METRO Deutschland: Gespräch mit Dr. Steffen Greubel über Transformation, Wachstum und Herausforderungen

Das Foto entstand bei unserem beliebten Format „Unternehmerschaft im Dialog“. Neben Dr. Greubel sehen Sie auf dem Bild unsere Vorsitzende Jutta Zülow und Hauptgeschäftsführer Michael Grütering. Archivfoto: Unternehmerschaft Düsseldorf

Dr. Steffen Greubel spricht in diesem Interview über die Themen und Fragen, die ihm wichtig sind. Sehr lesenswert, heute in der Ausgabe der Rheinischen Post.

Transformation und Wachstumsprogramm „Score“

Dr. Steffen Greubel, Chef von METRO Deutschland, zeigt sich zufrieden mit dem Fortschritt des 2022 gestarteten Wachstumsprogramms „Score“. Ziel ist es, METRO zu einem reinen Multikanal-Großhändler für Gastronomie und Lebensmittelhandel zu transformieren. Rund 30 bis 40 Prozent der Transformation seien bereits geschafft, wesentliche Ziele wurden erreicht oder übertroffen. Trotz Rückschlägen durch Inflation, Kostendruck und geopolitische Krisen konnte das Unternehmen ein organisches Wachstum von sieben Prozent pro Jahr erzielen – eine deutliche Steigerung im Vergleich zu früheren Wachstumsraten von 1,5 Prozent. Zukünftig liegt der Fokus verstärkt auf Cashflow und Produktivität.

Umsatzziel bis 2030: 40 Milliarden Euro

Das ambitionierte Ziel, den Umsatz von derzeit 31 Milliarden Euro um ein Drittel auf 40 Milliarden Euro bis 2030 zu steigern, hält Greubel für realistisch. Zwar wächst der Markt aktuell nur langsam, doch METRO sieht in Europa großes Potenzial: In keinem Markt, in dem das Unternehmen tätig ist, hat es mehr als zehn Prozent Marktanteil. Damit bleibt viel Raum für Wachstum. Der Umsatz des letzten Geschäftsjahres wuchs um sechs Prozent, bereinigt um Währungseffekte und Marktrückzüge.

Belieferung als Kern des Wachstums

Während die METRO-Märkte weiterhin bestehen bleiben, setzt das Unternehmen stark auf das Belieferungsgeschäft. Dieses soll sich bis 2030 verdreifachen und wird zunehmend zum Hauptwachstumstreiber. Bereits jetzt macht die Belieferung 15 Prozent des Umsatzes aus. Die METRO-Märkte werden kleiner und stärker als Logistik- und Transportzentren genutzt. Für diesen Umbau investiert METRO jährlich über 100 Millionen Euro.

Herausforderungen durch Aktienkurs und Russland-Engagement

Der Aktienkurs von METRO entwickelt sich kaum, was Greubel vor allem auf das Engagement in Russland und den geringen Streubesitz von 25 Prozent zurückführt. Viele Investoren meiden Aktien mit Russland-Bezug trotz positiver Bewertungen der Unternehmensstrategie. Dennoch sieht Greubel Rückhalt bei den Großaktionären und betont die langfristige Ausrichtung der Unternehmensstrategie.

Lage der Gastronomie in Deutschland

Die Situation der Gastronomie in Deutschland beschreibt Greubel als sehr schwierig. Besonders in ländlichen Regionen und kleineren Städten kämpfen Betriebe mit Betriebsschließungen, hohen Lebensmittelpreisen, teurer Energie und Fachkräftemangel. Hinzu kommt die Rückkehr der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent. Laut Prognosen wird die Zahl der Insolvenzen in diesem Jahr um mehr als 30 Prozent steigen. Viele Betriebe reduzieren ihre Öffnungszeiten drastisch oder geben stillschweigend auf.

Einstellung zum Homeoffice

Greubel ist kein Befürworter des Homeoffice. Für eine starke Teamkultur und Identifikation mit dem Unternehmen sei die Präsenz im Büro wichtig. Während er in Ausnahmesituationen wie bei alleinerziehenden Mitarbeitenden Verständnis zeigt, plädiert er für eine möglichst vollständige Rückkehr ins Büro. Seine Beobachtung: Homeoffice führt häufig zu geringerer Effizienz und erschwert schnelle Absprachen.

Das Gespräch unterstreicht die strategische Neuausrichtung von METRO, die trotz zahlreicher Herausforderungen langfristig auf Wachstum und Stabilität setzt.

Quelle: Rheinische Post