Fünf Frauen, fünf Kontinente, eine Mission: Mehr Sichtbarkeit und Chancen für Frauen in der Wissenschaft

Von links nach rechts: Prof. Priscilla Baker; Prof. Barbara Finlayson-Pitts; Audrey Azoulay, Generaldirektorin der UNESCO; Jean-Paul Agon, Präsident der Fondation L’Oréal; Prof. Claudia Felser; Prof. Maria Teresa Dova. Fondation L’Oréal / Foto: Gouhier-Knaub
(cs) In einer feierlichen Zeremonie wurden fünf herausragende Wissenschaftlerinnen mit dem L’Oréal-UNESCO For Women in Science International Award ausgezeichnet. Die Preisträgerinnen aus fünf Weltregionen stehen beispielhaft für bahnbrechende wissenschaftliche Leistungen in den Bereichen Physik, Chemie, Mathematik und Umweltforschung – und für eine Mission, die weit über die Grenzen der Labore hinausreicht: die Förderung von Gleichstellung und Sichtbarkeit für Frauen in den Naturwissenschaften. L’Oréal hat seinen deutschen Firmensitz in Düsseldorf.
Darunter auch Professor Dr. Claudia Felser vom Max-Planck-Institut für Chemische Physik fester Stoffe in Dresden, die als europäische Preisträgerin für ihre Forschung auf dem Gebiet der Quantenmaterialien gewürdigt wurde. Felser ist eine der weltweit führenden Expertinnen auf dem Gebiet der topologischen Materialien – ein Forschungsfeld, das sowohl für die Grundlagenphysik als auch für künftige technologische Anwendungen von zentraler Bedeutung ist.
Wissenschaft ist weiblich – und braucht neue Vorbilder
„Jede dieser Frauen hat nicht nur wissenschaftlich Außergewöhnliches geleistet, sondern inspiriert auch eine neue Generation von Mädchen, sich für die Wissenschaft zu begeistern“, sagte Audrey Azoulay, Generaldirektorin der UNESCO. Die Auszeichnung sei nicht nur eine Anerkennung individueller Leistungen, sondern ein gesellschaftliches Signal.
Insgesamt wurden seit Beginn des Programms im Jahr 1998 mehr als 4.700 Forscherinnen aus über 140 Ländernunterstützt. Die Fondation L’Oréal und die UNESCO wollen mit ihrer Initiative Barrieren abbauen, Vorbilder sichtbar machen und junge Talente ermutigen – insbesondere in einem Umfeld, das für Frauen oft noch von strukturellen Hürden geprägt ist.
Ein aktueller Bericht der UNESCO zeigt, dass weltweit nur 35 Prozent der Absolvent:innen in den Naturwissenschaften Frauen sind – obwohl mehr Frauen als Männer ein Studium beginnen. In der Spitzenforschung wird das Ungleichgewicht noch deutlicher: Nur jede zweite Forscherin schafft es, dauerhaft im Wissenschaftsbetrieb Fuß zu fassen.
Neues Kapitel: „For Girls in Science“ wird international
Mit der diesjährigen Preisverleihung wurde auch eine strategisch wichtige Entscheidung bekanntgegeben: Das bisher auf Frankreich beschränkte Bildungsprogramm „For Girls in Science“ wird international ausgeweitet. Künftig soll es über das Netzwerk der UNESCO-Projektschulen fast 10.000 Schulen in 180 Ländern erreichen – mit dem Ziel, bis 2030 bis zu 5 Millionen junge Menschen zu inspirieren.
Das Programm setzt auf frühzeitige Sensibilisierung, Lehrerausbildung und die Vermittlung weiblicher Vorbilder. „Wir schlagen ein neues Kapitel auf“, sagte Jean-Paul Agon, Präsident der Fondation L’Oréal. „Unsere Vision ist es, Millionen junger Mädchen weltweit direkt zu erreichen – nicht punktuell, sondern über das ganze Jahr hinweg und direkt vor Ort.“
Mit diesem generationenübergreifenden Ansatz wollen die Initiatoren eine neue Kultur in der Wissenschaft fördern – eine, in der Diversität nicht Ausnahme, sondern Selbstverständlichkeit ist.
Die Preisträgerinnen 2025 im Überblick:
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Europa: Prof. Dr. Claudia Felser – Chemische Physik fester Stoffe
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Afrika/Arabische Staaten: Prof. Priscilla Baker – Analytische Chemie
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Lateinamerika/Karibik: Prof. María Teresa Dova – Teilchen- und Feldphysik
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Nordamerika: Prof. Barbara Finlayson-Pitts – Umweltwissenschaften
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Asien/Pazifik: Prof. Xiaoyun Wang – Angewandte Mathematik
Mehr als ein Preis: Ein Aufruf zum gesellschaftlichen Wandel
Mit der Auszeichnung und der Ausweitung des Bildungsprogramms setzen L’Oréal und UNESCO nicht nur ein Zeichen, sondern fordern ein Umdenken – in Schulen, Hochschulen, Laboren, Unternehmen und in der Politik. Denn wissenschaftlicher Fortschritt kennt kein Geschlecht – aber er braucht Gleichstellung, um sein volles Potenzial zu entfalten.