Anstieg der Kurzarbeit in unseren Industriebetrieben – Ein Zeichen der Krise
Die Kurzarbeit in unseren Industriebetrieben hat in den vergangenen Monaten zugenommen und wird voraussichtlich weiter steigen. Laut einer aktuellen Umfrage des ifo-Instituts gaben im August 14,3 % der befragten Industriebetriebe an, Kurzarbeit eingeführt zu haben, gegenüber 12,5 % im Mai. Für die kommenden drei Monate erwarten sogar 23 % der Unternehmen, Kurzarbeit einführen zu müssen – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den 18,8 % im Mai. Trotz dieser Prognosen bleibt die tatsächliche Quote häufig hinter den Erwartungen zurück. Christoph Sochart fasst die Ergebnisse zusammen.
Im Vergleich zu den langfristigen Werten ist die aktuelle Kurzarbeitsquote nur leicht erhöht, was angesichts der schlechten Wirtschaftslage in der Industrie nicht als positives Signal gewertet werden kann. Laut ifo-Experte Sebastian Link verdeutlicht der moderate Anstieg vielmehr, dass viele Unternehmen die Krise als schwerwiegend betrachten und daher eher über einen Abbau von Arbeitsplätzen oder die Verlagerung von Standorten nachdenken, anstatt sich durch Kurzarbeit über Wasser zu halten.
Branchen im Fokus: Wer ist am stärksten betroffen?
Die Möbelindustrie ist mit einem Anteil von 29,2 % besonders stark von Kurzarbeit betroffen, gefolgt von der Metallerzeugung mit 27,7 % und den Herstellern elektrischer Ausrüstungen, die auf 23,1 % kommen. Auch der Maschinenbau (19,8 %) und die Automobilbranche (19,3 %) sind erheblich betroffen. In der Chemiebranche hingegen gab es im August keine nennenswerte Kurzarbeit.
Die Bundesagentur für Arbeit meldete, dass im Juni 2023 rund 232.000 Menschen von Kurzarbeit betroffen waren, im Mai waren es noch 215.000. Im Vergleich zur Corona-Krise, als zeitweise bis zu 6 Millionen Menschen in Kurzarbeit waren, erscheinen die aktuellen Zahlen gering, verdeutlichen aber dennoch die anhaltenden Schwierigkeiten im verarbeitenden Gewerbe.
Kommentar: Kurzarbeit als Krisenindikator
Die steigende Zahl der Kurzarbeiter in der Industrie zeigt, dass die wirtschaftliche Lage nach wie vor kritisch ist. Unternehmen greifen zwar nach wie vor auf Kurzarbeit zurück, doch der verhaltene Anstieg deutet darauf hin, dass viele Unternehmen keine kurzfristige Besserung der Lage erwarten. Stattdessen planen sie, Arbeitsplätze abzubauen oder Produktionsstandorte zu verlagern, um sich langfristig neu zu positionieren. In einer Zeit, in der die Industrie von schwachen Auftragseingängen und einer unsicheren globalen Marktlage betroffen ist, müssen politische und wirtschaftliche Akteure nun die richtigen Weichen stellen, um den Sektor zu stabilisieren und den Abbau von Arbeitsplätzen zu verhindern.
Kurzarbeit mag helfen, kurzfristige Schocks abzufedern, doch sie allein wird nicht ausreichen, um die strukturellen Probleme der Industrie zu lösen. Ein langfristiger Plan zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und zur Anpassung an die veränderten globalen Rahmenbedingungen ist dringend erforderlich. Die Zeit der Übergangslösungen muss einer nachhaltigen Strategie weichen, die Arbeitsplätze sichert und Unternehmen langfristig wettbewerbsfähig macht.