Weniger Dynamik im Online-Handel – Materialmangel überall wohin man schaut – Preise im Handwerk steigen mit Rekordwerten – historischer Einbruch der deutschen Wirtschaft – IW-Direktor Hüther warnt vor schwierigen Zeiten
Die Wohnung in dem Haus, die ich kaufen wollte, in dem Haus, das noch gebaut werden soll, ist mittlerweile ein Wolkenkuckucksheim geworden. Nicht nur, weil Wohnungen mittlerweile nahezu teurer sind als Häuser (in diesem Falle für 90qm fast 500.000 EUR), sondern weil der Hausbau mit 11 Wohnungen auf Eis gelegt ist. Grund: Materialmangel ohne Ende wegen des Krieges, Produktionsverzögerungen, Lieferstopps, weil kaum noch Fahrer vorhanden sind. Und, und, und. Jetzt verliert auch noch der Online-Handel an Dynamik und der Preiswahnsinn nimmt keine Ende, denken wir nur ans Tanken, ans Heizen und an die Preise im Supermarkt. Einsichten und Aussichten.
+ Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist eingebrochen. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im März auf 90,8 Punkte abgestürzt, nach 98,5 Punkten (saisonbereinigt korrigiert) im Februar. Grund war ein historischer Einbruch der Erwartungen um 13,3 Punkte, der den Rückgang bei Ausbruch der Coronakrise im März 2020 (11,8 Punkte) übertraf. Die Firmen schätzten auch ihre aktuelle Lage schlechter ein. Der Rückgang fiel jedoch vergleichsweise moderat aus (1,6 Punkte). Die Unternehmen in Deutschland rechnen mit harten Zeiten.
+ Nach einem starken Jahresbeginn haben die Auswirkungen des Ukrainekriegs die Umsatzentwicklung auch im E-Commerce massiv gebremst, wie ein Vergleich der Umsatzentwicklung im 1. Quartal diesen Jahres vor und nach Kriegsbeginn am 24. Februar zeigt. Legte der Onlinehandel mit Bekleidung und Schuhen von Anfang Januar bis Kriegsbeginn noch um 10,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal zu, gingen die Umsätze nach Kriegsbeginn bis Ende März massiv um 8,6 Prozent zurück, sodass für das gesamte Quartal nur noch ein Plus von 3,2 Prozent zu Buche stand. Ähnlich verhielt es sich mit den sonst sehr stabilen Wachstumsraten im Cluster Einrichtung, dessen Q1-Wachstum von +13,9 Prozent (vor Kriegsbeginn) auf einen Wert kaum über Vorjahresniveau zurückfiel (+0,3 Prozent; Q1 gesamt: +9,0 Prozent). Mit einem Umsatzplus von 23,7 Prozent zum Vorjahresquartal auf 2,43 Mrd. Euro wächst das Warencluster Täglicher Bedarf erneut am stärksten (vor Kriegsbeginn: 26,1 Prozent; danach 19,4 Prozent).
+ Dem Handwerk dagegen geht es gut. Die Konjunkturlage im Handwerk an Rhein und Ruhr erweist sich auch im Frühjahr 2021 trotz fortdauernder Corona-Krise im Kern insgesamt als stabil. Das zeigen die repräsentativen Ergebnisse der Frühjahrs-Konjunkturumfrage, die die Handwerkskammer in der zweiten März-Hälfte durchführte. Das Geschäftsklima stieg gegenüber der Herbstumfrage 2020 geringfügig um zwei auf nun 115 Prozentpunkte. Im Frühjahrsgutachten fällt allerdings besonders die Rekordwerte bei den Verkaufspreisen auf. Die Frage bleibt, ob die Betriebe die Preise auf dem Markt weitergeben können. Wenn ja, könnten Häuslenbauer die Leidtragenden sein.