Emotionale Bindung als Schlüssel zur Gesundheit am Arbeitsplatz: AOK-Fehlzeiten-Report 2024 liefert wertvolle Erkenntnisse

Mitarbeitende, die eine starke emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber haben, fehlen seltener und fühlen sich gesünder – das ist eine der zentralen Erkenntnisse des neuen Fehlzeiten-Reports 2024 der AOK. Der Report, der vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) veröffentlicht wurde, zeigt deutlich, dass eine positive Bindung von Mitarbeitenden zu ihrem Unternehmen sowohl durch das Verhalten der Führungskräfte als auch durch die Übereinstimmung zwischen den Arbeitsbedingungen und den individuellen Bedürfnissen und Wünschen der Beschäftigten gefördert wird.


Von Christoph Sochart


Die diesjährige Studie mit dem Titel „Bindung und Gesundheit – Fachkräfte gewinnen und halten“ verdeutlicht, wie wichtig die emotionale Bindung für die Gesundheit und Zufriedenheit der Belegschaft ist. Laut den Ergebnissen der repräsentativen Befragung sind Mitarbeitende, die eine stärkere emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber haben, zufriedener mit ihrer Arbeit, fehlen seltener und haben eine geringere Wechselabsicht. Diese Verbindung zwischen Bindung und Gesundheit ist auch aus anderen Studien bekannt, wird jedoch in der aktuellen Untersuchung nochmals eindrucksvoll bestätigt.

Ergebnisse der Befragung: Bindung stärkt Arbeitszufriedenheit und senkt Fehlzeiten

Die Befragung von 2.501 abhängig Beschäftigten im Alter von 18 bis 66 Jahren durch das forsa-Institut zeigt, dass Mitarbeitende, die eine stärkere emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber verspüren, deutlich seltener krankgeschrieben sind und weniger häufig trotz Erkrankung zur Arbeit gehen (Präsentismus). Diese Beschäftigten sind zufriedener mit ihrer Arbeitssituation und zeigen ein geringeres Interesse, den Arbeitgeber zu wechseln.

Johanna Baumgardt, Forschungsbereichsleiterin für Betriebliche Gesundheitsförderung im WIdO und Mitherausgeberin des Fehlzeiten-Reports, fasst die Ergebnisse so zusammen: „Wenn Organisationen ihre Mitarbeitenden langfristig an sich binden wollen, sollten sie gezielt Maßnahmen zur Erhöhung der Arbeitszufriedenheit ergreifen. Dazu gehört eine bessere Passung der Arbeitsinhalte zu den Bedürfnissen der Mitarbeitenden und eine gezielte Förderung von Führungskompetenzen. Ergänzt wird dies idealerweise durch Betriebliche Gesundheitsförderung, die die Gesundheit der Beschäftigten aktiv unterstützt.“

Betriebliche Gesundheitsförderung wird gut angenommen

Ein weiteres Ergebnis der Befragung zeigt, dass die Angebote der Betrieblichen Gesundheitsförderung in vielen Unternehmen bereits präsent sind: 91,9 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Arbeitgeber entsprechende Angebote bereitstellt, und etwa die Hälfte der Beschäftigten hat diese auch bereits genutzt. Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit der Belegschaft spielen somit eine wichtige Rolle bei der emotionalen Bindung und der langfristigen Zufriedenheit der Mitarbeitenden.

Krankenstände auf historischem Höchststand: Analyse der Krankschreibungen 2024

Neben der emotionalen Bindung beleuchtet der Fehlzeiten-Report 2024 auch die Entwicklung der Krankenstände. Die Analyse zeigt, dass die Krankschreibungen im bisherigen Jahresverlauf auf einem historischen Höchststand verharren: Im Zeitraum von Januar bis August 2024 wurden 225 Arbeitsunfähigkeitsfälle pro 100 erwerbstätige AOK-Mitglieder verzeichnet – und das vor dem Beginn der typischen Erkältungswelle im Herbst und Winter. Damit liegt die Zahl der Krankschreibungen bereits auf dem Niveau des gesamten Vorjahres.

Die Hauptursache für diesen Anstieg sind Atemwegserkrankungen, die in den letzten Jahren durch neue virale Erkrankungen verstärkt wurden. Baumgardt merkt jedoch an, dass auch die Einführung der elektronischen Krankmeldungen (eAU) zu einer vollständigen Erfassung der Krankmeldungen beigetragen haben könnte: „Es ist möglich, dass vor der eAU nicht alle Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen bei den Kassen eingereicht wurden, sodass wir nun ein umfassenderes Bild erhalten.“

Fachkräftemangel erfordert stärkere Bindung der Mitarbeitenden

Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels und der hohen Zahl offener Stellen wird es für Unternehmen immer wichtiger, ihre Mitarbeitenden langfristig zu binden. Der Report zeigt, dass eine starke emotionale Bindung an den Arbeitgeber nicht nur die Fehlzeiten senkt, sondern auch die Wechselabsichten der Mitarbeitenden reduziert. Nur 6,4 Prozent der Befragten gaben an, innerhalb der nächsten zwölf Monate den Arbeitgeber wechseln zu wollen. Demgegenüber gaben 57,3 Prozent der Befragten an, bis zur Rente bei ihrem aktuellen Arbeitgeber bleiben zu wollen – ein klares Zeichen für die Bedeutung der emotionalen Bindung.

Fazit: Bindung und Gesundheitsförderung als Schlüssel zum Erfolg

Der Fehlzeiten-Report 2024 liefert deutliche Hinweise darauf, dass eine starke emotionale Bindung von Mitarbeitenden an ihr Unternehmen nicht nur deren Zufriedenheit und Gesundheit verbessert, sondern auch für die langfristige Personalbindung von großer Bedeutung ist. Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden durch gezielte Gesundheitsförderung und eine wertschätzende Führungskultur unterstützen, können nicht nur Krankheitsausfälle reduzieren, sondern auch die Motivation und Loyalität ihrer Belegschaft stärken.

Die vollständige Studie bietet tiefere Einblicke in die Zusammenhänge zwischen Bindung, Gesundheit und den Herausforderungen der Arbeitswelt und kann wertvolle Ansätze für Unternehmen liefern, die ihre Fachkräfte langfristig binden und fördern möchten.