Bahn streikt: Schäden in Höhe von bis zu 100 Millionen Euro pro Tag
Im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn greift die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) zum äußersten Mittel: Streik! Gerade für den Güterverkehr kommt der Konflikt zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Die gebuchten Trassenkilometer lagen im vergangenen Juni wieder auf dem Stand von 2018 – die Branche hat sich also gerade erst von dem Einbruch im Pandemiejahr 2020 erholt.
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Chemie- und Stahlindustrie besonders betroffen
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Seit dem letzten großen GDL-Streik im Jahr 2015 werden mehr Güter auf der Schiene transportiert, gleichzeitig ist der Marktanteil der DB Cargo gesunken – 2019 lag er bei rund 44 Prozent. Die Unternehmen, die auf Lieferungen über die Schiene angewiesen sind, müssen nun mit Lieferproblemen rechnen. Wie hoch die Kosten letztendlich sein werden, hängt vor allem von der Dauer des Streiks ab. Da selten zeitkritische Güter mit der Bahn transportiert werden, dauert es etwa drei bis vier Tage, bis die Unternehmen die Streikfolgen deutlich zu spüren bekommen. Sollte das der Fall sein, zeigen Erfahrungswerte früherer GDL-Streiks, dass die täglichen Schäden bei Unternehmen bis zu 100 Millionen Euro betragen können. Spüren wird das vor allem die Chemieindustrie, da sie nicht nur große Mengen transportiert, sondern teilweise per Gesetz verpflichtet ist, die Schiene zu nutzen. Auch die Stahlindustrie ist stark auf den Schienengüterverkehr angewiesen.
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Fahrdienstleiter könnten Situation verschlimmern
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Bei dieser Rechnung gibt es im Gegensatz zum Jahr 2015 aber eine große Unbekannte: Seit Ende 2020 sind auch Mitarbeiter aus anderen Berufsgruppen, etwa die Fahrdienstleiter, in der GDL organisiert. Diese steuern und überwachen den Betrieb auf der Schiene und sind daher essenziell für einen reibungslosen Verkehr. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass bereits ein Großteil dieser Beschäftigten in der Gewerkschaft organisiert ist. Sollte es dennoch zu größeren Ausfällen der Fahrdienstleiter kommen, droht die Kostenrechnung weiter anzusteigen. „Ohne Fahrdienstleiter geht gar nichts mehr“, sagt IW-Verkehrsexperte Thomas Puls. „Weder Bahnen von Wettbewerbern könnten fahren noch Notfallfahrpläne realisiert werden.“ Mögliche Folgen eines solchen Ausfalls haben Fahrgäste 2013 in Mainz zu spüren bekommen: Weil rund die Hälfte der 15 Fahrdienstleiter entweder krank oder im Urlaub war, kam es in der Stadt zum Totalausfall des Schienennetzes.
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