Klimaziel 2045: Wie die Energiewende Deutschlands neuer Jobmotor wird

(cs) Wenn Deutschland bis 2045 klimaneutral werden will, führt kein Weg an der Energiewende vorbei. Windräder, Solaranlagen, Wasserstoffnetze – sie sind das Rückgrat einer nachhaltigen Energiezukunft. Doch was häufig übersehen wird: Die Energiewende ist nicht nur ein ökologisches Großprojekt, sondern auch ein massiver wirtschaftlicher Strukturwandel – mit enormen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Unsere Redaktion hat neue Daten erhalten vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) und vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die zeigen: Die Energiewende wird zum Jobmotor der Nation – krisenresilient, wachstumsstark und zunehmend vielfältig.


Trotz Krisen im Aufwind: Jobboom durch Energiewende

Wie krisenfest die Transformation wirklich ist, zeigt eine aktuelle Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Zwischen 2019 und 2024 hat sich der Anteil der ausgeschriebenen Stellen mit Bezug zur Energiewende mehr als verdoppelt – von 1,8 auf 3,8 Prozent. Das bedeutet einen Anstieg um rund 200.000 Stellenanzeigen, und das trotz Corona-Pandemie, Inflation und geopolitischer Unsicherheiten. Während der Gesamtarbeitsmarkt Schwankungen unterlag, wuchs der Anteil der Energiewende-Jobs kontinuierlich. Das Fazit: Die Energiewende ist nicht nur ein Innovations-, sondern auch ein Stabilitätsanker für den deutschen Arbeitsmarkt.


Netze statt nur Windräder: Wo der größte Personalbedarf entsteht

Ein genauer Blick auf die Stellenanzeigen verrät: Der größte Bedarf liegt inzwischen nicht mehr nur bei Wind- oder Solaranlagen. Besonders stark wuchs der Bereich Energieinfrastruktur – also Stromnetze, Wasserstoffspeicher oder Ladeinfrastruktur für Elektromobilität. Hier stieg der Anteil an den Gesamtstellen von 1,1 auf 2,6 Prozent – schneller als im Segment der erneuerbaren Energien (von 0,9 auf 1,7 Prozent).

Diese Entwicklung zeigt: Die Energiewende geht längst über das Aufstellen von Photovoltaikanlagen hinaus. Es geht um die Modernisierung eines gesamten Energiesystems – digital, dezentral und resilient.


Handwerker dringend gesucht – und Projektmanager gleich mit

Die Energiewende verlangt vor allem nach Fachkräften im Handwerk – besonders Elektriker:innen, SHK-Techniker:innen (Sanitär, Heizung, Klima) oder Anlagenmechaniker:innen sind gefragt. Doch auch strategische und planerische Berufe rücken in den Fokus: Projektmanager:innen für Windparks, Energieberater:innen oder Expert:innen für Unternehmensorganisation gehören zu den zehn gefragtesten Berufen im Bereich Erneuerbare.

Ein Problem bleibt dabei bestehen: Der Fachkräftemangel. Sieben der zehn gefragtesten Berufe im Energienetzbereich zählen bereits heute zu den sogenannten Engpassberufen – hier dauert die Besetzung einer Stelle besonders lange, häufig über 100 Tage.


Neue Chancen durch Quereinstieg und gezielte Zuwanderung

Weil das passende Personal fehlt, setzen immer mehr Unternehmen auf Quereinsteiger:innen. Helferberufe und Ausbildungswege mit Teilqualifizierungen werden verstärkt angeboten. Aber auch auf politischer Ebene muss mehr passieren: Die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse, gezielte Zuwanderung und eine stärkere Beteiligung von Frauen und älteren Erwerbspersonen werden entscheidend sein, um den Wandel zu stemmen.

Denn der Bedarf ist riesig: Bis 2030 braucht Deutschland rund 160.000 zusätzliche Arbeitskräfte für die Energiewende, so das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Und auch darüber hinaus bleibt die Nachfrage hoch – allein im Zeitraum bis 2040 wird ein Mehrbedarf von rund 100.000 Arbeitskräften erwartet.


Ein Umbau mit Risiken – und viel Potenzial

Die Branche wächst, aber nicht alle Herausforderungen lassen sich mit frischen Stellenanzeigen lösen. Besonders stark gefragt sind IT-Fachkräfte, Bauarbeiter:innen, Techniker:innen in der Energieversorgung sowie Spezialisten in der Land- und Forstwirtschaft. Zugleich machen der demografische Wandel und die digitale Transformation vielen Betrieben zu schaffen. In manchen Regionen oder Branchen könnten sogar Jobs verloren gehen, weil alte Industrien schrumpfen – hier ist eine gezielte Umschulungspolitik notwendig, um Arbeitskräfte aus rückläufigen Sektoren für die Energiewirtschaft zu gewinnen.


Fazit: Ohne Menschen keine Klimawende

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die Energiewende ist mehr als nur ein ökologisches Projekt – sie ist ein handfester Wachstumstreiber für den deutschen Arbeitsmarkt. Doch dieser Aufschwung steht auf wackeligen Füßen, wenn nicht rasch investiert wird – in Ausbildung, Weiterbildung, Zuwanderung und faire Berufschancen.

Denn klar ist: Solarpanele bauen sich nicht von allein, Stromnetze modernisieren sich nicht ohne qualifizierte Teams, und die Transformation zur Klimaneutralität braucht mehr als politische Willensbekundungen – sie braucht Menschen, die sie möglich machen.


Infobox: Die Energiewende in Zahlen (2019–2024)

  • Anteil der Stellen mit Energiewende-Bezug: +111 %

  • Wachstum Bereich Energieinfrastruktur: von 1,1 auf 2,6 %

  • Wachstum Bereich Erneuerbare Energien: von 0,9 auf 1,7 %

  • Zusätzlicher Fachkräftebedarf bis 2030: rund 160.000

  • Engpassberufe: 7 von 10 Top-Berufen in Energieinfrastruktur betroffen

  • Suchdauer für Fachkräfte in Energietechnik: Ø 112 Tage


Zitat des Tages:
„Wir müssen die verfügbaren Arbeitskräfte rekrutieren und diese auch so aus- und weiterbilden, dass die Potenziale aus schrumpfenden Wirtschaftsbereichen bestmöglich genutzt werden.“
– Christian Schneemann, IAB-Forscher


Wenn du möchtest, kann ich den Artikel noch für eine bestimmte Zielgruppe (z. B. Schüler:innen, Fachpublikum oder politische Entscheider:innen) anpassen oder in eine kürzere Version umwandeln.