Junge Generation zeigt großes Interesse an Wirtschaftsthemen – aber sieht Nachholbedarf in Bildung und Mitsprache

Archivfoto: Frank Wiedemeier

Mehr als die Hälfte der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland interessiert sich für wirtschaftliche Themen. Dies ergab eine repräsentative Umfrage der Bertelsmann-Stiftung, die zeigt: Männer zwischen 14 und 25 Jahren bringen mit 63 Prozent ein größeres Interesse für das Thema Wirtschaft auf als junge Frauen (44 Prozent). Auch Bildung spielt eine Rolle – das Interesse an wirtschaftlichen Themen ist bei Jugendlichen mit mittlerem oder hohem Bildungsabschluss etwa fünf Prozentpunkte höher als bei denen mit niedrigerem Bildungsabschluss.

Besonders beschäftigt sich die junge Generation mit zentralen Themen wie Rente, Weiterbildung und fairer Bezahlung, wobei 54 Prozent der Befragten ein hohes Interesse äußerten. Wirtschaft betrifft alle – ob als künftige Gründer, Mitarbeitende oder Verbraucher – doch viele junge Menschen fühlen sich schlecht informiert. Mehr als die Hälfte empfindet Wirtschaftsnachrichten als zu komplex, und jede zweite junge Erwachsene gibt an, wirtschaftliche Nachrichten oft nicht zu verstehen. Passend dazu wünschen sich 78 Prozent der Befragten mehr Wirtschaftsinhalte im Schulunterricht.


Von Christoph Sochart


„Wirtschaftliche Entscheidungen betreffen auch die junge Generation“, betont Tobias Bürger, Experte für Jugend und Wirtschaft bei der Bertelsmann-Stiftung. „Deshalb ist es wichtig, dass möglichst viele ein grundlegendes Verständnis für Wirtschaftsthemen entwickeln können.“

Zentrale Themen für junge Menschen:

An erster Stelle stehen für die Jugendlichen die berufliche Weiterentwicklung (81 Prozent), das Rentensystem (79 Prozent), Chancengleichheit (78 Prozent) und Work-Life-Balance (77 Prozent). Gender Pay Gap (69 Prozent) und Klimaschutz (66 Prozent) sind ebenfalls wichtig, allerdings vor allem für bestimmte Gruppen: Die Work-Life-Balance ist besonders jungen Menschen mit hohem Bildungsgrad wichtig, und der Gender Pay Gap vorwiegend ein Anliegen junger Frauen.

Mangelnde Mitsprache und Inklusion in wirtschaftspolitischen Entscheidungen:

Der Wunsch nach Mitsprache ist groß: Nahezu zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) geben an, dass sie wirtschaftspolitische Positionen der Parteien in ihre Wahlentscheidung einfließen lassen. Gleichzeitig fühlen sich 63 Prozent der jungen Erwachsenen bei wirtschaftspolitischen Entscheidungen nicht ausreichend einbezogen. Frauen und Menschen mit höherem Bildungsabschluss empfinden dies noch stärker. Sandra Zillinger, Expertin der Bertelsmann-Stiftung, erklärt: „Junge Menschen fordern mehr Mitsprache bei wirtschaftlichen Themen, die sie direkt betreffen. Die Politik sollte darauf eingehen und Angebote schaffen, die junge Menschen einbinden und ihr Wissen stärken.“

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