Immer weniger Bankfilialen und Geldautomaten: Warum das kein Problem ist – und was jetzt zählt

Steffen Pörner auf dem Düsseldorfer Arbeitgebertag. Foto: Frank Wiedemeier

(cs) Der Düsseldorfer Steffen Pörner, Geschäftsführer des Bankenverbandes NRW und Vorstandsmitglied der Unternehmerschaft Düsseldorf, war zu Gast im ARD-Morgenmagazin. Sein Thema: die rapide sinkende Zahl von Bankfilialen und Geldautomaten in Deutschland – ein Trend, der viele Menschen verunsichert. Doch Pörner betont: Dahinter steckt keine Willkür, sondern ein tiefgreifender Wandel im Kundenverhalten.

Bargeld verliert an Bedeutung – Kunden gehen digital

Zahlen mit Karte oder Smartphone? Für die Mehrheit längst Alltag. Zwei Drittel der Deutschen zahlen heute bargeldlos – Tendenz steigend. „Wenn ein Geldautomat nur noch selten genutzt wird, lohnt sich sein Betrieb schlicht nicht mehr“, erklärt Pörner. Die Folge: Filialen und Automaten werden abgebaut, vor allem dort, wo Alternativen bereitstehen. Und die gibt es: Bargeld lässt sich auch an Supermarktkassen abheben oder über mobile Filialen beziehen – etwa im ländlichen Raum.

Online Banking auch für Ältere längst Standard

Dass die Bankfiliale an Bedeutung verliert, zeigt sich besonders deutlich beim Online Banking. Laut Bitkom wickeln 83 Prozent der 65- bis 74-Jährigen ihre Bankgeschäfte inzwischen digital ab. Selbst bei den über 74-Jährigen nutzt fast jeder Zweite diese Möglichkeit. „Wer Unterstützung braucht, bekommt sie“, sagt Pörner. Der Bankenverband NRW setzt auf niederschwellige Hilfe, etwa durch Schulungen mit sogenannten „Digital Scouts“. Und auch die Initiative „First Mover“ des Landes NRW, an der sich der Verband beteiligt, bringt Senioren gezielt auf digitalen Kurs.

Digitalisierung: Chance und Pflicht

Die Digitalisierung des Bankwesens ist nicht aufzuhalten – und das ist auch gut so, betont Pörner. Die Bundesregierung plant, Gewerbetreibende zur Annahme digitaler Zahlungsmittel zu verpflichten. „Ein richtiger Schritt“, so Pörner. „Deutschland darf den Anschluss im globalen Wettbewerb nicht verlieren.“ Digitale Zahlungsmethoden bieten Komfort, Sicherheit – und zunehmend auch internationale Anschlussfähigkeit.

Bargeldversorgung bleibt gesichert – aber wie lange noch?

Wird Bargeld bald abgeschafft? Nein, sagt Pörner. Noch immer gibt es rund 50.000 Geldautomaten in Deutschland – im Durchschnitt ist der nächste Automat maximal 1,4 Kilometer entfernt. Zum Vergleich: In den Niederlanden sind es weniger als 1.000 – dort ist die Karte längst König. „Wie lange wir noch mit Bargeld zahlen können, entscheiden die Kunden“, sagt Pörner. Die Entwicklung jedenfalls zeigt klar, wohin die Reise geht: digital, bequem und sicher.

Fazit: Weniger Filialen und Automaten sind kein Rückschritt, sondern Teil eines strukturellen Wandels im Banking – und der bietet viele Chancen. Wer digital fit ist, gewinnt. Und wer noch Nachholbedarf hat, wird nicht allein gelassen. Die Zukunft des Bezahlens ist vernetzt – und sie beginnt jetzt.

Zum Filmbericht: https://www.ardmediathek.de/video/morgenmagazin/immer-weniger-geldautomaten/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL21vcmdlbm1hZ2F6aW4vY2FmMGY2MzQtMWIzZC00MzhmLWE1ODctMWU0NTAzN2UzNzZi