Antje Höning: „Denn das ist der wahre Wählerauftrag: Holt Deutschland aus der Rezession“ – AFD-Pläne könnten 2,5 Millionen Jobs vernichten

Die Menschen in Gelsenkirchen schämen sich für das Abschneiden der AFD. Dieses Video geht heute viral. Screenshot: Instagram
(cs) Nach der Bundestagswahl stehen viele Menschen fassungslos vor dem Ergebnis: Der anhaltende Aufstieg der AfD hat sich weiter manifestiert. Besonders alarmierend ist dabei, dass die Partei nicht nur in den ostdeutschen Bundesländern, sondern auch in Nordrhein-Westfalen immer mehr Wählerinnen und Wähler hinter sich versammelt. Die Vorstellung, es handele sich um ein „Ost-Problem“, ist spätestens jetzt hinfällig.
Antje Höning, Kommentatorin der Rheinischen Post, analysiert in ihrem aktuellen Kommentar (26.02.2025) die wirtschaftlichen Ursachen dieses Rechtsrucks. Ihrer Meinung nach liegt der „wahre Wählerauftrag“ nicht in ideologischen Debatten, sondern in einer klaren wirtschaftspolitischen Wende. Die SPD, so schreibt sie, müsse beweisen, dass sie Wirtschaftspolitik kann – für sich selbst und für das Land. Deutschland steckt in einer wirtschaftlichen Schwächephase, die Industrie verliert Monat für Monat 10.000 Stellen, der private Wohnungsbau liegt brach, und die steigenden Sozialbeiträge belasten Bürgerinnen und Bürger zusätzlich.
Ein Blick in die Städte und Regionen bestätigt Hönings These: Überall dort, wo wirtschaftliche Unsicherheit herrscht, wo Menschen ihre Jobs verlieren und Perspektivlosigkeit wächst, erzielt die AfD Höchstwerte.
Ein Beispiel ist Gelsenkirchen-Scholven: In dem Stadtteil, der gerade erst das Aus einer Raffinerie und damit den Verlust zahlreicher Arbeitsplätze verkraften musste, erreichte die AfD 33,4 Prozent der Stimmen. Das bedeutet: Jede dritte Wählerin und jeder dritte Wähler hat sich dort für die rechtsextreme Partei entschieden. Noch vor wenigen Jahren war Gelsenkirchen eine SPD-Hochburg – heute ist die AfD dort die stärkste Partei. Auf Instagram kursiert derzeit ein Video, in dem sich viele Bürgerinnen und Bürger der Stadt für diese Entwicklung schämen.
Ein weiteres Beispiel ist Velbert, eine Stadt nahe Düsseldorf: Dort kam die AfD auf 20 Prozent der Stimmen – ihr bestes Ergebnis im gesamten Wahlkreis Mettmann II. Velbert, traditionell konservativ geprägt, leidet unter den wirtschaftlichen Problemen vieler Mittelstädte: Unternehmen kämpfen ums Überleben, Arbeitsplätze sind unsicher, und der Strukturwandel stellt die Stadt vor große Herausforderungen.
Allerdings, so Antje Höning in der Rheinischen Post, habe die AFD alles andere als Lösungen für die Misere in manchen Städten NRWs: „Ihre Steuerpläne würden vor allem die Reichen entlasten, nicht aber die Geringverdiener. Ihre Forderung nach einem Euro-Austritt würde 2,5 Millionen Jobs vernichten, ihre Zuwanderungspläne würden ausländische Pflegekräfte abschrecken“, schreibt die Chronistin.
Die Schlussfolgerung ist eindeutig: Die wirtschaftliche Lage vieler Regionen bestimmt das Wahlverhalten maßgeblich. Dort, wo Menschen Zukunftsängste haben, wo sie sich von der Politik nicht gehört fühlen und finanzielle Sicherheit schwindet, wächst der Zulauf zur AfD. Wer diesen Trend stoppen will, muss dafür sorgen, dass sich die wirtschaftliche Situation der Bürgerinnen und Bürger verbessert. Denn letztlich geht es nicht nur um wirtschaftspolitische Fragen – es geht um die Stabilität der Demokratie selbst.
Quellen: Rheinische Post vom 26. Februar 2025