Ungeimpfte anders behandeln? „Klar!“, sagt die FAZ – auch Professor Hüther rät, dass sich möglichst viele Erwachsenen impfen lassen sollten

Jens Spahn will den Druck auf Ungeimpfte erhöhen. Selbst mit Test sollen sie an einigen Angeboten dann nicht mehr teilnehmen können. Mehr als 410.000 Menschen wurden in Düsseldorf bereits gegen das Coronavirus geimpft. Trotzdem haben zahlreiche Menschen noch keinen oder zumindest keinen vollständigen Impfschutz erhalten.

Mittlerweile haben die Düsseldorfs Narren erklärt in der kommenden Session ausschließlich Geimpfte und Genesene in Räume und Säle lassen. Ein negativer Corona-Test wird dann nicht akzeptiert. Die Verantwortlichen sprechen von der „2G Variante“.

Viele Organisationen und Entscheider in unserer Stadt appellieren, sich impfen zu lassen, darunter auch die Düsseldorfer Arbeitgeberverbände. In diesem Zusammenhang erklärte unser Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: Mit einer Impfung kann jeder einen Beitrag leisten. Geimpfte schützen nicht nur sich selbst, sondern auch andere und tragen daher dazu bei, das Infektionsgeschehen einzudämmen. Bei niedrigen Inzidenzwerten wiederum fallen Einschränkungen des öffentlichen Lebens, die auch Wirtschaft, Handel und Gastronomie betreffen. Daher bringen wir mittlerweile mit mobilen Pop-up-Impfstellen die Impfung zu den Menschen vor Ort. Ich appelliere an die bisher noch nicht geimpften Bürgerinnen und Bürger, dieses niedrigschwellige Angebot auch anzunehmen.

Die Herdenimmunität gilt als fast unerreichbar. Umso wichtiger ist es, so viele Erwachsene wie nötig zu impfen, sagte unlängst Professor Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft. Er plädiert für kostenpflichtige Tests, Impfkampagnen und teilweise Impfpflichten. Michael Hüther: Impfen ist der beste Schutz gegen Infektion. In kritischen Berufen, insbesondere im Gesundheits- und Bildungssektor, sollte der Gesetzgeber eine Impfpflicht einführen, weil wir es hier mit schutzbedürftigen Personen zu tun haben. Kinder können sich noch nicht impfen lassen, kranke und alte Menschen haben trotz Impfung eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen schweren Krankheitsverlauf. Mit Impfkampagnen könnten die über 18-Jährigen gezielt angesprochen werden, beispielsweise in Schulen, Universitäten, Sportvereinen oder beim Wehr- und Ersatzdienst. Eine generelle Impfpflicht sollte der Gesetzgeber allerdings je nach weiterem Verlauf der Pandemie nicht von vornherein ausschließen.

Sehr deutlich kommentiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung das Geschehen. Wörtlich schreibt dort Redakteur Reinhard Müller: Der Staat darf und muss Druck ausüben. Das ist kein Apartheid-Regime, sondern schlicht demokratisch beschlossene und rechtsstaatliche Notwendigkeit zum Schutz des Einzelnen und der Gemeinschaft. reiheit hat keine Voraussetzungen. Aber wer von anderen etwas verlangt, muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Das war schon immer so: Wer in exotische Länder reisen möchte, muss an der Grenze die erforderlichen Impfungen nachweisen können. Wer Veranstaltungen besucht, muss Regeln und Hausordnungen befolgen. Wer frei einen Beruf wählt, muss dessen Anforderungen erfüllen. So kann eine Muslima, deren Glauben ihr das Tragen einer Burka vorschreibt, nicht als deutsche Beamtin vor die Bürger treten. Und wer in Kindertagesstätten arbeitet, muss gegen Masern geimpft sein.

Professor Hüther hat auch bereits Ideen, wie man Menschen motivieren kann, sich impfen zu lassen: Zum jetzigen Zeitpunkt sind – abgesehen von den genannten Berufsgruppen – kluge Anreize der bessere Weg. Ab Anfang September, wenn alle Erwachsenen ein Impfangebot hatten, sollten Schnelltests kostenpflichtig sein. Wer dann etwa ungeimpft eine Veranstaltung besuchen möchte, muss vorher einen PCR-Test machen und die Kosten dafür aus der eigenen Tasche zahlen. Außerdem ist zu erwägen, Impfunwillige bei einer Covid-Erkrankung an den Behandlungskosten zu beteiligen. Wer sich dem Solidarprinzip entzieht, sollte es selbst nicht oder nur eingeschränkt in Anspruch nehmen können.

Interessierte können neben dem Impfzentrum, das weiterhin an den Öffnungstagen (Montag, Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag) ohne Termin in der Merkur Spiel-Arena besucht werden kann, sich an unterschiedlichen Standorten in der Stadt impfen lassen. Die dezentralen Impfstellen am Hauptbahnhof, Bertha-von-Suttner-Platz, im U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee und am Flughafen Düsseldorf, Terminal A, Ankunftsebene, sind täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet. In Ergänzung dazu setzt die Stadt Düsseldorf ein mobiles Impfteam an verschiedenen, gut zugänglichen Orten in den Stadtteilen ein – beispielsweise vor Supermärkten, Baumärkten und an zentralen Ortsplätzen. Wo das Impfteam Halt macht, erfahren Interessierte unter: www.corona.duesseldorf.de/impfen

Impfen? Sehr deutlich wird Saskia Esken, Bundesvorsitzende der SPD, in der Rheinischen Post: Wir kennen die möglichen Langzeitfolgen der Covid-Erkrankung und wissen, dass die Impfung die Symptome deutlich mildert. Wer sich also mit Langzeitfolgen auseinandersetzt, sollte erst Recht zu der Überzeugung gelangen, sich impfen zu lassen. Insofern fehlt mir für Impfgegner mittlerweile das Verständnis, und ich kann nur für mehr Offenheit gegenüber einer Impfung werben. Impfen ist ein solidarischer Akt, der Leben retten kann. Screenshot: Rheinische Post vom 07. August 2021