Monitor zum neuen Jahr 2024: Was kommt, was bleibt, was verändert sich?

Das Redaktionsteam der Unternehmerschaft Düsseldorf hat sorgfältig Reports ausgewertet und in Gesprächen mit Expertinnen und Experten, sowohl intern als auch extern, angereichert. Im Folgenden präsentieren wir einen Monitor für das Jahr 2024, basierend auf verschiedenen Quellen und Fachanalysen.

Von Christoph Sochart

Kirchensteuer: Inflation frisst Mehreinnahmen auf

Die Kirchensteuereinnahmen stehen unter Druck, da sie inflationsbereinigt 2023 fünf Prozent geringer ausfallen als im Vorjahr. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) prognostiziert, dass die anhaltende Austrittswelle und der demografische Wandel die Kirchenfinanzen weiter beeinträchtigen werden. Die Zahl der Gläubigen sank laut Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland bis Jahresende um 900.000, schreibt pioneer. Die demografische Alterung verschärft die Situation, da Rentner im Durchschnitt weniger Kirchensteuer zahlen. Der Negativtrend könnte sich zwischen 2024 und 2028 etwas abschwächen, wenn die Löhne die Inflation einholen und steuerfreie Inflationsausgleichsprämien auslaufen. Die IW-Forscher prognostizieren, dass die Einnahmen bis 2028 wieder auf 11,7 Milliarden Euro steigen könnten.

Mittelstand weiter unter Druck

Eine Umfrage des Bundesverbandes der mittelständischen Wirtschaft (BVMW) zeigt, dass über 84 Prozent der mittelständischen Unternehmen eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland in den letzten 12 Monaten verzeichneten. Etwa 43 Prozent der Befragten gaben an, dass sich die Lage ihres eigenen Unternehmens im vergangenen Jahr verschlechtert hat. Für 2024 rechnen rund 40 Prozent mit einer weiteren Verschlechterung. Besonders kleine und mittlere Unternehmen leiden unter Bürokratie, neuen Umweltauflagen, Fachkräftemangel und Unsicherheiten im Handel mit China, schreibt pioneer.

Streit um den Bundeshaushalt verunsichert die Unternehmen

Obwohl 2024 eigentlich ein Jahr der Erholung für die deutsche Wirtschaft sein könnte, bleibt die Lage schlecht. Die deutschen Unternehmen werden weiterhin mit einer schrumpfenden Wirtschaft konfrontiert sein. Der Streit um den Bundeshaushalt verunsichert die Unternehmen zusätzlich, viele halten Investitionsentscheidungen zurück. Modellrechnungen des IW zeigen, dass über 20 Milliarden Euro an Staatsausgaben wegfallen könnten, was das BIP um rund ½ Prozent drücken würde. Im schlimmsten Fall könnte sogar ein Rückgang von einem Prozent eintreten.

Deutsches Wirtschaftsmodell unter Druck

Das deutsche Exportmodell stagniert weiterhin aufgrund geopolitischer Unsicherheiten. Die Industrie wird 2024 im vierten Jahr in Folge stagnieren, nachdem sie bereits seit 2018 kaum Wachstum verzeichnen konnte. Seit zwei Jahren erhalten Unternehmen weniger Aufträge aus dem Ausland, was zu Zurückhaltung bei Investitionen führt. Die Bautätigkeit bleibt auch 2023 unter dem Niveau von 2019 aufgrund hoher Bauzinsen und Kosten. Die Dienstleistungswirtschaft zeigt hingegen eine leichte Aufwärtsbewegung. Die Inflation wird 2024 voraussichtlich nicht mehr über drei Prozent steigen, was den privaten Haushalten wieder etwas mehr finanziellen Spielraum verschafft.

Nur Deutschlands Wirtschaft schrumpft

Die Arbeitslosigkeit wird voraussichtlich auf sechs Prozent steigen, während andere große Länder wie die USA, Frankreich und China ein Wachstum verzeichnen. Die Bundesregierung wird kritisiert, die finanzpolitische Unsicherheit belaste die Unternehmen. IW-Direktor Michael Hüther betont die Notwendigkeit von finanzpolitischen Impulsen und Reformen, um die deutsche Wirtschaft zu stabilisieren.

Geschätzter durchschnittlicher Strompreis für beispielhafte Unternehmen dieser Branchen im Jahr 2023 in Euro je Megawattstunde

Weiterer Produktionsrückgang wegen der hohen Industriespreise

Die deutsche Industrie steht vor ernsten Herausforderungen aufgrund geopolitischer Entwicklungen und der Transformation zur Klimaneutralität. Der Bundesverfassungsgerichtsbeschluss zum aktuellen Bundeshaushalt erfordert eine grundlegende Prüfung aller Ausgaben. Unternehmen sind verunsichert, was die Unterstützung ihrer Transformationsbemühungen betrifft. Infrastrukturinvestitionen und Unterstützung der Industrie bei der Umstellung von Gas auf teureren Strom und grünen Wasserstoff werden als notwendig erachtet. >> Wie sich die Energiekrise und die hohe Inflationsrate auf das Wirtschaftsleben in Deutschland auswirken, beleuchtet dieses Dossier (bitte hier klicken)

Unternehmensinsolvenzen in Deutschland

Immobilienwirtschaft rutscht in die Rezession

Die Immobilienbranche in Düsseldorf erlebt zahlreiche Pleiten von Bauprojekten und Unternehmen. Die Winterbefragung 2023 im Rahmen des ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex zeigt, dass die Branche in die Rezession rutscht. Die Geschäftslage und Erwartungen sind negativ, und die Branche blickt mit großen Sorgenfalten in die Zukunft. Einzig die Aussicht auf ein voraussichtlich stabileres Gesamtumfeld gibt Hoffnung für das Jahr 2024.

Fachkräftemangel begrenzt das Wachstum

Der Fachkräftemangel verschärft sich, und die bisherige Form der Zuwanderung reicht nicht aus. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer meldet rund zwei Millionen offene Stellen. Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter wird bis 2030 um 3,9 Millionen schrumpfen. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger fordert eine verbesserte Willkommenskultur für Fachkräfte aus dem Ausland. Er warnt vor einem Wohlstandsverlust Deutschlands aufgrund des Fachkräftemangels.

So viel Prozent der 16.387 KI-Stellenanzeigen entfielen in Deutschland im ersten Quartal 2023 auf diese Einsatzbereiche

Künstliche Intelligenz wird zum Treiber der Wirtschaft

Dr. Jörg Herbers, CEO der Aachener Inform, betont, dass die Akzeptanz von Künstlicher Intelligenz mit ihrer Verbreitung und Reife zunehmen wird. Trends für 2024 sind eine intuitive Nutzung, generative Integration, Mensch-KI-Interaktion und die Ausweitung auf neue Bereiche. KI wird integraler Bestandteil von Softwareprodukten, spielt eine kollaborative und unterstützende Rolle im Zusammenspiel mit dem Menschen. Es wird erwartet, dass KI-Technologien in den Bereichen Sprache, Bild- und Tonverarbeitung vermehrt eingesetzt werden. >> Immer mehr Unternehmen in Deutschland wollen Fachkräfte mit KI-Expertise einstellen. In welchen Bereichen besonders viele Spezialisten gesucht werden, zeigt eine Studie des IW für das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Darüber lesen Sie mehr HIER!

In unserer 135. Podcastfolge blicken wir gemeinsam mit Rechtsanwalt Alexander Jarre auf ein bewegtes Arbeitsjahr zurück und wagen einen Ausblick auf arbeitsrechtliche Entwicklungen im kommenden Jahr. Von wegweisenden Gerichtsentscheidungen bis hin zu neuen Gesetzen – RA Jarre gibt Einblicke in die arbeitsrechtliche Bilanz des Jahres. HIER KLICKEN, UM ZU HÖREN!