Arbeitgebertag in Düsseldorf: Dr. Arnd Kirchhoff fordert neues Mindset für Deutschland

METRO-Arbeitsdirektor Dr. Volker Schlinge und Vorsitzender des Düsseldorfer Großhandelsverbandes stellt Ministerpräsident Wüst eine Frage. Foto: cs

(cs) Großer Bahnhof am Abend in Düsseldorf: Rund 500 Unternehmerinnen und Unternehmer, Verbandsvertreterinnen und Vertreter sowie zahlreiche Gäste aus Politik und Verwaltung versammelten sich beim diesjährigen Arbeitgebertag des Unternehmerverbandes „unternehmer nrw“. Auch wenn CDU-Chef Friedrich Merz kurzfristig absagen musste – mit gutem Grund: Er wird morgen voraussichtlich zum neuen Bundeskanzler gewählt –, war die Stimmung im Saal gespannt und aufgeladen. Als prominenter Ersatzredner sprach NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst. Im Zentrum des Abends aber stand das Statement von Arbeitgeberpräsident Dr. Arnd Kirchhoff, das in seiner Deutlichkeit kaum zu übertreffen war.

Unser Hauptgeschäftsführer Michael Grütering (rechts) mit Unternehmer Raymond Opszalski. Foto: W. Meyer/unternehmerschaft nrw

„Wir stehen vor riesigen Aufgaben“

Kirchhoff ließ keinen Zweifel daran, dass das neue Regierungsteam um Friedrich Merz vor immensen Herausforderungen steht. „Außen-, sicherheits-, innen- und wirtschaftspolitisch – die To-do-Liste ist gewaltig“, sagte der Unternehmerpräsident. Die US-Zollpolitik unter Donald Trump, die eskalierende Lage in der Ukraine, Russlands Aggressionen und die weiterhin unkontrollierte Migration seien akute Bedrohungen, die rasche politische Lösungen erforderten.

Schluss mit der „Wünsch-Dir-was-Politik“

Mit Blick auf die wirtschaftspolitische Bilanz der vergangenen Jahre fand Kirchhoff klare Worte: „Die wachstumshemmende ‚Wünsch-Dir-was-Politik‘ der Ampel muss jetzt ein Ende haben“, forderte er. Besonders die SPD sieht er in der Pflicht, nun Verantwortung zu übernehmen. „Ich bin da durchaus zuversichtlich“, betonte Kirchhoff. Im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD erkenne er wichtige Impulse, die ein wirtschaftspolitisches Aufbruchssignal setzen könnten.

Sprang für Merz ein: NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst Foto: cs

Ein neuer Anspruch an das Land

Kirchhoff sprach sich für einen grundlegenden Bewusstseinswandel in Politik und Gesellschaft aus: „Was uns fehlt, ist ein neues Mindset.“ Deutschland habe das Potenzial, aus eigener Kraft wieder zu alter Stärke zurückzufinden. Doch dafür brauche es eine Politik, die konsequent auf internationale Wettbewerbsfähigkeit setze – und eine Gesellschaft, die bereit sei, sich zu verändern.

Marktwirtschaft statt Staatsgläubigkeit

„Das Pendel ist zu sehr Richtung Staat ausgeschlagen“, kritisierte Kirchhoff. Der Staat solle sich wieder mehr als Schiedsrichter begreifen – und weniger als Mitspieler. Der überbordende Bürokratismus müsse endlich abgebaut werden, nicht nur in Sonntagsreden, sondern in konkreter Politik. „Unser Land braucht wieder mehr Vertrauen in die Eigeninitiative und Gestaltungskraft seiner Bürger. Das ist die Quelle unseres Wohlstands.“

Arbeit wertschätzen, länger arbeiten

Ein weiterer Appell galt dem gesellschaftlichen Umgang mit Arbeit. „Wohlstand ist ohne Anstrengung nicht zu haben“, so Kirchhoff. Die Menschen müssten sich an den Gedanken gewöhnen, mehr und über die Lebensarbeitszeit hinweg auch länger zu arbeiten – so wie es in anderen Ländern längst Realität sei.

Dr. Arnd Kirchhoff fand deutliche Worte für die nordrhein-westfälische Landesregierung. Foto: cs

Zukunftsinvestitionen statt Schuldenpolitik

Auch in der Finanzpolitik fordert Kirchhoff ein Umdenken: Zwar könnten Sondervermögen sinnvoll sein, wenn sie zielgerichtet eingesetzt würden. Doch eine Politik auf Pump dürfe nicht zur Regel werden. „Neue Schulden allein werden unser Wettbewerbsproblem nicht lösen. Auch der Wille zum Sparen muss sichtbar sein.“

Anpacken statt Ankündigen

Mit Blick auf erste Vorhaben der neuen Regierung – etwa in der Energiepolitik, beim Bürgergeld oder beim Bürokratieabbau – zeigt sich Kirchhoff vorsichtig optimistisch: „Da geht einiges in die richtige Richtung. Aber jetzt bitte umsetzen!“ Noch immer fehle der Mut zu echten Entlastungen bei Unternehmenssteuern und zu tiefgreifenden Reformen der Sozialversicherungen. Besonders bei den Lohnzusatzkosten sei der Druck enorm.

Schlussappell: „Die Welt wartet nicht auf uns“

Zum Abschluss erinnerte Kirchhoff daran, dass Deutschland in der Vergangenheit immer wieder seine Fähigkeit zum Aufbruch bewiesen habe – gerade dann, wenn es darauf ankam. „Unser Land muss sich verändern. Die Welt um uns herum wartet nicht auf uns.“ Es sei höchste Zeit, dass Deutschland sich diesen Herausforderungen stelle – mit Mut, Entschlossenheit und einem klaren wirtschaftspolitischen Kompass.

von links: Dr. Antonius Hamers, Diözesanadministrator für das Bistum Münster, Tanja Nackmayr, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin von unternehmer nrw und Michael Grütering, Hauptgeschäftsführer der Düsseldorfer Arbeitgeberverbände und der Unternehmerschaft. Foto: W. Meyer/unternehmer nrw