US-Wahl: „Ein Präsident Trump wäre eine teure Katastrophe“

In wenigen Stunden wählen die Amerikaner einen neuen Präsidenten – oder eine neue Präsidentin. Aus deutscher Sicht ist die Sache klar: Trumps Politik ist unberechenbar und protektionistisch, für die schwächelnde deutsche Wirtschaft wäre er die deutlich schlechtere Alternative.

Trump oder Harris? Die Anspannung vor der morgigen Präsidentschaftswahl ist groß – nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland. Denn mit der Wahl wird auch entschieden, welchen Kurs die größte Volkswirtschaft der Welt in den kommenden vier Jahren einschlagen wird. Donald Trump etwa hat angekündigt, Importzölle einzuführen, um die heimische Wirtschaft anzukurbeln. Die IW-Ökonomen Samina Sultan, Thomas Obst und Jürgen Matthes haben in einer aktuellen Studie simuliert, welche Folgen eine solche Eskalation haben würde. Ein Handelskrieg mit den USA würde demnach 180 Milliarden Euro über vier Jahre kosten.

Wenig Interesse an einem starken Westen

Für die exportorientierte deutsche Wirtschaft, die ohnehin in einer tiefgreifenden, strukturellen Krise steckt, wäre das eine teure Katastrophe. Zuletzt waren die USA Deutschlands wichtigster Exportpartner. Maschinenbauer, Autobauer und Pharmaunternehmen sind besonders auf den Handel mit den Staaten angewiesen. Neben Implikationen für den Handel ist es die geopolitische Dimension, die sich mit einer zweiten Präsidentschaft Trumps stark verändern würde. Mit dem Krieg in der Ukraine, der viel beschworenen Zeitenwende, sind eine starke NATO und ein geschlossen auftretender Westen wichtiger denn je. Trump will mit den USA zwar nicht aus der NATO aussteigen, allerdings stellt er häufig die Bemühungen einzelner Mitgliedsländer und den Kurs des Bündnisses in Frage. Ob die USA unter seiner Führung weiter an der Seite der Ukraine stehen: unklar. Seine Schwärmerei für starke Männer, ob Xi Jinping oder Viktor Orban, weckt wenig Hoffnung, dass Trump ein Interesse an einem starken und geeinten Westen hat.

EU muss sich neu aufstellen

Tritt der Worst Case ein, muss sich die EU auf den selbsternannten Deal-Maker Trump einstellen. Offene Flanken, wie die berechtigte Kritik an den geringen Verteidigungsausgaben müssen geschlossen werden, zeitgleich braucht es engere Handelsbeziehungen zu Südamerika und dem indopazifischen Raum, um den Handel zu diversifizieren. Ganz unabhängig vom Wahlausgang muss klar sein:  Die EU wird in Zukunft immer mehr in geopolitischer Verantwortung stehen. Dementsprechend selbstbewusst sollte Europa auftreten.

Quelle: IW Köln