Schwere Einbußen für die Wirtschaft – Düsseldorfer Unternehmen sollten ihre Geschäftsprozesse analysieren, neu bewerten und ggf. auch überdenken

Steigende Energiepreise, gestörte Lieferketten, gefährdete Produktionsstandorte, Wirtschaftssanktionen: Wirtschaftsexperten sehen schwere Einbußen für die Unternehmen und senken reihenweise ihre Prognosen. Die DZ Bank nahm ihre Vorhersage für den Anstieg des Bruttoinlandsproduktes in diesem Jahr von 3,0 auf 1,9 Prozent zurück, die Ratingagentur Scope von 4,4 auf 3,5 Prozent.

Die Kriegshandlungen Russlands führen zur Unterbrechung von Lieferketten. Der Transport ist eingeschränkt, die Produktion in Zulieferbetrieben fällt aus. Schon jetzt müssten die Unternehmen in Düsseldorf ihre Geschäftsprozesse und Businessstrategien analysieren, neu bewerten und ggf. auch überdenken, hieß es am Freitag (04.03.) im Podcast „Düsseldorfer Wirtschaft“. Die Mitglieder der Düsseldorfer Arbeitgeberverbände und des Außenhandelsverbandes NRW werden über die aktuellen Ereignisse stets auf dem Laufenden gehalten über das Rundschreibensystem der Verbände, über die Webseiten (unternehmerschaft.de und ahvnrw.de) sowie über Podcast- und Radiosendungen auf Antenne Düsseldorf.

Im vergangenen Jahr war das deutsche Handelsvolumen mit Russland um über 34 Prozent auf knapp 60 Milliarden Euro gestiegen. Rund 250.000 Stellen bei Unternehmen in Deutschland hingen von Exporten nach Russland ab. „Eine vollständige Isolation Russlands könnte auch den Rest der Welt ökonomisch schwer treffen. Jede Sanktion zum Schaden Russlands ist auch eine Sanktion, die dem Rest der Welt schadet“, sagt Klaus-Jürgen Gern, Experte für internationale Entwicklungen im Konjunkturteam des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel) im Gespräch mit tagesschau.de.

Auch viele Düsseldorfer Unternehmen betreiben bzw. betrieben Handel mit der Ukraine und Russland. „Unser Außenhandel blickt sorgenvoll in dieses Jahr“, sagte uns Dr. Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), heute in Berlin zur Entwicklung des deutschen Außenhandels. „Der Angriff Russlands auf die Ukraine wird tiefgreifende Einschnitte auch für den gesamten Außenhandel mit sich bringen. Auch wenn der Anteil des Außenhandels mit der Ukraine und Russland am Gesamtvolumen bei unter 3 Prozent liegt, sind die Folgen substantiell. Die stark steigenden Energie- und Rohstoffpreise werden breite Teile der deutschen Wirtschaft zusätzlich belasten. Die Lieferprobleme und Lieferengpässen werden sich punktuell verschärfen. Wir rechnen mit deutlichen Folgeproblemen im Logistikbereich durch Fahrermangel, verringerte Luftfrachtkapazitäten und weitere Engpässe bei der Seefracht“.

Der Dachverband aller deutschen IHKs, der DIHK mit Sitz im Berliner „Haus der Wirtschaft“, korrigiert seine Prognose für 2022, sieht aber noch keine Rezession.

Aufgrund des Krieges kommt es auch zu Produktionsunterbrechen in deutschen Autowerken. Es fehlen beispielsweise wichtige Teile von Zulieferern in der Ukraine fehlen.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) rechnet außerdem mit einer Knappheit und einem Preisanstieg bei Rohmaterialien. Die deutschen Auto-Hersteller haben im vergangenen Jahr etwas mehr als 40.000 Fahrzeuge in beide Länder – Russland und Ukraine – exportiert. Konkret waren es 4.100 Pkw in die Ukraine und 35.600 Pkw nach Russland. Dies entspricht 1,7% aller aus Deutschland heraus exportierten Pkw. Russland steht bei den Pkw-Exporten aus Deutschland auf Platz 18.

In Russland selbst produzierten die deutschen Hersteller 170.000 Pkw in 2021, die weitgehend auch dort abgesetzt wurden. Der Marktanteil deutscher Hersteller in Russland liegt bei knapp 20 Prozent. Die deutsche Automobilindustrie – Hersteller und Zulieferer zusammengefasst – unterhält etwa eigene 43 Fertigungsstandorte in Russland und sechs der Ukraine. Zudem gibt es weitere internationale Werke die Komponenten zuliefern.

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