Sehr eindrucksvoll: das Theaterzelt auf dem Burgplatz. Foto: Unternehmerschaft Düsseldorf
Das Düsseldorf Festival geht in diesem Jahr zum 34. Mal an den Start und wird am heutigen Mittwoch (11.09.) auf dem Burgplatz eröffnet. Das Intendantenteam Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen haben sich bemüht, ein Programm auf die Beine zu stellen, das überrascht, berührt, mitreißt, zum Nachdenken und sogar zum Träumen anregt. Zu den großen, internationalen Produktionen im Theaterzelt gesellen sich auch in diesem Festivaljahr regionale Neuentdeckungen, Highlights aus der klassischen Musik – und Spielorte, die es so noch nicht gab. WIR HABEN DEN ÜBERBLICK!
Zum Eröffnungskonzert von Chor und Orchester der Kirche St. Andreas am 12. September steht – seit Dirigent Martin Fratz 2014 sein Amt als Leiter des Andreaschores antrat – zum zweiten Mal Mozarts Requiemim Zentrum. Das Werk blieb unvollendet, da Mozart während der Fertigstellung starb. Fratz löst diesmal die Frage, wie das Fragment sinnvoll zu ergänzen ist, mit einer eigenen „Wunsch-Edition“ aus den Instrumentationen und Vervollständigungen der Mozart-Schüler Joseph Eybler und Franz Xaver Süßmayr sowie des Münchener Mozart-Forschers Franz Beyer.
Festivalleiter Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen. Foto: Unternehmerschaft Düsseldorf
Wolfram Goertz stellt in seinem Programm „Nah am Wasser gebaut“ in der Neanderkirche das kühle Nass in den Vordergrund. An gleich zwei Abenden (13. und 14. September) lässt Goertz die Musik fließen, das Spektrum reicht von Billy Joel über Frédéric Chopin zu Herbie Hancock und Robert Schumann. Neu ist, dass auch Vorschläge des Publikums mit ins „betreute Hören“ aufgenommen werden.
Die toxische, von Eifersucht und Auseinandersetzung geprägte Beziehung zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch inspirierte das Programm „Love reacts only“ des Rothko String Quartet. Am 14. September steht die Liebe also im Mittelpunkt, auf sieben Briefe Bachmanns finden die Mitglieder des Ensembles musikalische Antworten, die im Maxhaus erklingen.
Als erste afroamerikanische Komponistin klassischer Musik gilt Florence Price – gerade wird sie wiederentdeckt. Das ensemble reflector konfrontiert Price‘s mitreißenden „Folk Songs“ mit den Werken des Bach-Sohns Carl Philipp Emanuel – dessen Vater Johann Sebastian, der Meister des Kontrapunkts, fungiert hier als verbindendes Element. „In Counterpoint“ am 16. September in der Neanderkirche.
Auch in der Theaterbar wird in diesem Jahr wieder eine Bühne geboten – am 16. September für DJane Ka-Raba und Lukas Akintaya am Schlagzeug. Das Projekt „Healing Beats“ stellt ebendiese in den Fokus – Rhythmen, die heilen, die beleben, die das Bewusstsein erweitern. Die beiden Musiker*innen spüren mit Fieldrecordings, Ambient Music und Beats heilsamen Rhythmen in rituellen Kontexten nach.
Die wohl schönste Konzert-Aussicht der Stadt gibt es im Skydeck im Sign am Medienhafen! Die ukrainische Sängerin Ganna Gryniva verbindet Jazz-Elemente mit Folklore, Klassik und experimenteller Musik. Auf ihrem aktuellen Album „Kupala“ arbeitet sie mit Loops, Samples und Electronics. Zu hören am 17. und 18. September.
Die hohe Kunst des musikalischen Arrangements barocker und zeitgenössischer Werke beherrscht das Ensemble CONTINUUM nahezu meisterhaft. Solowerke von Johann Sebastian Bach stehen im neuen Projekt „Trans_Script“ im Fokus – die Musiker*Innen suchen für die Orgelkompositionen originelle Wege, das Material klanglich zu transformieren und für eine Kammermusikformation zu setzen. In der Neanderkirchesetzen sie am 19. September dafür auf ungewöhnliche Instrumente wie Zink, Viola da Gamba oder Pitch Percussion.
Stammgast beim Festival ist das Theaterkollektiv Pièrre.Vers. Nach seinem vierteiligen Zyklus „Historification“ und der Auseinandersetzung mit NS-Verbrechen in Düsseldorf befasst sich das Theaterkollektiv mit rechter Gewalt und Bedrohungen für die Demokratie in Deutschland. In „Schaf sehen“ stehen Verschwörungstheorien im Vordergrund und die Frage, wie man mit jemandem spricht, der mit Argumenten nicht mehr zu erreichen ist? Zu sehen ist die Produktion vom 20. bis zum 22. sowie vom 27. bis zum 29. September im 34OST.
Die meisten Veranstaltungen finden in dem Theaterzelt auf dem Burgplatz statt. Weitere Orte sind die Messehallen und die evangelische Stadtkirche. Foto: Unternehmerschaft Düsseldorf
Auch ein neues Format gibt es beim diesjährigen Festival zu erleben: die DJ-Sessions! DJ Tourneur, eine feste Größe der hiesigen Elektro-Szene, und die ukrainische DJane Joy wechseln sich an den Turntables ab und verwandeln die Lobby des Ruby Luna Hotels am 20. September in einen Dancefloor.
Mit „König David“ schuf Arthur Honegger ein packendes Stück biblischen Musiktheaters. Beim Festival erklingt in diesem Jahr eine selten zu hörende Fassung für ein kammermusikalisches Ensemble aus zehn Bläsern, Schlagwerk, Harmonium und Celesta. Moritz Führmann und Anna Schudt sind neben dem Düsseldorfer Kammerchor und Solistenterzett am 21. September in der Johanneskirche zu erleben, vorab werden biblische Lieder von Antonín Dvorák aufgeführt, arrangiert speziell für die am Abend auftretende Besetzung.
Das Klangkollektiv Düsseldorf hat sich vorgenommen, Oper und Konzert auf kurzweilige Art zu servieren – so auch am 21. September im Maxhaus. Das erfindungsreiche, dreiköpfige Ensemble verbindet in „Pausengespräche“ Schauspiel mit klassischer Musik – und präsentiert ein Konzertabenteuer.
HipHop-Beats und soulige Sounds klingen am 23. September durch die Theaterbar – das Düsseldorfer Duo „Tait la Ragazza“ spielen Songs ihre im Mai erschienenen Debütalbums „Doana“. Klassische HipHop-Elemente treffen auf moderne Flows, Kendrick Lamar und Travis Scott dienen als Einflussgeber, die Themen dieser Zeit spiegeln sich in den Lyrics.
Zum 200. Mal jährt sich im September der Geburtstag Anton Bruckners – ein guter Grund, das Vokalschaffen des österreichischen Symphonikers zu präsentieren. Dieser Aufgabe widmet sich der Kammerchor ars cantandi unter der Leitung von Markus Belmann am 24. September in der Maxkirche. Die Wiener-Motetten verknüpft der Chor mit Gregorianik und Werken Hildegard von Bingens.
Die Deutsche Bundesbank ist nicht der Ort, den man in erster Linie mit Konzerten verbindet – das Düsseldorf Festival ist in den Räumlichkeiten schon länger regelmäßig zu Gast. Am 25. September steht dort LELÉKAauf der Bühne – die Berliner Ethno-Jazzband um Sängerin Viktoria Leléka haucht in ihren Arrangements ukrainischen Volksliedern durch Improvisation und zeitgenössischen Settings neues Leben ein.
Jazzpianist Sebastian Gahler stellt am 26. September in der NRW-Bank sein neues Album „Electric Stories“ vor. Groove-basierten High-Energy-Jazz verspricht Gahler mit seinem Quintett ins Foyer der Bank zu holen, dafür wechselt er vom klassischen Flügel hinter eine Burg aus Vintage-Keyboards.