Hohe Strompreise belasten deutsche Industrie, sagt unser Institut
Die Unternehmen der einzelnen Industriezweige in Deutschland zahlen für Strom unterschiedlich viel. Über alle Branchen hinweg sind die Strompreise aber deutlich höher als in wichtigen Konkurrenzländern.
Nach wie vor ist die Industrie ein starker Pfeiler der deutschen Wirtschaft – sie steuert mehr als ein Fünftel der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung bei. Rechnet man die von ihr abhängigen Dienstleistungsbereiche hinzu, geht sogar fast jeder dritte in Deutschland erwirtschaftete Euro auf die Industrie zurück.
Die ist seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine allerdings in Teilen massiv unter Druck: Die durch den Krieg ausgelöste Energiekrise hat vor allem jene Industriebranchen hart getroffen, die in hohem Umfang Energiegüter verbrauchen. Die Folge:
Die Produktion der energieintensiven Industrien in Deutschland lag zuletzt um fast 20 Prozent unter dem Niveau von Anfang 2022, also vor Kriegsbeginn.
Zwar entlastet der deutsche Staat viele Industrieunternehmen je nach Branche und Energieintensität bereits mit Maßnahmen wie einer reduzierten Stromsteuer. Die Regelungen begünstigen die Betriebe in den einzelnen Branchen jedoch sehr unterschiedlich, sodass die Industriestrompreise stark variieren – um teils mehr als 100 Euro je Megawattstunde.
In vielen Industriebranchen zahlen Unternehmen in Deutschland deutlich mehr für Strom als beispielsweise ihre Konkurrenten in China oder den USA.
Vor allem aber sind die Strompreise hierzulande trotz der staatlichen Unterstützung deutlich stärker gestiegen als im Ausland. Im Jahr 2019 kostete Strom für die meisten industriellen Verbraucher in Deutschland oft noch ähnlich viel wie in wichtigen Konkurrenzländern. Aktuell sieht dies ganz anders aus (Grafik):
Im Fahrzeugbau etwa zahlen Unternehmen in Deutschland mit 190 Euro je Megawattstunde gut doppelt so viel für Strom wie ihre Wettbewerber in China und fast dreimal so viel wie vergleichbare Firmen in den USA.
Aber auch gegenüber der Konkurrenz aus Spanien hat Deutschland in mehreren Industriebranchen das Nachsehen – für die hiesigen Autohersteller beispielsweise beträgt der Kostennachteil fast 60 Euro je Megawattstunde.
Die Bundesregierung hat vor Kurzem ein Strompreispaket angekündigt, um gegen weiter steigende Energiekosten der Industriefirmen anzugehen. Doch bis auf die Stromsteuersenkung stehen alle angedachten Maßnahmen angesichts der unsicheren Haushaltslage derzeit auf der Kippe. Ein geplanter milliardenschwerer Zuschuss zu den Netzentgelten wurde bereits gestrichen. Die Wettbewerbssituation der deutschen Industriebetriebe dürfte sich daher vorerst kaum verbessern.