Dunkle Wolken am Düsseldorfer Wirtschafts-Horizont
Von Anja Kühner
Noch geht es den hiesigen Unternehmen gut, wie der 17. Düsseldorfer Konjunkturmonitor 2020 belegt. Aber die Aussichten trüben sich ein. Deshalb mahnt die Unternehmerschaft Düsseldorf eine Verbesserung der infrastrukturellen Rahmenbedingungen an.
Jedes dritte Düsseldorfer Unternehmen rechnet in den kommenden sechs Monaten mit schlechteren Geschäften. „Die globale Wirtschaft ist verunsichert, und das schlägt sich in den sehr exportorientierten Düsseldorfer Unternehmen direkt nieder“, berichtete Michael Grütering, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerschaft Düsseldorfer, anlässlich der Vorstellung des 17. Düsseldorfer Konjunkturbarometers.
Die Umfrage unter knapp 600 Düsseldorfer Unternehmen belegt: Nur noch halb so viele Unternehmen wie im Vorjahr schätzen ihre aktuelle Geschäftslage derzeit als gut ein. Obwohl die aktuellen Zahlen noch nicht schlecht aussehen, zeichnen sich die Probleme also bereits deutlich ab. „Erste Personaldienstleister mussten bereits Kurzarbeit beantragen – ein Frühwarn-Indikator, der sich in den am stärksten betroffenen Unternehmen der Metall- und Elektrobranche meist drei Monate später bemerkbar macht“, schildert Grütering.
Die Arbeitsplätze bei den Düsseldorfer Unternehmen sind jedoch sicher: „Die Anzahl der offenen Stellen nimmt zwar ab, aber trotzdem steigt die Beschäftigungsquote“, erläuterte Grütering. Der Fachkräftemangel habe inzwischen alle Branchen erreicht und daher werden die Unternehmen alles daransetzen, ihre Mitarbeiter zu halten und die Gunst der Stunde nutzen, wieder verfügbare qualifizierte Mitarbeiter neu einzustellen.
Mahnende Worte in Richtung Politik fand indes Jutta Zülow, Vorstandsvorsitzende der Zülow AG und Unternehmerschafts-Vorsitzende: „In puncto Digitalisierung sind wir Unternehmen gut aufgestellt, aber die Infrastruktur lässt zu wünschen übrig – wir brauchen endlich Breitband.“ Auch die Energiewende sei nicht zu Ende gedacht: „Ich kann nicht das eine abschalten, den Ersatz aber durch neue Gesetze verhindern.“ Ohne Strom jedoch könne kein Unternehmen etwas produzieren.
Mehr Engagement für Unternehmen forderte auch Ralf Petzold, Vorsitzender der Geschäftsführung von Komatsu Germany: „Wir brauchen Mitarbeiter aus dem Umland, aber das Einpendeln wird zunehmend schwieriger.“ Nicht zuletzt durch die durch die Umweltspur verursachten Staus sei klar, dass neue Ideen zur Verkehrsinfrastruktur nötig seien. Aus London kenne er beispielsweise Wassertaxis, die große Menschenmenge befördern. Insbesondere der Reisholzer Hafen sei „eine Perle“. Hier könne Düsseldorf Innovationsgeist beweisen.
Stattdessen nehme die Industrie-Akzeptanz in der Stadt weiter ab, bestätigt Kathrin Grüne, Geschäftsführerin der Gießerei Dillenberg. Derzeit basiert immerhin ein knappes Viertel der Düsseldorfer Wirtschaftskraft auf dem produzierenden Sektor. „Wenn der Wert unter 20 Prozent rutscht, dann bekommt ein Standort erfahrungsgemäß Probleme“, fügte Unternehmerschafts-Hauptgeschäftsführer Grütering an.
Steffen Pörner, Geschäftsführer des Bankenverbands NRW, fasste die Diskussion abschließend zusammen: „Im globalen Standortwettbewerb wartet niemand darauf, dass wir in NRW und auch in Düsseldorf unsere Hausaufgaben machen.“