Flexibilität, steile Lernkurve, Purpose und Community: Wie Startups und Corporates die Zukunft der Arbeit gestalten und was sie voneinander lernen können
Unsere Arbeitswelt befindet sich in einem massiven Transformationsprozess: Technologische Entwicklungen, demografische Umbrüche und nicht zuletzt die Corona-Pandemie sind nur einige Schlagwörter, an denen sich die Bedeutung dieser Transformation verdeutlicht. In der Studie „The Next Frontier: Exploring the Evolution of Work in Startups and Corporates“ gehen der Startup-Verband und das Beratungsunternehmen Accenture diesen Veränderungen auf den Grund und richten den Blick auf das deutsche Innovationsökosystem.
Zentrale Ergebnisse auf einen Blick:
- Anziehungskraft auf junge Talente: Startup-Mitarbeitende sind im Schnitt deutlich jünger als Erwerbstätige in Deutschland und 86 % haben einen akademischen Abschluss.
- Hohe Arbeitszufriedenheit: Mit 32 % sind Beschäftigte in Startups häufiger sehr zufrieden mit ihrer Arbeit als Erwerbstätige in etablierten Unternehmen.
- New Work Fokus: Das Thema Flexibilität (86 %) steht als Motivationsfaktor im Zentrum und ist deutlich wichtiger als Einkommen (65 %) und Sicherheit (41 %).
Startups ziehen junge Talente an – Corporates forcieren Zusammenarbeit mit der Szene
Startup-Mitarbeitende sind mit durchschnittlich 32 Jahren wesentlich jünger als die Erwerbstätigen in Deutschland insgesamt, mit im Mittel 43 Jahren. Charakteristisch ist zudem der mit 86 % enorm hohe Anteil an Beschäftigten mit akademischem Abschluss – unter Erwerbstätigen insgesamt sind es nur 24 %. Etablierte Unternehmen haben diese Anziehungskraft für junge Talente erkannt und sehen hier zunehmend die strategische Bedeutung sogenannter Innovation Ecosystem Units, die eng mit Startups zusammenarbeiten.
Flexibilität, steile Lernkurve und Purpose – so motiviert New Work
Die Anziehungskraft von Startups für junge Talente spiegelt sich auch in der Arbeitszufriedenheit wider: 32 % sind mit ihrer Arbeit sehr zufrieden, gegenüber 22 % in der etablierten Wirtschaft. Im Startup-Bereich wirken vor allem New Work-Aspekte als Motivationsfaktoren: Flexibilität, persönliche Entwicklung und Purpose. Für 84 % der Startup-Beschäftigten ist es wichtig, kontinuierlich Neues zu lernen und 83 % wollen die Relevanz ihrer Arbeit sehen. Die sonst dominierenden Faktoren Einkommen (65 %) und Sicherheit (41 %) spielen im Vergleich eine untergeordnete Rolle. Corporate Innovation Ecosystem Units machen sich viele dieser New Work-Aspekte zu eigen. Ganz zentral für den Arbeitsalltag ist hier die Vernetzung und Zusammenarbeit jenseits des eigenen Unternehmens.
New Work ist zentrale Unternehmensstrategie – Gemeinschaftsgefühl bildet Basis
Startup-Gründer*innen sind sich der Interessen und Motive ihrer Beschäftigten bewusst: Gefragt nach der strategischen Relevanz im „War for Talents“, halten 73 % New Work für entscheidend, während nur 45 % das Einkommen als maßgeblich einstufen. Wichtigste Grundlage der Arbeitskultur in Startups ist dabei das Gemeinschaftsgefühl: 68 % der Beschäftigten beschreiben die Unternehmensstruktur als nicht oder kaum hierarchisch und 84 % geben an, die Namen aller Kolleg*innen zu kennen. Innovation Ecosystem Units nutzen die Zusammenarbeit mit Startups gezielt, um mit Blick auf New Work ihre Arbeitskultur zu erneuern. Beim Thema Gemeinschaft bilden sich hier aufgrund der großen Zahl an Mitarbeitenden eine Vielzahl an „Micro-Communities“ – entlang von Projekten, Interessen oder Arbeitsorten.
Wachstum stellt Arbeitskultur vor Herausforderungen – klare Werte werden hier wichtiger
Die für Startups typischen Phasen schnellen Wachstums stellt die Arbeitskultur vor enorme Herausforderungen. Immer weniger Beschäftigte kennen alle Kolleg*innen persönlich und klarere Strukturen werden eingezogen: Während Startups mit weniger als 50 Beschäftigten nur von 27 % als hierarchisch beschrieben werden, steigt der Wert bei größeren Unternehmen auf 47 %. Das sorgt auch für neue Anforderungen im Bereich Leadership – vor allem bei den Themen Vertrauen und Entscheidungsfähigkeit deuten sich Schwierigkeiten an. Im Übergang zur größeren und damit stärker strukturierten Organisation werden feste Werte und eine gemeinsame Vision, die klarer im Corporate-Sektor etabliert sind, immer wichtiger.
Das Innovationsökosystem hat sich professionalisiert – Learnings aus der Corporate-Welt
Die Zusammenarbeit zwischen der etablierten Wirtschaft und Startups hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen und sich in vielerlei Hinsicht professionalisiert. Innovation Ecosystem Units haben Prozesse und Rollen entwickelt, um Unterschiede in der Arbeitskultur zu moderieren und das Startup-Ökosystem ist durch sein Wachstum näher an die Corporate-Welt herangerückt. Wichtige Bezugspunkte für die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit und gegenseitige Learnings liegen in den Bereichen Work-Life-Balance und Gesundheit: Während 51 % der Startup-Beschäftigten die Flexibilität der Arbeitszeit sehr positiv bewerten, tun dies nur 26 % bei Angeboten zur Teilzeitarbeit und lediglich 12 % mit Blick auf Stress und mentale Gesundheit.
Franziska Teubert (Geschäftsführerin Startup-Verband):
„Mit unserer Studie durchleuchten wir das Schlagwort New Work. Wir wissen jetzt: Beschäftigte in Startups sind überdurchschnittlich zufrieden mit ihrer Arbeit. Die Zukunft der Arbeit ist geprägt vom Wunsch nach Flexibilität und Purpose. Angesichts des Fachkräftemangels wird die Arbeitskultur immer wichtiger und mit New Work sind Startups bei jungen Talenten klar im Vorteil. Um jedoch auch in der Phase des schnellen Wachstums hochqualifizierte Talente anzuziehen, brauchen wir in Deutschland die entsprechenden Instrumente – wie zum Beispiel international konkurrenzfähige Mitarbeiterbeteiligung. Aktuell sind wir in Sachen ESOP europaweit Schlusslicht.“
Sigrid Stinnes (Innovation Lead bei Accenture für die deutschsprachigen Länder):
„Die Professionalisierung in der Zusammenarbeit zwischen Startups und Corporates ist Beweis dafür, wie wichtig mittlerweile ein funktionierendes Ökosystem für Themen wie Innovation und Wachstum auch in klassischen Branchen geworden ist. Gleichzeitig sehen wir, dass der Einfluss von ‚New Work‘ in Kombination mit den richtigen Führungsqualitäten nach wie vor unterschätzt wird. Damit müssen sich Unternehmen verstärkt auseinandersetzen, wenn sie junge Talente an sich binden wollen.“
Der vollständige Report kann hier heruntergeladen werden.