dortmund und Düsseldorf mehr Radfahrer zufrieden als unzufrieden.

Fußgänger äußern in den fünf NRW-Städten verstärkt Kritik am Verhalten von E-Scooter-Fahrern und Radfahrern sowie dem Sitzplatzangebot entlang der Gehwege. In Duisburg, Essen, Dortmund und Köln sind zudem mehr Fußgänger mit der sozialen Sicherheit unzufrieden als zufrieden. Sie haben Angst vor Übergriffen. Positive Zufriedenheitswerte erreichen alle fünf Städte in NRW beim Angebot an gesicherten Überquerungsmöglichkeiten und deren Beleuchtung sowie der Direktheit und Breite der Gehwege. Die Fußgänger sind auch mit dem Verhalten anderer Fußgänger häufiger zufrieden als unzufrieden.

Mehr Detail-Ergebnisse zu Duisburg, Köln, Essen, Dortmund und Düsseldorf finden Sie hier zum Download: https://cloud.adac-nrh.de/s/oBHHJMKX4giyHAe

„Mobilität ist ein Grundbedürfnis des Menschen und für die soziale sowie wirtschaftliche Teilhabe unverzichtbar. Die Erreichbarkeit der Städte und die Qualität der urbanen Mobilität sind wichtige Standortfaktoren für Lebensqualität, Tourismus und wirtschaftliche Attraktivität. Die Ergebnisse des ADAC Monitors liefern den Städten Grundlagen und Anregungen, um ihre Mobilitätsinfrastruktur im Sinne der Einwohner und Einpendler weiter zu verbessern“, betont ADAC Experte Suthold.

Der Schlüssel zum Erfolg bleibe eine integrierte Mobilitätsplanung. Dazu gehörten alle relevanten Verwaltungsbehörden, Akteure und Betroffenen sowie benachbarte Kommunen im Planungsprozess an einen Tisch. „Die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer müssen ideologiefrei und bestmöglich aufeinander abgestimmt werden. Dann kann es ein ausgewogenes Miteinander und mehr Zufriedenheit geben“, sagt Suthold.

Hintergrund/Methodik ADAC Monitor 2024 „Mobil in der Stadt“: Der ADAC hat im Monitor „Mobil in der Stadt“ die subjektive Zufriedenheit von Einwohnern und Pendlern/Besuchern mit ihrer persönlichen Mobilität in den 15 größten deutschen Städten untersucht. Befragt wurden in Zusammenarbeit mit dem Münchner Marktforschungsinstitut „komma“ Einwohner mit Haupt- oder Zweitwohnsitz sowie Einpendler/Besucher (ab 18 Jahren), die im Durchschnitt an mindestens zwei Tagen pro Woche Wege in der jeweiligen Stadt zurücklegen. Erhoben wurde die Zufriedenheit der Autofahrer, ÖPNV-Kunden, Fahrradfahrer und Fußgänger. Insgesamt wurden in der repräsentativ angelegten Online-Befragung 9105 Interviews zu 66 Einzelaspekten der persönlichen Mobilität ausgewertet.

Pro Stadt fanden im September 2023 rund 600 Interviews statt, davon mindestens je 200 Interviews mit Einwohnern und Einpendlern/Besuchern. Die Beantwortung der Fragen erfolgte mit einer Schulnoten-Skala von 1 (voll und ganz zufrieden) bis 6 (überhaupt nicht zufrieden). Aus den besten (Summe Note 1 und 2) und schlechtesten (Summe Note 5 und 6) Bewertungen wurden die vier Teilindizes Pkw, Fahrrad, ÖPNV und Fußgänger errechnet. Die Index-Werte aller vier Fortbewegungsarten wurden anschließend gleichberechtigt mit jeweils 25 Prozent im Gesamtindex berücksichtigt. Der ADAC Index „Mobil in der Stadt“ gibt an, ob und um wieviel Prozentpunkte die zufriedenen Verkehrsteilnehmer die unzufriedenen überwiegen. Er kann maximal + 100 und minimal – 100 betragen. Der Wert 0 bedeutet, dass gleich viele Einwohner oder Pendler/Besucher mit der Mobilität in einer Stadt zufrieden bzw. unzufrieden sind.

Alle Detail-Ergebnisse des ADAC Monitor 2024 „Mobil in der Stadt“ finden Sie ab Dienstag, den 30. Januar 2024 (ab 12 Uhr) auf www.adac.de/stadt-monitor und www.adac.de/nrw.

Ein Medien-Paket zur redaktionellen Verwendung (SPERRFRIST: 30. Januar, 11 Uhr) mit…

  • einer detaillierten Auswertung für alle untersuchten Städte in Nordrhein-Westfalen (Duisburg, Köln, Essen, Dortmund, Düsseldorf)
  • Gesamt-Ergebnisbericht
  • ADAC Empfehlungen für die Städte
  • O-Ton-Paket (Audio)
  • Grafiken (Quelle: ADAC)

finden Sie zum Download unter folgendem Link:

https://cloud.adac-nrh.de/s/oBHHJMKX4giyHAe