Auftaktveranstaltung „Powerjahr für Praktika“: Wegbereiter für die Fachkräfte von morgen

Fotos: Frank Wiedemeier

Die Auftaktveranstaltung „Powerjahr für Praktika“ in Düsseldorf bot einen umfassenden Einblick in die Bedeutung von Praktika als wichtigen ersten Schritt für Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg in die Arbeitswelt. Rund 100 Teilnehmende, darunter Vertreter aus Wirtschaft, Bildung und Politik, diskutierten über die Chancen, Herausforderungen und die zentrale Rolle von Praktika in Zeiten des Fachkräftemangels. Veranstalter sind die Kommunale Koordinierung der Landeshauptstadt Düsseldorf und das Kompetenzzentrum Berufliche Orientierung. CHRISTOPH SOCHART fasst den Tag zusammen:


So berichtet die Landeshauptstadt


Die Veranstaltung begann mit einem Grußwort von Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, der betonte, wie essenziell es sei, Jugendliche und Unternehmen zusammenzubringen. Praktika, so Dr. Keller, sind für Schülerinnen und Schüler eine einmalige Gelegenheit, ihre Talente und Stärken zu entdecken und Einblicke in unterschiedliche Branchen zu gewinnen. Diese ersten beruflichen Erfahrungen seien besonders in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels von zentraler Bedeutung. Sie ermöglichen es jungen Menschen, die Anforderungen der Arbeitswelt kennenzulernen und gleichzeitig den Betrieben die Chance, potenzielle zukünftige Mitarbeitende zu fördern. Dabei verwies er auch auf die Verantwortung der Stadt Düsseldorf, die zahlreiche Praktikumsplätze in der Verwaltung und anderen Bereichen anbietet.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, den Dr. Keller ansprach, war der demografische Wandel. Durch das Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge stünden viele Betriebe vor der Herausforderung, den Mangel an Fachkräften zu kompensieren. Praktika böten hier eine wertvolle Möglichkeit, junge Talente frühzeitig zu identifizieren und zu binden. Besonders stolz zeigte sich der Oberbürgermeister auf das 2006 gegründete Kompetenzzentrum, das seither ein starkes Netzwerk mit allen wichtigen Partnern aufgebaut habe. Dieses Netzwerk sei mittlerweile „volljährig“ und spiele eine zentrale Rolle im Landesprogramm zur beruflichen Orientierung. Dabei lobte Dr. Keller die enge Zusammenarbeit zwischen dem Kompetenzzentrum und der Kommunalen Koordinierungsstelle, die in NRW in dieser Form einzigartig sei und als besonders erfolgreiches Modell gelte.

Nach diesem motivierenden Einstieg folgte eine spannende Talkrunde mit Vertreterinnen und Vertretern aus unterschiedlichen Bereichen. Dr. Axel Fuhrmann, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, wies darauf hin, dass Eltern nach wie vor den größten Einfluss auf die Berufswahl ihrer Kinder haben. Deshalb müsse noch mehr in die Elternarbeit investiert werden, um sie besser über die Möglichkeiten einer dualen Ausbildung zu informieren. Dr. Fuhrmann betonte, dass eine duale Ausbildung keinesfalls eine Sackgasse sei, sondern vielmehr eine solide Grundlage für eine berufliche Karriere darstelle. Er plädierte dafür, die Vorteile der dualen Ausbildung stärker hervorzuheben, um Vorurteile abzubauen.

Dagmar Wandt, Leiterin des Amtes für Schule und Bildung, unterstrich, dass es schwierig sei, alle Berufe zu kennen. Es sei deshalb die Aufgabe des Amtes, Schülerinnen und Schülern durch Praktika einen Zugang zu verschiedenen Berufsgruppen zu ermöglichen. Jedes Jahr müssten etwa 15.000 Praktikumsplätze bereitgestellt werden, was eine enorme Herausforderung sowohl für die Schulen als auch für die Betriebe darstelle. Sie betonte, dass Praktika unverzichtbar seien, um Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, ihre Berufswahl zu überdenken und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Michael Grütering, Geschäftsführer der Arbeitgeberverbände, hob die Bedeutung der frühzeitigen beruflichen Orientierung hervor. Er berichtete von einem Projekt, bei dem bereits in der 5. Klasse einer Sekundarschule mit der beruflichen Orientierung begonnen werde. Nach acht Monaten sei bereits ein signifikanter Unterschied zwischen den Schülerinnen und Schülern dieser Klasse und anderen Klassen derselben Jahrgangsstufe erkennbar. Grütering plädierte dafür, solche Projekte auszuweiten, um Jugendliche noch früher für verschiedene Berufsfelder zu sensibilisieren und ihnen erste Einblicke zu gewähren.

Auch Dr. Jürgen Holtkamp, Vertreter der Industrie- und Handelskammer, betonte die Notwendigkeit, Praktika passgenau auf die Bedürfnisse der Schulen und Betriebe abzustimmen. Nur so könne sichergestellt werden, dass beide Seiten – sowohl die Praktikanten als auch die Unternehmen – maximal von der Zusammenarbeit profitieren. Ein maßgeschneidertes Angebot sei der Schlüssel, um langfristig Fachkräfte zu gewinnen.

Zwei Schülerinnen des Comenius-Gymnasiums, Anna und Elona, gaben im Anschluss einen wertvollen Einblick aus der Perspektive der Praktikanten. Sie berichteten, wie wichtig es für sie gewesen sei, einen echten Blick in die berufliche Wirklichkeit zu werfen. Sie seien mit bestimmten Erwartungen in ihre Praktika gestartet und hätten sich sehr positiv überrascht gezeigt. Besonders lobten sie, dass ihnen viel Verantwortung übertragen worden sei und dass sie zahlreiche Möglichkeiten bekommen hätten, sich aktiv einzubringen. Dies habe ihnen geholfen, sich klarer darüber zu werden, welche beruflichen Wege sie in Zukunft einschlagen möchten.

Auch die Sicht der Arbeitgeber wurde durch den Unternehmer Mike Koch eingebracht. Er forderte mehr Transparenz von den Betrieben und betonte, dass die Schülerinnen und Schüler die Leidenschaft der Mitarbeitenden spüren müssten. Nur so könnten sie sich für bestimmte Berufe begeistern. Nach der Ausbildung gebe es zudem zahlreiche Aufstiegsmöglichkeiten in den Betrieben, die den jungen Menschen verdeutlicht werden müssten. Koch sprach sich dafür aus, dass Betriebe ein familiäres Umfeld für die Auszubildenden schaffen und eine gute Kommunikation im Team pflegen sollten. Nur so könnten sich die jungen Menschen in den Unternehmen wohlfühlen und eine positive Bindung aufbauen.


So berichtet die RHEINISCHE POST!


Birgitta Kubsch-von-Harten von der Agentur für Arbeit unterstrich die Bedeutung von Praktika in der heutigen Berufswelt. Sie wies darauf hin, dass sich die Kriterien der Jugendlichen bei der Berufswahl in den vergangenen Jahren verändert hätten. Nachhaltigkeit spiele eine immer größere Rolle, und auch die Berufe selbst hätten sich gewandelt. Deshalb sei es wichtig, die Eltern in die Berufsorientierung einzubeziehen, da sie nach wie vor eine entscheidende Rolle spielten.

Abschließend wurde die Talkrunde von Annika Schur, Ausbildungsleiterin bei Teekanne, zusammengefasst. Sie unterstrich die Notwendigkeit, dass sich die Rahmenbedingungen sowohl in den Betrieben als auch in den Schulen verändern müssten. Unternehmen sollten ihren Praktikanten gegenüber mehr Wertschätzung zeigen und transparent darüber kommunizieren, was gut läuft und was verbessert werden könne. Die soziale Verantwortung der Betriebe sei ebenfalls ein wichtiger Punkt, der nicht vernachlässigt werden dürfe. Schur betonte zudem, dass nicht alle Unternehmen eine Start-up-Mentalität entwickeln müssten. Wichtig sei es, authentisch zu bleiben und den Praktikanten ein realistisches Bild des Arbeitsalltags zu vermitteln. Sie lobte die „Düsseldorfer Tage der Beruflichen Orientierung“ und berichtete von den positiven Erfahrungen, die Teekanne in diesem Zusammenhang gemacht habe.

Ein weiteres Highlight der Veranstaltung war die Vorstellung der neuen Praktikumsbörse www.praktikum-dus.de, die von Christiane Stedeler-Gabriel, stellvertretende Leitung der Kommunalen Koordinierung, präsentiert wurde. Gemeinsam mit Patrick Tilmes vom Handwerksbetrieb Soeffing und Ralf Gremmen vom Industrieunternehmen Konecranes wurden Praxisbeispiele vorgestellt, die die Bedeutung von Praktika in verschiedenen Branchen unterstrichen.

Anschließend an die Talkrunde vertieften die Teilnehmenden die Diskussion in drei thematisch fokussierten Workshops, die sich jeweils mit unterschiedlichen Aspekten rund um das Thema Schülerpraktika auseinandersetzten. Jeder Workshop wurde anhand von Leitfragen moderiert und brachte vielfältige Erkenntnisse und Anregungen zutage.

  1. Fit für die Praxis: Erfolgreiche Vorbereitung auf das Schülerpraktikum

Dieser Workshop richtete sich speziell an Schülerinnen und Schüler und wurde von Dominik Bellmann (Agentur für Arbeit) und Dr. Christian Henke (Handwerkskammer) moderiert. Die zentrale Frage lautete, wie sich Jugendliche optimal auf ihr Praktikum vorbereiten können.

Die Ergebnisse zeigten, dass Praktika für viele Jugendliche eine wichtige Möglichkeit darstellen, sich beruflich zu orientieren. Die Mehrheit der Teilnehmenden bestätigte, dass ihre Berufswahl durch das Praktikum entweder gestärkt oder in manchen Fällen sogar revidiert wurde – was ebenso wertvoll ist. Ein zentrales Thema war die Wertschätzung, die Schüler in ihren Praktika erfahren möchten. Sie wünschen sich, aktiv in Entscheidungen eingebunden zu werden und von den Unternehmen eine Rückmeldung zu erhalten, auch dann, wenn eine Bewerbung abgelehnt wird. Dies würde nicht nur die Wertschätzung, sondern auch den Lernprozess verbessern. Für viele war es ebenfalls wichtig, nach dem Praktikum ein strukturiertes Feedback zu erhalten, um besser einschätzen zu können, ob dieser Berufsfeldweg langfristig zu ihnen passt.

  1. Win-Win-Situationen schaffen: Wie Unternehmen und Praktikanten profitieren

In diesem Workshop, der sich an Unternehmensvertreterinnen und -vertreter richtete, moderierten Isabella Breuer (IHK) und Nadine Rosenau (Handwerkskammer). Die Diskussion drehte sich um die Frage, wie sowohl Unternehmen als auch Praktikantinnen und Praktikanten größtmöglichen Nutzen aus den Praktika ziehen können.

Die Ergebnisse zeigten, dass Unternehmen oft mit sehr grundlegenden Erwartungen beginnen. Ein häufiger Kritikpunkt war jedoch die mangelnde Pünktlichkeit und Ordnung seitens der Praktikantinnen und Praktikanten. Gleichzeitig erwarten die Unternehmen von den Jugendlichen eine gewisse Auseinandersetzung mit dem Beruf, bevor sie ein Praktikum antreten, damit mehr Verantwortung übertragen werden kann. Die Schulen bereiten die Schüler unterschiedlich auf die Praktika vor, und die Unternehmen wünschten sich eine engere Abstimmung in Bezug auf die Praktikumszeiträume. Darüber hinaus kam der Vorschlag auf, eine Checkliste zu erstellen, die Schülerinnen und Schülern helfen soll, sich besser auf das Praktikum vorzubereiten. Dies könnte Missverständnisse verhindern und die Erwartungen von beiden Seiten besser abgleichen.

  1. Begleitung und Feedback: Der Schlüssel zu einem gelungenen Praktikum

Dieser Workshop war auf Lehrkräfte ausgerichtet und wurde von Lea Fleuth (Agentur für Arbeit) und Dr. Jürgen Holtkamp (IHK) moderiert. Ziel war es, herauszufinden, wie Lehrkräfte ihre Schülerinnen und Schüler bestmöglich bei der Praktikumsvorbereitung und -durchführung begleiten können.

Die Diskussion verlief intensiv, mit vielen Wortmeldungen von Lehrkräften, die ihre Erfahrungen und Wünsche einbrachten. Es wurde klar, dass Lehrkräfte nicht nur eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung der Praktika spielen, sondern auch bei der anschließenden Betreuung und Nachbereitung. Die Praktikumsbörse wurde von den Teilnehmenden sehr positiv bewertet, dennoch gab es zahlreiche Vorschläge zur Weiterentwicklung. Insbesondere wurde der Wunsch nach einer App-Entwicklung geäußert, um die Praktikumsbörse noch nutzerfreundlicher zu gestalten. Funktionen wie das Hochladen von Unterlagen, eine bessere Barrierefreiheit sowie eine Filterfunktion, um spezifische Schülergruppen (zum Beispiel nach Schulform) gezielt auszuwählen, wurden als hilfreiche Ergänzungen diskutiert.

Ein weiteres Thema war die transparente Kommunikation zwischen Schulen und Unternehmen. Lehrkräfte wünschten sich, dass die Erwartungen der Betriebe klarer formuliert werden, damit sie ihre Schülerinnen und Schüler besser darauf vorbereiten können. Auch die Möglichkeit, mehr Zeit für Feedback- und Reflexionsrunden nach den Praktika zu schaffen, wurde als notwendig erachtet, um die berufliche Orientierung der Jugendlichen bestmöglich zu fördern.

Insgesamt zeigten die Workshops, wie vielfältig die Perspektiven und Anforderungen rund um das Thema Praktika sind. Von der erfolgreichen Vorbereitung über die Zusammenarbeit mit den Unternehmen bis hin zur Begleitung durch die Lehrkräfte wurden zahlreiche Anregungen und Verbesserungsvorschläge erarbeitet, die in die zukünftige Gestaltung von Praktika und der Düsseldorfer Praktikumsbörse einfließen sollen.

Die Veranstaltung wurde von Lisa Marie Schelig moderiert und bot allen Teilnehmenden wertvolle Einblicke in die Welt der Praktika und die berufliche Orientierung von Schülerinnen und Schülern.