Unternehmen rechnen mit schlechteren Geschäften
Inflationssorgen und geopolitische Unsicherheiten trüben die konjunkturellen Aussichten unserer Betriebe im August. Die vom Institut der deutschen Wirtschaft befragten Unternehmen äußern sich daher aktuell deutlich pessimistischer als noch im Frühjahr. Bereits im Januar sprach unser „Düsseldorfer Konjunkturmonitor“ eine ähnliche Sprache.
Vor diesem Hintergrund rechnet die Mehrheit der Wirtschaftsforscher inzwischen für das laufende Jahr mit einem realen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts. Dieser Stimmungswandel schlägt sich auch in der aktuellen Konjunkturumfrage des IW nieder. Die zentralen Ergebnisse (Grafik):
Gut ein Drittel der befragten Unternehmen stuft die aktuelle Geschäftslage im Vorjahresvergleich als schlechter ein, nur knapp ein Viertel sieht eine Verbesserung. Kaum positiver fällt der Blick auf den weiteren Jahresverlauf aus.
Bezüglich der Investitionen halten sich Optimismus und Pessimismus einigermaßen die Waage. Doch wenn man berücksichtigt, dass die Investitionstätigkeit in den vergangenen (Corona-)Jahren schwach war, ist der ausbleibende klare Aufwärtstrend eine schlechte Nachricht. Die Beschäftigungsperspektiven sind zwar ähnlich verhalten, doch das lässt sich angesichts der schwachen Konjunktur immerhin als Signal deuten, dass der Arbeitsmarkt stabil ist.
In den einzelnen Wirtschaftssektoren fallen die Umfrageergebnisse recht unterschiedlich aus:
Industrie. Verglichen mit der IW-Konjunkturumfrage vom Frühjahr sehen die Industriefirmen inzwischen deutlich skeptischer nach vorn:
Gut vier von zehn Industrieunternehmen rechnen für das Gesamtjahr 2023 mit einer rückläufigen Produktion, nur noch drei von zehn werden ihre Fertigung voraussichtlich ausweiten.
Vor allem die Hersteller von Konsum- und von Grundstoffgütern sind überwiegend pessimistisch. Erstere leiden insbesondere unter der inflationsbedingten Zurückhaltung der Verbraucher, Letztere zudem unter Produktionseinschränkungen infolge der Energiekrise. Weiterhin recht positiv ist das Stimmungsbild allein bei den Produzenten von Investitionsgütern wie Maschinen und Fertigungsanlagen – diese Firmen bauen darauf, dass es in vielen Bereichen in Deutschland inzwischen einen großen Nachholbedarf in Sachen Investitionen gibt. Im Verarbeitenden Gewerbe selbst wollen immerhin fast genauso viele Betriebe in diesem Jahr mehr investieren wie ihr Investitionsbudget kürzen.
Dienstleistungen. Hier hat sich die Stimmung ebenfalls erheblich eingetrübt, allerdings überwiegen nach wie vor jene Unternehmen, die einen geschäftlichen Aufwärtstrend sehen. Das Gefälle innerhalb des Servicesektors ist jedoch groß:
Im Handel übersteigt der Anteil der negativen Geschäftserwartungen jenen der positiven Einschätzungen um 30 Prozentpunkte – in der Informations- und Kommunikationswirtschaft liegen dagegen die Optimisten um 27 Prozentpunkte vorn.
Insgesamt ist der Dienstleistungssektor der einzige große Wirtschaftsbereich, in dem nicht nur hinsichtlich der Geschäftstätigkeit, sondern auch mit Blick auf die Investitions- und Beschäftigungsentwicklung eine Mehrheit der Unternehmen zuversichtlich ist.
Baugewerbe. Ganz anders ist die Lage im Bausektor, in dem die Unternehmen – wie schon im Frühjahr – für 2023 im Vergleich zu 2022 schlechtere Geschäfte, sinkende Investitionen und einen Personalabbau erwarten. Zu den Gründen gehören die gestiegenen Kosten für Material und Energie, die Zinserhöhungen, welche die Baunachfrage drücken, sowie fehlende Fachkräfte.
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