Die bundesweiten Chemie-Tarifverhandlungen sind heute ohne Ergebnis vertagt worden. Die Verhandlungen für 550.000 Beschäftigte in 1.900 Betrieben der chemischen und pharmazeutischen Industrie werden am 12. und 13. März 2015 in Neuss fortgesetzt.
Hansen: „Keine Annäherung in Sicht“
„Die IG BCE verschließt die Augen vor den wirtschaftlichen Realitäten in den 1.900 Betrieben unserer Branche. Bislang ist keine Annäherung in Sicht“, kommentiert BAVC-Verhandlungsführer Hans-Carsten Hansen die zähen Verhandlungen der ersten Bundesrunde. Bei der Einschätzung der wirtschaftlichen Lage liegen Welten zwischen Arbeitgebern und IG BCE.
Das Produktionsniveau lag Ende 2014 gerade einmal knapp 3 Prozent höher als noch im Jahr 2010. Seit 2011 bewegt sich die Branchenkonjunktur seitwärts — es fehlt ein signifikantes Chemie-Wachstum. Und auch der Ausblick 2015 stimmt alles andere als zuversichtlich: nur schwaches Mengenwachstum, rückläufige Erzeugerpreise und geringe Umsatzzuwächse. „Wir werden noch viel Kraft investieren müssen, um einen tragfähigen Kompromiss zu finden. Die Chemie-Arbeitgeber haben dafür einen langen Atem. Hoffentlich auch die IG BCE.“
Die Chemie-Arbeitgeber fordern eine Rückkehr zu einer produktivitätsorientierten Tarifpolitik. Die Entgelte der Chemie-Beschäftigten seien in den zurückliegenden Jahren weit stärker angestiegen als die Produktivität. Die entstandene Kluft zwischen Produktivität und Entgelt habe die Lohnstückkosten in die Höhe getrieben und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit des Chemie-Standorts angegriffen. Für die weiteren Verhandlungen macht Hansen deutlich: „Lohnzuwächse können nur aus Wachstum finanziert werden.“
Demografiefeste Tarifpolitik
„Beide Tarifvertragsparteien halten den Tarifvertrag ‚Lebensarbeitszeit und Demografie‘ für eine positive Errungenschaft. Allerdings steht für eine Aufstockung des Demografiefonds in der jetzigen Tarifrunde der notwendige Verteilungsspielraum nicht zur Verfügung. Es sei denn, die Gewerkschaft würde auf eine allgemeine Tariferhöhung ganz oder zu einem wesentlichen Teil verzichten“, erwidert Hansen den erneuten Vorstoß der IG BCE im Bereich Demografie.
Für den Erhalt der Arbeitsplätze ist es wichtig, den 2008 mit dem Tarifvertrag „Lebensarbeitszeit und Demografie“ gemeinsam eingeleiteten Mentalitätswandel fortzusetzen. „Es geht darum, die Beschäftigungsfähigkeit über das gesamte Erwerbsleben zu fördern und zu erhalten. Wir wollen dadurch eine längere Beschäftigung ermöglichen und fördern.“