Zwischen Preisdruck und Protest: Bolten-Chef Hollmann über Bier, Tarifstreit und Branchensorgen

(cs) In der Rheinischen Post (Lokalausgabe Korschenbroich) ist ein Interview mit Michael Hollmann erschienen, dem geschäftsführenden Gesellschafter der Privatbrauerei Bolten in Korschenbroich. Hollmann ist zudem Vorsitzender der Tarifkommission für den in Düsseldorf residierenden Brauereiverband NRW, der kürzlich mit der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) einen neuen Tarifvertrag für Bierbrauer ausgehandelt hat.

Im Interview spricht Hollmann offen über die wirtschaftlich angespannte Lage der Brauereibranche, den schwierigen Verlauf der Tarifverhandlungen und die daraus resultierenden Lohnerhöhungen, die für viele Brauereien „gerade mal verkraftbar“ seien. Besonders kritisiert er die Haltung der NGG, bei der laut Satzung ausschließlich die Interessen der Mitarbeitenden berücksichtigt würden – ohne Rücksicht auf die wirtschaftliche Lage einzelner Betriebe.

Ein bemerkenswerter Moment war ein Streiktag im Juni in Korschenbroich, als rund 200 Streikende zur Bolten-Brauerei zogen – und Hollmann selbst das Gespräch mit den Streikenden suchte. Für ihn ist der Dialog auf Augenhöhe der einzige Weg, um Tarifkonflikte konstruktiv zu lösen.

Zur Marktlage sagt Hollmann: Der Bierabsatz in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2025 um 6,3 Prozent zurückgegangen, in NRW um 5,1 Prozent. Trotzdem entwickelt sich Bolten positiv – unter anderem mit neuen Produkten wie dem alkoholfreien Alt „Oh!“ und dem „Cola-Mix“, die besser laufen als erwartet.

Preiserhöhungen bei Bolten sind für 2025 nicht geplant, obwohl die gestiegenen Löhne und harte Preiskämpfe im Handel den Druck auf Brauereien erhöhen. Insgesamt beurteilt Hollmann die Zeiten als herausfordernd – doch er zeigt sich überzeugt von der Stärke der Marke Bolten.