20. Auflage des „Düsseldorfer Konjunkturmonitor 2023“: Die Düsseldorfer Wirtschaft in der Grauzone – dramatischer Arbeitskräftemangel

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Die Düsseldorfer Wirtschaft befindet sich in einer Grauzone und wird 2023 vermutlich noch tiefer in die Rezession schlittern. Dies sind die Ergebnisse des 20. „Düsseldorfer Konjunkturmonitor“ der Unternehmerschaft Düsseldorf. Seit 20! Jahren ist er in der Stadt ein beliebtes Format, weil er in die Zukunft weist und eine hohe Treffsicherheit erzielt. Fast 600 Betriebe aus der Stadt beteiligten sich an der Umfrage.

Die Geschäftserwartungen für 2023 sind nicht rosig. Kein Unternehmen in unserer Stadt rechnet mit besseren Geschäften. 36% glauben sogar, dass die Geschäfte schlechter laufen werden. 27% der Betriebe rechnen mit einer deutlich schlechteren Auftragslage. Nur noch 9% der befragten Unternehmen erhoffen sich eine bessere Auftragslage.

Hohe Energiepreise, steigende Kosten für Rohstoffe, Produktionsrückstände, Lieferproblematik, Krieg in Europa, Arbeitskräftemangel – das sind die größten Sorgen, die den Unternehmen in unserer Stadt Probleme bereiten. Fast täglich tauchen in den Betrieben neue Herausforderungen auf und die Unternehmen sind unsicher, wie sie mit diesen komplexen Themen umzugehen haben.

Der Arbeitsmarkt zeigt sich robust. Allerdings rechnen 18% der Betriebe mit Entlassungen. Dem gegenüber planen immerhin 27% der Unternehmen Neueinstellungen. Gute Zeichen gibts vom Ausbildungsmarkt: 55% der Betriebe belassen ihre Ausbildungsplätze auf hohem Niveau und 36% wollen sogar mehr Azubis einstellen. Ein Plus von 7% zum Vorjahr. Düsseldorf hat einen dramatischen Arbeitskräftemangel, vor allem im MINT-Bereich. Dies kann einer der Gründe für die guten Zahlen auf dem Ausbildungsmarkt sein.

Alle Zahlen zum Konjunkturmonitor gibts unter www.unternehmerschaft.de.

+ Antenne Düsseldorf

+ Rheinische Post


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Aktuelle Situation

Aktuelle Geschäftslage

Mehr als die Hälfte der Betriebe (55%) bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage als gut. Im Vorjahr sagten dies noch 68%. Für 18% der Betriebe ist die Geschäftslage sogar schlecht. Im Vorjahr sagten dies nur 6%. (Für 27% ist die Lage unverändert.)

Aktuelle Auftragslage

Dieses Bild spiegelt sich auch in der aktuellen Auftragslage wider: 45% bezeichnen sie als gut. Im vergangenen Jahr sagten dies noch 62%. Für 18% der Unternehmen ist die Auftragslage schlecht. In der Vorjahresbefragung sagten dies nur 9%. 36% bezeichnen sie als befriedigend (2021: 29%).

Aktuelle Ertragslage

45% der Betriebe beziffern sie als gut. Im Vorjahr sagte dies noch jeder 2. Betrieb. Für 46% ist die Ertragslage befriedigend, 9% geben hier eine schlechte Ertragslage an.

Arbeitsmarkt

Für 64% der Betriebe blieb die personelle Lage in 2022 unverändert. Ist dies ein optimistisches Zeichen? Was meinen Sie?

27% der Unternehmen haben Neueinstellungen vorgenommen. In der Vorjahresumfrage sagten dies noch 47%. Immerhin gaben nur 9% der Betriebe Entlassungen in unserer Stadt an (2021: 6%).

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Situationen in den kommenden 6 Monaten

Geschäftserwartungen

Kein Unternehmen in unserer Stadt rechnet mit besseren Geschäften. Im Vorjahr sagten dies noch 12%. 36% glauben sogar, dass die Geschäfte schlechter laufen werden (2021: 20%): rutschen wir etwa noch tiefer in die Rezession? Unveränderte Geschäfte erwarten 64% der Unternehmen.

Auftragslage

27% der Betriebe in unserer Stadt rechnen mit einer deutlich schlechteren Auftragslage. Eine Zahl, die gegenüber dem Vorjahr nur minimal (1%) gestiegen ist. Nur noch 9% der befragten Unternehmen erhoffen sich eine bessere Auftragslage. Im Vorjahr sagten dies noch 24%. Von einer unveränderten Lage gehen 64% der Unternehmen aus.

Arbeitsmarkt

18% der Betriebe in unserer Stadt werden Entlassungen durchführen. Gegenüber dem Vorjahr ein Plus 6%. Dem gegenüber planen immerhin 27% der Unternehmen Neueinstellungen. Im vergangenen Jahr sagten dies noch 44%. (Unverändert bei 55% der Betriebe).

Gleichwohl bleiben die Jobchancen in Düsseldorf gut, weil viele Betriebe aufgrund des Fachkräftemangels nach qualifizierten Mitarbeitern suchen.

Ausbildungsmarkt

Die bisherigen, mauen Zahlen wird der Düsseldorfer Ausbildungsmarkt nicht widerspiegeln.

55% der Betriebe belassen ihre Ausbildungsplätze auf hohem Niveau und 36% wollen sogar mehr Azubis einstellen. Ein Plus von 7% zum Vorjahr (2021: 29%). Düsseldorf hat einen dramatischen Fachkräftemangel, vor allem im MINT-Bereich. Dies kann einer der Gründe für die guten Zahlen auf dem Ausbildungsmarkt sein.

Kurzarbeit
64% der Betriebe haben in 2022 keine Kurzarbeit durchgeführt. Bei 36% fand Kurzarbeit geringem bis mittleren Umfang statt.

73% der Unternehmen planen keine Kurzarbeit in 2023 mehr ein. Bei nur noch 9 % ist Kurzarbeit ein Thema (2021: 6%), bei 18% ist es noch nicht absehbar.

Homeoffice
Während 2022 noch 91% der Betriebe das Modell Homeoffice bzw. „mobiles Arbeiten“ fuhren, werden es im kommenden Jahr mit 73% weniger Betriebe sein. Das bedeutet aber auch, dass mehr als 2/3 der Mitarbeitenden in unserer Stadt weiterhin „mobil“ arbeiten werden.

Investitionen

Vorsichtiger Optimismus: Bei 46% der Düsseldorfer Unternehmen bleibt die Investitionsquote unverändert und 36% werden diese sogar erhöhen. 18% werden diese wie im Vorjahr reduzieren. Die Zahlen sind fast identisch zum Vorjahr.

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Fazit

Die Düsseldorfer Wirtschaft rutscht 2023 voraussichtlich tiefer in die bereits vorhandene Rezession. Die Betriebe müssen sich mit vielen Herausforderungen auseinandersetzen: Steigende Preise, Lieferkettenproblematik, Produktionsausfälle und der Krieg Russlands in der Ukraine belasten Verbraucher und Unternehmen. Die Lage im Bausektor (steigende Zinsen, fehlendes Material) wird noch schwieriger und auch der private Konsum wird die Konjunktur kaum stützen können.

Immerhin: der Düsseldorfer Arbeits- und Ausbildungsmarkt zeigt sich noch robust.

Für 2023 kann das bedeuten: die Wirtschaftsregion Düsseldorf steht vor einer neuen Rezession. Allerdings deuten die Zahlen nicht auf einen Konjunktureinbruch in dem Ausmaß hin, wie es ihn in der Corona-Pandemie oder in der Finanzmarktkrise 2008 gab.

Wir müssen wohl mit einem gewaltigen Wohlstandsverlust durch Russlands Angriffskrieg rechnen. Wie schwer diese Krise ausfallen wird und wie lange sie dauert, hängt stark von der weiteren Entwicklung der Energiekrise ab.

„Über allem schwebt die geopolitische Gefahr, die vom russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ausgeht“, sagt uns Konjunkturexperte Michael Grömling vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln.

Die hohen Energiepreise haben das Leben der Menschen und Unternehmen stark verteuert und ausgebremst. 2023 wird es leider kaum besser. Wir werden uns wohl oder übel an horrende Energiepreise gewöhnen müssen. Unternehmen werden dadurch weniger investieren und produzieren, ihre Erwartungen sind pessimistischer.