Tarifverhandlungen 2022: Gewerkschaft droht mit Warnstreiks im November – dritte Verhandlungsrunde soll am 28. Oktober stattfinden

Am Freitag (30.09.) fand in Neuss die zweite Verhandlungsrunde der Tarifverhandlungen für die 700.000 Beschäftigen in der nordrhein-westfälischen Metall- und Elektroindustrie statt. Nach nur 34 Minuten hatte die Gewerkschaft die Verhandlungen abgebrochen, heißt es in einer Mitteilung der IG Metall.

Zuvor hatten die Metallarbeitgeber die schwierige Situation der Betriebe in NRW geschildert, die massive Gewinneinbrüche haben durch unter anderem unterbrochene Lieferketten, immens steigende Preise für Energie und Material (wenn es überhaupt beschafft werden kann) sowie durch Produktionsunterbrechungen. Ungeachtet der richtigen und dringend notwendigen Ankündigung eines durchgreifenden Energiepreisdeckels durch die Bundesregierung sei die hochgradig schwierige Situation in den Unternehmen längst noch nicht gelöst. Die Gewerkschaft droht derweil mit Warnstreiks im November. Bezirksleiter Knut Giesler wird mit den Worten zitiert: „Es braucht also wohl mal wieder den Druck vorm Werkstor. Darauf sind wir bestens vorbereitet.“


Die Tarifverhandlungen werden nun in anderen Tarifbezirken fortgesetzt. Am 28. Oktober endet die Friedenspflicht in der Metall- und Elektroindustrie, danach sind Warnstreiks möglich. Für den 28. Oktober ist die dritte Verhandlungsrunde in Nordrhein-Westfalen angesetzt.

Der Präsident des Verbandes der Metall- und Elektro-Industrie Nordrhein-Westfalen (METALL NRW), Arndt G. Kirchhoff (Foto), sagte am Freitag in Neuss, die Betriebe benötigten jetzt schnell die richtigen Maßnahmen und damit belastbare Perspektiven, um ihre Produktion aufrechterhalten zu können. Sonst drohten irreversible Schäden in den Wertschöpfungsketten, ein massiver Verlust der Wettbewerbsfähigkeit und in der Folge erhebliche Arbeitsplatzverluste. „Vor diesem Hintergrund hätte ein Arbeitgeber-Angebot am heutigen Tage der Lage nicht gerecht werden können“, erklärte Kirchhoff bei der zweiten Tarifverhandlung für die rund 700.000 Beschäftigten dieses Industriezweigs.


Als „einen absoluten Irrglauben“ bezeichnete Kirchhoff Äußerungen der IG Metall, der Energie-Anteil an den Gesamtkosten der Unternehmen sei zu gering, um Grundlage für Standortentscheidungen in der M+E-Industrie zu sein. „Die betriebliche Wirklichkeit sieht völlig anders aus“, betonte Kirchhoff. Angesichts der hohen Kosten würden die Unternehmen an deutschen Standorten Geld nur noch für die Instandhaltung in die Hand nehmen, Erweiterungsinvestitionen hingegen seien hingegen derzeit nahezu nur noch im Ausland möglich. Es gehe in diesen Monaten im Kern um die Frage, ob Investitionen hierzulande noch wirtschaftlich darstellbar seien. In der Tat könne das aktuelle Wettbewerbsfähigkeits-Problem nicht allein durch die Tarifpolitik gelöst werden. „Aber wir dürfen es nicht auch noch durch einen zu hohen Tarifabschluss zusätzlich befeuern“, so Kirchhoff. Die Entgelte spielten in den Kostenstrukturen der Unternehmen eine große Rolle. Deshalb wäre eine zusätzliche Belastung durch acht Pro-zent mehr Entgelt für die Betriebe absolut unverträglich. Mit Blick auf mögliche von der Gewerkschaft angekündigte Arbeitskampfmaßnahmen im November sagte der NRW-Metallarbeitgeberpräsident, „daran können beide Seiten kein Interesse haben“. Gerade in diesen Zeiten müsse Tarifpartnerschaft gelebt und Konfliktgegnerschaft vermieden werden.