Feiertag abschaffen: Ein zusätzlicher Arbeitstag bringt bis zu 8,6 Milliarden Euro

Arndt Kirchhoff, Präsident von Unternehmer NRW
(cs) Die Diskussion um die Streichung eines Feiertags polarisiert: Während die einen um fehlende Erholung und eine zunehmende Belastung der Arbeitnehmer fürchten, sehen andere darin eine Chance, die Wirtschaft anzukurbeln und das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu steigern. Laut Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) könnte ein zusätzlicher Arbeitstag das BIP je nach Berechnungsmethode um fünf bis 8,6 Milliarden Euro erhöhen.
Wirtschaftliche Argumente für die Abschaffung eines Feiertags
Deutschlands Wirtschaft steht vor großen Herausforderungen: Die geplante Investitionsoffensive verursacht hohe Kosten, während gleichzeitig die Baby-Boomer-Generation in Rente geht. Viele Ökonomen sprechen sich daher für die Abschaffung eines Feiertags aus – nicht nur als symbolischen Akt, sondern als reale Maßnahme zur Steigerung der Produktivität. Ein Blick nach Dänemark zeigt, dass unser skandinavischer Nachbar bereits im vergangenen Jahr einen Feiertag gestrichen hat, um mehr Mittel für den Staatshaushalt bereitzustellen. Dort sollen durch die Maßnahme 400 Millionen Euro zusätzlich in die Staatskasse fließen. Im Gegenzug wurden die Löhne der Arbeitnehmer angepasst.
Gewerkschaften wie Verdi vertreten jedoch eine gegenteilige Position. In den aktuellen Tarifverhandlungen des Öffentlichen Dienstes fordern sie nicht nur eine Reduzierung der Arbeitszeit, sondern auch drei zusätzliche freie Tage pro Jahr – bei vollem Lohnausgleich. Dabei zeigen Berechnungen des IW, dass ein zusätzlicher Werktag die Wirtschaftsleistung um Milliarden steigern könnte.
Unterschiedliche Auswirkungen je nach Branche
In einem Kalenderjahr gibt es etwa 250 Arbeitstage, ohne Wochenenden und Feiertage. Das bedeutet, dass ein Feiertag rund 0,4 Prozent der gesamten Arbeitszeit ausmacht. Ein zusätzlicher Werktag würde demnach die Wirtschaftsleistung um bis zu 0,2 Prozent erhöhen, was einem Wachstum von bis zu 8,6 Milliarden Euro entspricht. Allerdings profitieren nicht alle Branchen gleichermaßen von einem zusätzlichen Arbeitstag.
Ein entscheidender Faktor ist, inwiefern Arbeitszeit nachgeholt oder vorgearbeitet werden kann. Während der Handel und die Industrie von einem zusätzlichen Werktag profitieren könnten, hat die Bauwirtschaft beispielsweise saisonale Einschränkungen. Hier macht es einen großen Unterschied, ob ein Feiertag im Sommer oder Winter gestrichen wird – denn bei ungünstigen Wetterbedingungen stehen die Baukräne ohnehin still.
Die Herausforderung der Umsetzung
Die Abschaffung eines Feiertags wäre aufgrund der föderalen Struktur Deutschlands komplex. Feiertage werden auf Länderebene geregelt, sodass jedes Bundesland einzeln über eine Streichung entscheiden müsste. Dies könnte zu uneinheitlichen Regelungen und Wettbewerbsverzerrungen zwischen den Bundesländern führen. Dennoch bleibt die Frage bestehen, ob eine solche Maßnahme langfristig notwendig ist, um die wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen.
Experten fordern ein Umdenken
Angesichts des demografischen Wandels und der drohenden Fachkräfteengpässe sehen viele Experten die Notwendigkeit, mehr zu arbeiten, anstatt weniger.
„Klar ist, dass wir vor einem riesigen demografischen Problem stehen. Künftig werden mehr Arbeitnehmer in Rente gehen, als Jüngere nachrücken. Daher müssen wir nicht darüber reden, weniger zu arbeiten, sondern mehr“, sagt IW-Experte Christoph Schröder.
Arndt Kirchhoff, Präsident von Unternehmer NRW, unterstützt diesen Gedanken: „Ganz grundsätzlich begrüße ich diese Debatte sehr, denn wir brauchen in unserem Land schnellstmöglich wieder ein neues Bewusstsein für die Bedeutung von Arbeit. Dazu gehört auch, uns an den Gedanken zu gewöhnen, wieder länger und auch mehr arbeiten zu müssen. Die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter wird massiv abnehmen. Wir werden um eine Erhöhung des Arbeitsvolumens nicht herumkommen. Deshalb bin ich sehr dafür, die Streichung eines Feiertags ernsthaft ins Auge zu fassen.“, sagte Kirchhoff der Rheinischen Post.
Fazit
Die Debatte um die Abschaffung eines Feiertags bleibt kontrovers. Während die einen die wirtschaftlichen Vorteile betonen, befürchten andere eine zunehmende Belastung der Arbeitnehmer. Fest steht: Deutschland steht vor großen Herausforderungen in der Fachkräftesicherung und Wirtschaftsentwicklung. Die Frage, ob mehr Arbeitstage eine Lösung sein können, wird weiterhin intensiv diskutiert werden.