Frust nach Chemie-Gipfel auch bei den Unternehmen in Düsseldorf und Umgebung – im zweiten Quartal brach die Chemie-Produktion um 14 Prozent ein
„Leider hat sich unsere Hoffnung auf eine kurzfristige Entscheidung bei den viel zu hohen Strompreisen nicht erfüllt. Hier muss die Bundesregierung noch im Oktober zu einer Einigung über ein kurzfristiges Energiepaket kommen, um den Strompreis sehr schnell zu senken.“ Markus Steilemann, Chef des Leverkusener Konzerns Covestro und Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), hatte sich mehr versprochen vom Chemie-Gipfel im Kanzleramt. Und tatsächlich waren die Hoffnungen der Betriebe höher als das Ergebnis. Beispielsweise ging es in Berlin auch um einen neuen Energiepreis für die Industrie, dem wieder eine Absage erteilt wurde. Im Journalistengespräch zeigte sich auch Lanxess-Chef Matthias Zachert enttäuscht: „Die chemische Industrie ist eine der wichtigsten Branchen der deutschen Volkswirtschaft. (…) Die energieintensive Industrie braucht für mindestens fünf Jahre eine Brücke beim Strompreis. Sonst werden hier Tausende Arbeitsplätze verloren gehen“.
Eigentlich sollte in Berlin eine Standortkrise verhindert werden, doch kurzfristige und schnell wirksame Maßnahmen wird es wohl nicht geben. Markus Steilemann: „Zwar sind heute gute Ansätze diskutiert worden, zum Beispiel das klare Bekenntnis der Bundesregierung für eine risikobasierte Stoffpolitik und gegen pauschale Stoffverbote. Auch das Bekenntnis zum Chemischen Recycling ist ein wichtiger Punkt. Leider hat sich unsere Hoffnung auf eine kurzfristige Entscheidung bei den viel zu hohen Strompreisen nicht erfüllt. Hier muss die Bundesregierung noch im Oktober zu einer Einigung über ein kurzfristiges Energiepaket kommen, um den Strompreis sehr schnell zu senken. Dazu muss konkret der Spitzenausgleich erhalten, die Stromsteuer gesenkt und ein temporär begrenzter Brückenstrompreis eingeführt werden.“
Laut der Rheinischen Post geht es für den NRW-Standort um viel bei dieser Diskussion: „Für Nordrhein-Westfalen geht es in der energieintensiven Industrie um Tausende Arbeitsplätze: Covestro und Lanxess haben je rund 7000 Stellen im Land, Thyssenkrupp 30.000, Evonik mehr als 10.000 und Bayer – wenngleich nicht mehr sehr energieintensiv – mehr als 15.000 Stellen. Die Rettung der Branche kommt auf Wiedervorlage.“
So betrachtet man im Chemie-Bereich diesen Gipfel mehr oder weniger als einen „Start in einen intensiven Dialog“ mit dem Ziel, einen konkreten und kurzfristig wirkenden Chemiepakt zu erarbeiten. „Der Weg dahin scheint noch weit, aber wir müssen jetzt zu Lösungen kommen für eine der innovativsten Branchen unseres Landes. Wir schaffen damit Resilienz, Wohlstand, Innovation und Beschäftigung“, so Steilemann.