Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie: Update Dienstag 17:00 Uhr

Screenshot: Gesamtmetall

Mit dem Ende der Friedenspflicht um Mitternacht starteten in der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württembergs die ersten Warnstreiks. Rund 500 Porsche-Beschäftigte in Stuttgart beteiligten sich an einer Kundgebung während der Nachtschicht, und auch die Frühschicht des Porsche-Werks in Zuffenhausen wurde für den Vormittag zum Warnstreik aufgerufen. Weitere Aktionen waren unter anderem bei Bosch in Reutlingen, ZF in Friedrichshafen und Daimler Buses in Neu-Ulm geplant.

Am Donnerstag werden die Verhandlungen für NRW fortgesetzt

Die Tarifverhandlungen zwischen IG Metall und den Arbeitgebern gestalten sich schwierig: Die dritte Verhandlungsrunde fand am heutigen Dienstag in den Tarifgebieten Küste und Niedersachsen statt. Am Donnerstag werden sie fortgesetzt für Baden-Württemberg und NRW.

Heute wurde im Norden verhandelt – ohne konkrete Ergebnisse

NORDMETALL-Tarifverhandlungsführerin Lena Ströbele hatte sich heute nach dem dritten Verhandlungstag zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern der M+E-Industrie in Kiel vorsichtig optimistisch für den weiteren Verlauf der Tarifrunde 2024 geäußert: „Wir haben viele Themen intensiv und ernsthaft diskutiert und so ein größeres gemeinsames Verständnis entwickelt. Die konstruktive Atmosphäre stimmt mich verhalten positiv, auch wenn in den kommenden Gesprächen noch ein hartes Stück Arbeit vor uns liegt. Umso mehr appellieren wir an die IG Metall Küste, weiter eine Lösung am Verhandlungstisch zu suchen, statt ihre Energie auf überflüssige und schädliche Warnstreiks zu konzentrieren. Den Standort stärken wir nicht mit Produktionsunterbrechungen oder Stillstand in den Betrieben, sondern nur durch eine gute und rasche Einigung.“


Von Christoph Sochart


Die Verbände hatten bereits in der zweiten Verhandlungsrunde ein Angebot vorgelegt. Aus NRW-Perspektive dazu mehr weiter unten. Lena Ströbele nach der heutigen Runde in Kiel: „Wir werden in den kommenden Tagen weiter sondieren, wie wir bald zu einem vernünftigen Ergebnis kommen. Wir brauchen für die M+E-Betriebe eine möglichst lange Laufzeit, um Planungssicherheit zu erhalten und das Vertrauen in den Standort Deutschland wieder wachsen zu lassen.“

Arbeitgeber kritisieren Warnstreiks

Die Arbeitgeber hatten die von der IG Metall eingeleiteten Warnstreiks in den Regionen Neckar-Alb und Nordschwarzwald stark kritisiert. „Unsere Branche befindet sich in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation, und eine baldige Verbesserung ist nicht absehbar,“ erklärte Martin Holder, Vorsitzender der Bezirksgruppe Südwestmetall. Angesichts der aktuellen Herausforderungen und der belastenden Rahmenbedingungen in Deutschland müsse das Ziel dieser Tarifrunde sein, den Standort zu stärken und so langfristig die Arbeitsplätze zu sichern. „Nachhaltige Lösungen lassen sich nicht vor den Werkstoren, sondern nur am Verhandlungstisch finden,“ betonte Holder.

NORDMETALL-Hauptgeschäftsführer Dr. Nico Fickinger hatte die Warnstreiks der IG Metall Küste ebenfalls kritisiert. „Seit der zweiten Verhandlungsrunde Mitte Oktober, in der wir unser Angebot von 3,6 Prozent gemacht haben, stehen wir in intensiven Gesprächen mit der IG Metall Küste. Beide Seiten streben einen schnellen Abschluss an und werden die Verhandlungen am 29. Oktober in Kiel fortsetzen,“ betonte Fickinger. Er bezeichnete die Warnstreiks als unnötig und schädlich: „In einer ohnehin angespannten wirtschaftlichen Lage sind Produktionsausfälle und zusätzliche Kosten für viele Betriebe besonders belastend und wirken sich langfristig auch auf die Beschäftigten aus. Mit solchen Aktionen schwächt die Gewerkschaft den Standort Norddeutschland.“

Das Angebot der Metallarbeitgeber: Ein sicherheitsstiftendes und faires Paket!

Für die rund 700.000 Beschäftigten der nordrhein-westfälischen Metall- und Elektroindustrie hatten die Arbeitgeber bereits in der zweiten Verhandlungsrunde eine gestaffelte Lohnerhöhung von insgesamt 3,6 Prozent über eine Laufzeit von 27 Monaten vorgeschlagen. Diese Erhöhung erfolgt in zwei Schritten: 1,7 Prozent ab Juli 2025 und weitere 1,9 Prozent ab Juli 2026. Zudem wird eine überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütungen in Aussicht gestellt, begleitet von der Bereitschaft, Anpassungen bei den tariflichen Freistellungszeiten zu verhandeln. Ein zentrales Element des Angebots ist die Ausweitung der automatischen tariflichen Differenzierung, die es Unternehmen in wirtschaftlicher Schieflage ermöglicht, flexibel auf die Herausforderungen zu reagieren.

Arndt G. Kirchhoff, Präsident von METALL NRW, verteidigte das Angebot als fair und sicherheitsstiftend für die Beschäftigten. In Zeiten zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheiten, in denen viele Unternehmen die Belastungen nicht mehr kompensieren können, sei das Angebot Ausdruck einer konstruktiven und lösungsorientierten Herangehensweise der Arbeitgeberseite. „Unsere Unternehmen brauchen Planungssicherheit, und dieses Angebot soll sowohl den Beschäftigten als auch den Betrieben in schwierigen Zeiten eine Perspektive bieten“, so Kirchhoff.

Am Donnerstag (31.10.) findet die dritte Verhandlungsrunde für NRW statt.

Arndt G. Kirchhoff, Präsident METALL NRW