Düsseldorf + NRW: Metall- und Elektroindustrie steht vor einer erneuten Rezession – Jeder fünfte Betrieb existenziell betroffen – Kostenweitergabe in weiten Teilen nicht möglich

Hauptgeschäftsführer Pöttering: „M+E-Unternehmen im Zangengriff von Kostenexplosionen und Konjunkturflaute“

Die Unternehmen der nordrhein-westfälischen Metall- und Elektroindustrie machen sich große Sorgen um ihre Wettbewerbsfähigkeit und die Zukunftsfähigkeit des Industriestandorts. Nahezu jeder Betrieb spürt zum Teil massive Auswirkungen der Energiekostenkrise und der einbrechenden Konjunktur. Das belegt eine aktuelle Umfrage des Verbandes der Metall- und Elektro-Industrie Nordrhein-Westfalen (METALL NRW) unter mehr als 300 Betrieben mit fast 120.000 Beschäftigten zwischen Rhein und Weser. „Die Unternehmen leiden seit Monaten unter den exorbitant gestiegenen Kosten für Energie, Rohstoffe und Vorprodukte“, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Johannes Pöttering (Foto), in Düsseldorf. Fast 20 Prozent der Betriebe seien inzwischen existentiell betroffen. „Die Meldungen unserer Betriebe lassen keinen Zweifel: Unsere Industrie befindet sich am Vorabend einer erneuten Rezession“, sagte Pöttering. 89 Prozent rechneten mit Gewinn- und 76 Prozent mit Auftragsrückgängen, 73 Prozent erwarteten Wettbewerbsnachteile gegenüber der globalen Konkurrenz, fast die Hälfte der Betriebe fürchte eine wirtschaftliche Gefährdung ihres Betriebes und 38 Prozent sähen eine Benachteiligung deutscher Standorte bei globalen Investitionsentscheidungen.

Die Unternehmen befinden sich nach Worten Pötterings „in einem Zangengriff von Kostenexplosionen und Konjunkturflaute“. Der Umfrage zufolge könnten 13 Prozent die Kostensteigerungen gar nicht und weitere 55 Prozent allenfalls in einem nicht Kosten deckenden Umfang weitergeben. Stornierungen oder Verschiebungen von Bestellungen seien inzwischen an der Tagesordnung (54 Prozent) oder würden alsbald erwartet (33 Prozent). Mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit des Industriestandorts Nordrhein-Westfalen bezeichnete Pöttering die Auswirkungen des veränderten wirtschaftlichen Umfelds als „hochgradig besorgniserregend“. Fast 70 Prozent würden Investitionen und 25 Prozent Ausgaben in Forschung und Entwicklung reduzieren oder verschieben. „Das wirft unser Industrieland insgesamt bei der Bewältigung der Transformation zurück“, betonte Pöttering. Die schwierige Wirtschaftslage habe auch Folgen für die Beschäftigung. 39 Prozent der Betriebe planten bereits Kurzarbeit, fast ein Drittel sogar Personalabbau.