Unternehmen helfen bei der Wohnungssuche

So viel Prozent der Unternehmen, die Maßnahmen zum Mitarbeiterwohnen anbieten, tun dies speziell für diese Zielgruppen
(cs) Die betriebliche Unterstützung bei der Wohnungssuche erlebt eine Wiederbelebung. Nachdem viele Unternehmen ihre Werkswohnungen Ende des 20. Jahrhunderts verkauft hatten, engagieren sich heute wieder verstärkt Arbeitgeber, um ihren Beschäftigten den Zugang zu Wohnraum zu erleichtern. Dabei geht es weniger um den klassischen Werkswohnungsbau, sondern um moderne Unterstützungsangebote, die auf die heutigen Herausforderungen des Wohnungsmarktes reagieren. Dazu liegt unserer Redaktion ein Bericht des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln vor.
Tradition mit neuer Relevanz
Die Geschichte der Werkswohnungen reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück, als die Textilindustrie in England erste Unterkünfte für Arbeitskräfte errichtete. In Deutschland wurde dieses Modell von Alfred Krupp in den 1860er Jahren übernommen: Da fällt mir als in Essen Aufgewachsener natürlich dieses kluge Modell wieder ein. Ich hatte damals sogar einen Bericht verfasst für den Preis der Bundespräsidenten über die Siedlungen Altenhof, die es heute leider nur noch in Teilen gibt. In Essen entstanden innerhalb eines Jahrzehnts rund 2.400 Wohnungen für die Belegschaft seines Unternehmens. Über Jahrzehnte hinweg entwickelten sich Werkswohnungen weiter, bis sie schließlich von vielen Unternehmen veräußert wurden – unter anderem, weil Wohnraum damals leichter verfügbar war und qualifizierte Arbeitskräfte keine Mangelware waren.

So viel Prozent der Unternehmen in Deutschland unterstützen ihre Mitarbeiter auf diesen Wegen direkt oder indirekt bei der Wohnungssuche
Wohnraummangel bringt Unternehmen zum Umdenken
Heute sieht die Lage anders aus: Wohnraum ist knapp, insbesondere in Großstädten und Ballungsräumen. Gleichzeitig stehen Unternehmen vor der Herausforderung, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu binden. Die Folge: Immer mehr Betriebe engagieren sich erneut im Bereich Mitarbeiterwohnen. Eine Befragung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aus dem Jahr 2023 ergab, dass rund 17 Prozent der Unternehmen ihre Beschäftigten aktiv bei der Wohnungssuche unterstützen.
Moderne Ansätze statt klassischer Werkswohnungen
Während Großunternehmen häufig direkt Wohnraum bereitstellen, setzen mittelständische Betriebe eher auf indirekte Maßnahmen wie Tauschbörsen oder finanzielle Zuschüsse. Insgesamt bieten Unternehmen in Deutschland ihren Mitarbeitenden rund 675.000 Wohnungen sowie etwa 46.000 Wohnheimplätze an – teils aus eigenem Bestand, teils über Belegrechte oder Kooperationen mit Wohnungsunternehmen. Besonders aktiv sind Betriebe im Gastgewerbe (28,3 Prozent), während das Verarbeitende Gewerbe mit 4,4 Prozent vergleichsweise zurückhaltend agiert. Geografisch betrachtet engagieren sich Unternehmen im Norden Deutschlands stärker als in anderen Regionen.
Gezielte Unterstützung für bestimmte Mitarbeitergruppen
Etwa die Hälfte der Unternehmen stellt ihre Wohnangebote allen Beschäftigten zur Verfügung. Allerdings gibt es Gruppen, die besonders profitieren: 54 Prozent der Unternehmen nennen Fachkräfte aus dem Ausland als wichtigste Zielgruppe, gefolgt von Saisonarbeitern (41 Prozent). Beide Gruppen sind häufig auf Unterstützung angewiesen, da sie lokale Wohnungsmärkte oft nicht kennen oder dringend eine Unterkunft benötigen. Für Mitarbeitende, die innerhalb Deutschlands umziehen, setzen Unternehmen verstärkt auf digitale Tauschbörsen oder Intranet-Plattformen.
Fazit: Wohnraum als Faktor für Arbeitgeberattraktivität
Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels und der angespannten Wohnungsmärkte wird die betriebliche Unterstützung bei der Wohnungssuche für viele Unternehmen zu einem wichtigen Instrument der Personalpolitik. Sie hilft nicht nur den Mitarbeitenden, sondern stärkt auch die Attraktivität des Arbeitgebers. Die Renaissance des Mitarbeiterwohnens zeigt: Unternehmen reagieren flexibel auf gesellschaftliche Veränderungen – und tragen so zur Entlastung des Wohnungsmarktes bei.
Mit Material des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln