Arbeitsmarkt im Frühjahr 2025: Schwächephase trifft auf strukturellen Wandel

Symbolfoto: 3M/Molly Zuñiga
(cs) Der deutsche Arbeitsmarkt verliert weiter an Dynamik: Im März 2025 zeigt sich ein deutlicher Rückgang bei der Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften. Gleichzeitig steigt die Zahl der qualifizierten Arbeitslosen. Ein alarmierender Trend – trotz weiterhin zehntausender offener Stellen, die nicht besetzt werden können. Die Gründe sind vielfältig: wirtschaftliche Unsicherheiten, politische Veränderungen und strukturelle Herausforderungen, sagt uns heute das Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln.
Nachfrage sinkt – Arbeitslosigkeit steigt
Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Zahl der gemeldeten Stellen für qualifizierte Arbeitskräfte um 5,1 Prozent gesunken, während gleichzeitig 10,2 Prozent mehr qualifizierte Personen arbeitslos gemeldet wurden. Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage bleibt dennoch bestehen: Über 387.000 offene Stellen konnten im März 2025 rechnerisch nicht besetzt werden.
Ursachen für diese Entwicklung liegen insbesondere in der schwachen wirtschaftlichen Lage im ersten Quartal 2025. Der Strukturwandel in der Industrie, ein unsicherer Regierungswechsel und die Ankündigung neuer US-Zölle haben das Vertrauen vieler Unternehmen erschüttert – mit direkten Folgen für die Investitionsbereitschaft und die Personalplanung.
MINT-Berufe: Temporärer Rückgang, langfristig hoher Bedarf
Besonders deutlich zeigt sich die Entwicklung in den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Hier sank die Zahl der unbesetzten Stellen im März 2025 gegenüber dem Vorjahr um 59,2 Prozent – vor allem durch einen Rückgang bei IT-Fachkräften. Steigende Arbeitslosigkeit trifft auf Unternehmen, die Projekte zurückstellen oder streichen. Unsichere wirtschaftliche Perspektiven und Investitionsstopps sorgen für einen Dämpfer in IT, Forschung und Entwicklung.
Langfristig bleibt der Bedarf jedoch hoch. Die ökologische Transformation, Digitalisierung und der demografische Wandel machen MINT-Berufe weiterhin zu Schlüsselbereichen. Sobald sich die Rahmenbedingungen stabilisieren, wird die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften in diesen Sektoren wieder stark ansteigen.
Baubranche: Engpässe trotz Konjunkturimpuls
Ein besonders kritischer Bereich bleibt das Baugewerbe. Trotz eines milliardenschweren Infrastrukturpakets, das im ersten Quartal beschlossen wurde und neue Hoffnung auf Konjunkturaufschwung nährte, droht ein Fachkräfteengpass viele Projekte auszubremsen. In Berufen wie Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik bleiben mehr als 12.000 Stellen unbesetzt, in der Dachdeckerei fehlen über 3.000 Fachkräfte.
Diese Engpässe gefährden nicht nur die Modernisierung von Verkehrsinfrastruktur, sondern auch zentrale klimapolitische Maßnahmen wie den Ausbau von Photovoltaik oder die Umrüstung von Heizsystemen. Besonders betroffen: der Tief- und Hochbau. Fachkräftemangel zeigt sich auf allen Qualifikationsebenen – von der Planung bis zur Umsetzung.
Langfristige Herausforderungen erfordern strukturelle Lösungen
Trotz der aktuellen konjunkturellen Delle bleiben die langfristigen Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt bestehen. Der demografische Wandel sorgt dafür, dass immer mehr Fachkräfte in den Ruhestand gehen – und immer weniger nachkommen.
Um wirtschaftliches Wachstum zu sichern, braucht es gezielte Maßnahmen:
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Zuwanderung internationaler Fachkräfte,
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Bürokratieabbau für Unternehmen und Beschäftigte,
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Anreize für längeres Arbeiten, z. B. durch flexible Übergänge in den Ruhestand,
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bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf,
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sowie Qualifizierung und Weiterbildung von An- und Ungelernten.