Vom Dornröschenschlaf zur Wachstumsoffensive: Bankenverband NRW setzt auf 2026 als Investitionsjahr

(cs) Im beeindruckenden Ambiente des Kuppelsaals der Deutschen Bank auf der Königsallee trafen sich Politik, Wirtschaft und Finanzbranche zum parlamentarischen Abend des Bankenverbandes NRW. Die zentrale Botschaft des Abends kam von Thomas Buschmann, der in seiner Funktion als alter und neuer Vorsitzender des Bankenverbandes eine klare Ansage machte: „2026 wird das Jahr der Investitionen.”
Als Ehrengast war Professor Justus Haucap geladen, Volkswirt und Gründungsdirektor des Institute for Competition Economics (DICE) an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seine jüngste Berufung in den wissenschaftlichen Beraterkreis von Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche Anfang Oktober unterstreicht sein Renommee. Im Mittelpunkt der Diskussion mit Thomas Buschmann und Steffen Pörner, Geschäftsführer des Bankenverbandes, stand die „Wachstumsagenda für Deutschland” – ein erstes Arbeitsergebnis des Beraterkreises.
Unbequeme Diagnose: „Wir haben zu viel verschlafen”
„Wo ist das Wachstum geblieben?”, eröffnete Steffen Pörner die Debatte. Haucaps Antwort fiel ernüchternd aus: „Wenn es gut läuft, warum soll man was verändern? Und das war vielleicht der Fehler. Wir haben zu viel verschlafen.” Die Politik und die Unternehmen hätten in den erfolgreichen Jahren Innovationen vernachlässigt und sich auf ihren Lorbeeren ausgeruht.
Thomas Buschmann widersprach nicht grundsätzlich, gab aber zu bedenken, dass die vergangenen Jahre von außergewöhnlicher Komplexität geprägt waren. Neben dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine hätten auch der wirtschaftliche Aufstieg europäischer Länder wie Griechenland für Verschiebungen gesorgt.
Haucap übte deutliche Kritik an den strukturellen Problemen: zähflüssige Baugenehmigungen, Herausforderungen in der Rentenversicherung und vor allem die digitale Rückständigkeit. „Auch in der Digitalisierung sind wir leider ganz hinten: Dornröschenschlaf!”, konstatierte der Ökonom unmissverständlich.
Hoffnung auf NRW und junge Gründer
Buschmann bemängelte den Mangel an Jungunternehmern, zeigte sich aber zuversichtlich mit Blick auf die nordrhein-westfälische Start-up-Szene, die entsprechende Dynamik entwickle. Haucap betonte, dass die Prognosen besser seien als die aktuelle Lage: „Wenn die Wirtschaft sehen würde, dass was passiert, würde die Laune wieder besser.”
Auf Pörners hartnäckige Nachfrage „Wann geht es los?” konnte auch Haucap keine präzise Antwort geben, hofft aber auf wichtige Impulse der Bundesregierung. Die Prognosen für das kommende Jahr liegen bei rund 1,4 Prozent Wachstum. „Ich bin Optimist, aber wir müssen auch Resultate sehen”, mahnte Buschmann.
Politik muss handeln – Banken als Impulsgeber
Positiv bewerteten beide die neuen Regierungspakete, wenngleich Haucap ein „Erkenntnisproblem in der Politik” vermutete und forderte: „Der Kanzler muss ein Machtwort sprechen.” Pörner attestierte den Banken, selbst Veränderungen einzufordern, insbesondere beim Bürokratieabbau. Auch das Tariftreuegesetz sei „nicht ermutigend”, ergänzte Haucap.
Thomas Buschmann bleibt dennoch optimistisch: Deutschland sei ein „Ziel-Investitions-Land”. „Von der Kohle zur KI”, schmunzelte Steffen Pörner. Buschmanns Schlusswort machte deutlich, wo die Banken ihre Rolle sehen: „Wir müssen alle was tun, und das ermutigt uns, mit den Kunden über Investitionen zu sprechen. Wir raten den Kunden dazu.”
Der parlamentarische Abend endete mit einem Appell: Der Weg aus dem wirtschaftlichen Dornröschenschlaf führt nur über mutige Investitionen, weniger Bürokratie und eine spürbare Innovationsoffensive – in NRW und deutschlandweit.​​​​​​​​​​​​​​​​