Neue Chancen für den stationären Handel

Ladengeschäfte der Zukunft sind keine Tempel des Kaufrauschs mehr, keine Irrgärten aus Regalen und auch keine Ort, an denen der Kunde auf seinen Hilferuf nach einem beratenden Verkäufer nichts weiter hört als sein eigenes Echo. Die Stores von morgen verwandeln sich vom Point of Sale zum Point of View. Sie werden zu einer wichtigen Stores werden zur wichtigen Schnittstelle im Omni-Channeling, zum Knotenpunkt der Kundenbindung Schnittstelle im Omni-Channeling, zum Knotenpunkt der Kundenbindung, zur Bühne der Marken- und Produktinszenierung. Denn womit sich der Online-Handel noch immer schwer tut, ist die Emotionalisierung des Kunden durch ein besonderes Kauferlebnis, durch spannendes Design und ästhetische Experimente. Gerade in dieser Lücke setzt die Entwicklung zum Point of View ein und schafft ein neues Involvement: Nicht mehr der Verkauf der Produkte steht im Vordergrund, sondern der Wunsch, dem Kunden ein einmaliges physisches und emotionales Erlebnis zu bieten.

Steigende Kosten fordern Flexibilität

Betrachtet man die Flächenproduktivität pro Quadratmeter im Einzelhandel, wird deutlich: Das große Geld wird offline nicht mehr gemacht. So fiel die Flächenproduktivität von 3.600 Euro (2000) laut einer Untersuchung des Handelsverbands Deutschland (HDE) und des Beratungsunternehmens KPMG auf 2.900 Euro (2010). Gerade bei Geschäften zwischen 1.000 und 2.500 Quadratmetern ist der Umsatz rückläufig, so die Feststellung des Marktforschungsunternehmens Nielsen. Der Trend zum Point of View ist eine logische Reaktion auf diese Entwicklung: Die 1A-Lagen in den Großstädten werden künftig geprägt sein von großflächigen Vorzeige-Flagship-Stores, absatzstarken Brand-Shops und von Showrooms, die auf möglichst kleinem Raum Produkte inszenieren.

Steigende Mietpreise in Innenstadtlagen tun ihr Übriges dazu. Denn obwohl die Umsätze der Einzelhändler sinken, lagen die Mieten in deutschen Einkaufsstädten im ersten Halbjahr 2013 laut Jones Lang LaSalle, Beratungsunternehmen im Immobilienbereich, durchschnittlich bei 1,6 Prozent über dem Vergleichswert aus dem zweiten Halbjahr 2012. Die Top 3 in Sachen Einzelhandelsmietpreise in 1A-Lage sind die Kaufinger Straße/Neuhauser Straße in München mit 350 Euro pro Quadratmeter, die Zeil in Frankfurt am Main mit 290 Euro pro Quadratmeter und die Tauentzienstraße in Berlin mit 280 Euro pro Quadratmeter. Inhabergeführte Stores finden kleine und erschwingliche Retail-Flächen in den 1B-Lagen der Großstädte, um mit innovativen, einladenden Point-of-View-Konzepten zu experimentieren.

Experimentier(t)räume

Die verstärkten Omni-Channeling-Ansätze der Retailer zeigen, dass der physische Raum – solange man im Netz nicht fühlen, riechen, wandeln und schmecken kann – von hoher Relevanz für die Konsumenten bleibt. Kunden möchten noch immer bei vielen Produkten ausprobieren und anfassen. Ist die Verarbeitung gut? Passt die Farbe? Gerade diese Feinheiten sind in Web-Shops nur schwer zu sondieren. So ist gerade für Online-Pure-Player das kleine, wenn auch manchmal nur temporäre Ladenlokal ein idealer Ort der Kundenbindung und -analyse. Denn auch jene Kunden, die sich nicht oder nur sporadisch im Netz bewegen, nehmen einen gut inszenierten Store in der Einkaufsstraße wahr. Point-of-View-Stores dienen somit auch der Entwicklung eines positiven, avantgardistischen Markenimages.

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Quelle: Zukunftsinstitut