Studie von IFH KÖLN und METRO AG befragt Gastronomen zur aktuellen Situation und zum Standort Innenstadt
METRO und das Institut für Handelsforschung (IFH) KÖLN stellten heute (18.08.21) eine Studie zur aktuellen Situation der Innenstadtgastronomie vor. 250 Gastronomen wurden im Juli 2021 zur aktuellen Situation, ihrer Zukunftsplanung sowie Anforderungen an den Standort Innenstadt befragt. Wir waren dabei und fassen die Ergebnisse zusammen.
Das Ergebnis: Gastronomie als Besuchermagnet muss in der Standortentwicklung stärker mitgedacht werden. Dabei sind die zentralen Anforderungen der Branche die Verfügbarkeit von Mitarbeitern, ein attraktives Standortangebot und der unbürokratische Umgang mit Behörden. Auf diese Fragen gilt es für Kommunen und Politik eine Antwort zu finden. Das Pressegespräch leitete Ivonne Julitta Bollow, METRO AG , Global Director Corporate Public Policy (Foto).
Die Debatte um die Zukunftsfähigkeit deutscher Innenstädte hat im Zuge der Monate des Lockdowns weiter an Fahrt aufgenommen. Bestehende strukturelle Herausforderungen wie ein monotones Angebot, sinkende Besucherzahlen und steigende Leerstände wurden durch die Schließungen massiv verschärft. Das IFH KÖLN und METRO AG widmen sich in ihrer aktuellen Studie #Innenstadtinitiative den Bedürfnissen kleiner und mittelständischer Gastronomiebetriebe. 250 Gastronomen wurden im Juli 2021 zu aktuellen Herausforderungen, ihrer Zukunftsplanung sowie Anforderungen an den Standort Innenstadt befragt.
Ziel der Studie ist es, erste Ansätze zu politischem Handeln in der Stadt- und Quartiersentwicklung aufzuzeigen. „Nach den umfänglichen Analysen ist nun die Zeit des Handelns. Das Gebot der Stunde für alle lokal handelnden Akteure: Gemeinsam die Attraktivität der Städte steigern und neue Funktionen bedienen. Im Schulterschluss mit Kommune, Handel aber auch mit neuen Partnern wie Kultur, Handwerk und Bildung gilt es für Gastronomen, jetzt aktiv mitzuwirken, um neue Innenstadtkonzepte zu realisieren“, sagt Boris Hedde (Foto), Innenstadtexperte und Geschäftsführer des IFH KÖLN.
Ergebnis: Gastronomie als Wegbereiter für Innenstadtbelebung
Orte zum Ausgehen sind ein zentraler Faktor für die Innenstadtentwicklung, denn sie haben einen positiven Effekt auf die Atmosphäre des Standortes und steigern die Verweildauer von Besuchern. Altersübergreifend sind die Motive für einen Besuch in den Innenstädten weiterhin das kulinarische Erlebnis, das Ausgehen und der Einkaufsbummel. Um Innenstädte zukunfts- fähig zu machen, müssen Gastronomieunternehmen in der Stadtentwicklung deshalb stärker mitgedacht werden. „Die Ergebnisse der Studie zeigen, lebendige Innenstädte sind ohne Gastronomie nicht zu machen. Dafür muss die Politik Wegbereiter sein. Die klaren Anforderungen in den Standortfaktoren, wie unter anderem der Vergabe von Mietstandorten an die Unternehmer müssen vereinfacht werden, um so den kleinen Unternehmen eine Chance zu geben. Die Branche hat die Zukunft fest im Blick und dies ist eine Chance für alle Akteure,“ so Ivonne Julitta Bollow, Global Director Public Policy der METRO AG.
Standortvergabe und Fachkräftemangel als größte Herausforderungen der Innenstadtgastronomie
Aktuell beurteilen rund 60 % der Gastronomen die Lage mittelmäßig bis sehr schlecht. Dennoch schaut die Branche motiviert in die Zukunft. Er- schwert werden die Zukunftsplanungen durch die Suche nach geeignetem und qualifiziertem Personal (71 %) und den Umgang mit Behörden (52 %).
Ein weiteres Problem in den Augen vieler Gastronomen ist die Vergabe von Standorten. Ein Großteil der Befragten kritisiert, dass die Mieten für attraktive Standorte zu hoch sind (46 %). Auch die intransparente Vergabe „unter der Hand“ ist ein Problem für Gastronomen (43 %). Eine aktive Förderung der Politik von gezielter Nutzungsmischung und Umnutzung auf Seiten der Mieter kann Abhilfe schaffen, um auch kleinen Gastronomiebetrieben attraktive Standorte zu bieten. Es sind gerade die inhabergeführten, kleinen Restaurants und Cafés, die eine Innenstadt zum Leben erwecken. Ebenso kann eine städtische Vergabeplattform von Gastroflächen Transparenz über den lokalen Immobilienmarkt bieten.
Standort- und Quartiersentwicklung als wichtige Faktoren für die Zukunft
Sauberkeit und Ambiente (69 %), Anzahl potenzieller Kundschaft im Einzugsgebiet (68 %) sowie ÖPNV-Anbindung (66 %) und gute Erreichbarkeit für Zulieferer (63 %) – die Rahmenbedingungen der Umgebung spielen bei der Standortwahl eine wichtige Rolle. Hier ist die Politik gefordert, vielfältige Mobilitätskonzepte für Besucher zu schaffen und das städtische Ambiente zu fördern. Dazu braucht es saubere Fußgängerzonen, intakte Gebäude und Fassaden, ausreichend Grünflächen und mehr Lebendigkeit in den Innenstädten.
Um besonders jungen und innovativen Projekten eine Chance in Innenstädten zu bieten, aber auch den Austausch zwischen Betrieben und Bürokratie zu unterstützen, kann ein städtischer Gastro-Beauftragter Abhilfe leisten. Für 61 % der Befragten sind einfache gesetzliche Rahmenbedingungen und Genehmigungsverfahren sehr wichtig. Als Schnittstelle zwischen Gastronomie und Politik wird der konstante Dialog sichergestellt, Verwaltung und Behörden unterstützt und zeitgleich bei Neugründung und Vernetzung innerhalb der Stadtgesellschaft vermittelt.