Seit 2014 gibt es die Möglichkeiten mit 63 Jahren in Rente zugehen – aber: wer tut das eigentlich?
Seit 2014 gibt es in Deutschland die Möglichkeit, zwei Jahre vor der Regelaltersgrenze abschlagsfrei in Rente zu gehen, wenn eine Versicherungszeit von 45 Jahren erreicht wurde. Von dieser Möglichkeit machte zuletzt gut ein Viertel der Neurentner Gebrauch. Wer genau den Arbeitsmarkt vorzeitig verlässt, hat nun unser Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) untersucht.
Doch wer verlässt vorzeitig den Arbeitsmarkt? Das IW ist der Frage anhand von Daten des Sozio-oekonomischen Panels und der Deutschen Rentenversicherung nachgegangen. Dafür betrachteten die Forscher die Einkommen von 1.001 Personen, die sich zwischen 2014 und 2020 zur Ruhe gesetzt haben, und teilten sie in fünf gleich große Gruppen ein. Das Ergebnis (Grafik):
Während nur 5 Prozent der Personen, welche nach Renteneintritt in das unterste Einkommensfünftel fallen, vorzeitig abschlagsfrei in Rente gehen, sind es im mittleren Einkommensfünftel 36 Prozent.
Im untersten Einkommensfünftel kommen die Rentner im Schnitt allerdings auch nur auf 33 Versicherungsjahre, was ein möglicher Grund dafür ist, warum sie seltener die abschlagsfreie „Rente mit 63“ nutzen. Bei den oberen drei Fünfteln beträgt die durchschnittliche Versicherungszeit zwischen 38 und 40 Jahren. Es liegt nahe, dass die Personen im untersten Einkommensfünftel zudem keine ausreichenden Rentenansprüche erworben haben, um vorzeitig abschlagsfrei in Rente zu gehen.
Interessant ist außerdem: In den beiden obersten Einkommensgruppen sinkt die Zahl der abschlagsfreien Renteneintritte im Vergleich zur mittleren Gruppe wieder. Gerade in den oberen Einkommensfünfteln ist das ein Hinweis darauf, dass Personen sich trotz Anspruch auf vorzeitigen abschlagsfreien Renteneintritt dafür entscheiden, bis zur Regelaltersgrenze weiterzuarbeiten.
Ein weiterer überraschender Befund: Personen, die ihren Gesundheitszustand nach Renteneintritt als weniger gut oder schlecht einschätzen, nehmen seltener die Option der „Rente mit 63“ in Anspruch.
Dagegen zeigt die Analyse der sozialen Parameter angesichts der Strukturen auf dem Arbeitsmarkt und der typischen Erwerbsbiografien ein vorhersehbares Bild:
Ein Anrecht auf die abschlagsfreie „Rente mit 63“ haben vor allem Männer, Ostdeutsche und Personen ohne akademischen Abschluss.
Auf jeden Fall sollten die Erkenntnisse der Studie weiter vertieft werden. Denn aufgrund des Fachkräftemangels in Deutschland haben ältere Beschäftigte eine große Bedeutung für den deutschen Arbeitsmarkt. (Quelle: IW Köln)