Interview mit Pascal Kober: „Arbeit muss zu einem wesentlichen Lebensinhalt werden“
Der demografische Wandel und die Herausforderungen im deutschen Sozialsystem stellen den Arbeitsmarkt vor enorme Aufgaben. Pascal Kober, arbeitsmarkt- und sozialpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, erläutert im Gespräch, warum bestimmte Vorstellungen überholt sind, weshalb das Bürgergeld nicht die gewünschten Effekte erzielte und welche Maßnahmen nötig sind, um Deutschlands Zukunftsfähigkeit zu sichern. Christoph Sochart fasst das Gespräch zusammen, dass die Kollegen vom IW KÖLN mit ihm geführt haben.
Deutschlands Arbeitsmarkt und der demografische Wandel
Deutschland setzt auf Fachkräftezuwanderung, um den Arbeitskräftemangel zu bekämpfen. Trotz neuer Gesetzesinitiativen bleibt die Zahl der tatsächlich einwandernden Fachkräfte hinter den Erwartungen zurück. Woran liegt das?
„Die Gesetzgebung ist nur der erste Schritt“, erklärt Kober. „Jetzt liegt es an der Umsetzung, und da gibt es immer noch zu viele Hürden.“ Als Beispiel nennt er die zersplitterten Informationsangebote für Fachkräfte. Während das Portal „Anerkennung in Deutschland“ Informationen in zehn Sprachen bereitstellt – was von 46 Prozent der Besucher genutzt wird – sind andere Regierungsseiten ausschließlich auf Deutsch verfügbar.
Hindernisse bei der Umsetzung
Doch mit der Informationssuche allein ist es nicht getan. „Die Visavergabe ist ein langwieriger Prozess – bedingt durch Personalmangel und unzureichende Digitalisierung“, kritisiert Kober. Auch die Anerkennung von Abschlüssen sei problematisch: „Bis ein Arzt aus dem Ausland hier anerkannt wird, vergehen oft 18 bis 24 Monate. Im Pflegebereich sollten wir mehr auf Praxiserfahrung setzen, wie es Finnland vormacht.“
Zusätzlich erschweren die deutsche Sprache, das Schulsystem und die hohe Steuer- und Abgabenlast im internationalen Vergleich die Attraktivität Deutschlands für Fachkräfte. Hochqualifizierte, die projektbezogen denken und mehrere Vertragsangebote haben, ziehen Länder mit geringeren Abgaben vor.
Regionale Herausforderungen
Die spezifische Struktur der deutschen Wirtschaft ist ein weiterer Faktor: „Viele Weltmarktführer sitzen in kleinen Gemeinden und sind international oft nur Insidern bekannt. Das erschwert die Gewinnung von Fachkräften“, erläutert Kober. Zudem seien die sozialen Hürden hoch: „Auf dem Land Anschluss zu finden, ist selbst für Deutsche nicht leicht. Hier könnten Peer-to-Peer-Netzwerke helfen – also ausländische Fachkräfte, die andere unterstützen und ermutigen, ebenfalls den Schritt nach Deutschland zu wagen.“
Fazit: Mehr Praxis, weniger Bürokratie
Für Pascal Kober steht fest: Deutschland muss bürokratische Hürden abbauen, die Digitalisierung vorantreiben und die Integration auf regionaler Ebene stärker fördern. Nur so lässt sich der Arbeitsmarkt langfristig stabilisieren und der Fachkräftemangel beheben.
Das ganze Interview lesen Sie bei unseren Kolleginnen und Kollegen vom IW KÖLN!